Heft 
(1929) 1
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sind verfertigt worden: Antependien, Decken, Meßgewänder und kostbare Stickereien. Wir finden noch heute Zeugnisse davon in Heiligengrabe:

ein Antependium mit Wappen, Ornamenten und Tierdar­stellungen;

ein Antependium mit Tierdarstellung und Schrift;

ein Bruchstück: Streifen mit Schrift;

ein Fries;

eine Leinenstickerei mit einer Darstellung der klugen und der törichten Jungfrauen;

ein sogenanntes Hungertuch in prachtvoller Ausführung.

Sie gehören sämtlich vermutlich noch dem 13. Jahrhundert an. Auch für die Kirchen der Umgebung, namentlich für die Kirchen Heiligengraber Patronats, sind, wie ein Antependium in der Kirche zu Sadenbeck beweist, solche Stickereien angesertigt worden.

Zum Arbeitsbereich der Nonnen gehörte, wie wir sahen, auch die Erziehung und der Unterricht derweltlichen Jung­frauen", eine Tätigkeit, deren allgemeine Wertschätzung besonders in der Parteinahme des Adels und der Städte während des Streits um die Einführung der Reformation deutlich wird. Ob diese Jungfrauen wie in Diesdorf von einzelnen Nonnen ausgenommen und verpflegt wurden, oder ob sie im Kloster selbst ausgenommen nud gemeinsam unterhalten wurden, läßt sich für Heiligengrabe nicht erkennen. Daß sie uns nicht in den Zinsregistern begegnen, läßt das erste wahrscheinlicher er­scheinen. Leider läßt sich keineswegs erkennen, welche Mittel für ihren Unterhalt durch die Eltern aufgebracht werden mußten und in welcher Art ihre Erziehung geschah. Vermut­lich wurden sie, wie es allgemein üblich war, mit 10 Jahren ausgenommen. Es war ihnen allgemein freigestellt, später die Aufnahme in den Konvent nachzusuchen oder das Kloster wieder zu verlassen. Im Kloster hielt man sie zu gottesfürchtigem Leben an und unterwies sie daneben besonders in den weib­lichen Künsten.

Wenn wir das alles überblicken, so müssen wir gestehen, daß es den Nonnen an Arbeit nicht gefehlt hat, daß sie viel­mehr nach der Vorschrift ihrer Regel in umfassender Weise schaffend tätig waren im Dienst an ihren Mitmenschen.

An dieser Stelle sei auch auf einen in diesem Jahr erschienenen Roman von Carl WildbergPetrus Couradi"