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sie dicht an sie heran. Da die römischen Truppen nämlich ohne jede Ordnung und in buntem.Gemisch zwischen Wagen und Unbewaffneten marschierten, konnten sie ihre Glieder nicht leicht schließen und waren an den einzelnen Punkten jedesmal an Zahl geringer als die angreifenden Barbaren. Sie hatten daher viel zu leiden, ohne irgendwie selbst dem Gegner etwas an- haben zu können.
Als sie einen Platz fanden, der sich, soweit es in den Waldungen überhaupt möglich war, zum Lagern eignete, schlugen sie ein Lager auf. Die Mehrzahl der Wagen und das andere nicht unbedingt notwendige Gerät verbrannten sie oder ließen es auch daselbst zurück. Am folgenden Tage zogen sie dann in etwas besserer Ordnung weiter und hatten wirklich das Glück, zu einer Lichtung zu kommen, allerdings auch nicht ohne Verluste. Auf den: Weitermarsch gerieten sie von neuem in Waldungen. Sie wehrten sich zwar gegen ihre Angreifer, aber gerade das wurde wieder ihr Verderben. Wenn sie sich nämlich ans engem Raum zusammendrängten, um in geschlossenen Gliedern, Reiterei und Fußvolk zu gleicher Zeit, gegen den Feind vorzugehen, waren ihnen die Bäume ebensosehr wie ihre Nebenmänner im Wege.
Als sie am nächsten Tage weiter zogen, goß der Regen in Strömen, und der Sturm heulte, sodaß sie weder weiter Vordringen noch festen Fuß fasseu oder von ihren Waffen überhaupt Gebrauch machen konnten; denn Pfeile, Wurfspieße und Schilde waren durchnäßt und nicht mehr gut zu gebrauchen. Den Feinden dagegen, die, zumeist leicht bewaffnet, ungehindert nach Belieben vor und zurückgehen konnten, machte ein solches Unwetter wohl weniger zu schaffen. Außerdem waren sie den Römern an Zahl weit überlegen; denn auch von denen, die anfangs gezögert hatten, waren jetzt viele, wenigstens um Beute zu machen, noch erschienen, So konnten die nunmehr schwächeren Römer — hatten sie doch schon in den bisherigen Kämpfen starke Verluste erlitten — um so leichter umzingelt und niedergemetzelt werden.
Die Folge davon war, daß Varus und die obersten Offiziere aus Furcht, lebendig gefangen zu werden oder durch der verhaßten Feinde Hand zu fallen — verwundet waren sie nämlich schon — eine traurige, aber durch die Not gebotene Tat vollbrachten, indem sie sich in ihre eigenen Schwerter stürzten.
Als das bekannt wurde, dachte niemand mehr, wenn er auch noch Kräfte hatte, an Widerstand. Die einen folgten dem Beispiele ihres Feldherrn, die andern warfen die Waffen weg