Heft 
(1929) 1
Seite
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Dieser Arminius war es, der die Sorglosigkeit unseres Feldherrn zu einer frevelhaften Tat ausnutzte, indem er schlau berechnete, niemand sei schneller zu überwältigen, als wer nichts Schlimmes fürchte, und in den meisten Fällen sei das Gefühl der Sicherheit des Unglücks Anfang. Zuerst weihte er nur wenige, bald mehrere in seinen Plan ein. Er behauptete, es sei möglich, die Römer zu überwältigen und er verstand es, seine Genossen davon zu überzeugen. Dem Entschluß läßt er unmittel­bar die Tat folgen; er setzt die Zeit für den Ueberfall fest.-

Zuerst empörten sich einige weitab wohnende Volksstämme, so wie es verabredet worden war. Wenn nämlich Barns gegen sie zog, hofften die Germanen, ihm leichter beikommen zu können, da er annehmen mußte, er marschiere in Freundesland. Em­pörten sich aber alle plötzlich und zu gleicher Zeit, so mußte er auf der Hut sein. So geschah es denn auch. Die germa­nischen Fürsten ließen ihn vorausziehen und gaben ihm eine Strecke das Geleit, blieben dann aber zurück unter dem Vor­wand, sie wollten Hilfstruppen zusammenziehen und ihm schleunigst zur Unterstützung Nachkommen. Darauf zogen sie ihre irgendwo bereit gehaltenen Streitkräste an sich, machten die in ihren Gauen stehenden Römerscharen, die sie sich erst von Barns erbeten hatten, nieder und fielen dann über ihn selbst her, als er sich bereits inmitten unwegsamer Waldungen befand. So entpuppten sich die angeblichen Untertanen plötzlich als Feinde und setzten den Römern furchtbar zu.

Das Gebirge war reich an Schluchten und der Boden uneben; die Bäume standen dicht und übermäßig hoch, sodaß die Römer schon vor dem feindlichen Ueberfall Mühe genug hatten, Bäume zu fällen, Wege zu bahnen und wo es nötig war, Gewässer zu überbrücken. Sie hatten auch viele Wagen und Lasttiere wie in Friedenszeiten bei sich, so daß sie schon deshalb in weitausgedehnter Marschlinie dahinzogen. Zu gleicher Zeit setzte heftiger Regen und Sturm ein und brachte die Römer noch weiter auseinander. Auf dem Boden, der um die Baumwnrzel und -stämme herum schlüpfrig wurde, hatten sie keinen sicheren Tritt mehr. Baumwipfel, die vom Sturmwind abgebrochen, herunterstürzten, machten die Ver­wirrung nur noch größer. In dieser hilflosen Lage wurden die Römer jetzt auf allen Seiten und ganz plötzlich von den Ger­manen umzingelt. Da diese die Fußpfade kannten, brachen sie immer aus dem dichtesten Gebüsch hervor. Anfangs schossen sie blos aus der Ferne; dann aber, als sich bei den Römern niemand zur Wehr setzte und viele verwundet wurden, rückten