130 Otis 26(2019) Außerdem weisen Steppenmöwe, Fischadler, Brachpieper, Wiedehopf und Drosselrohrsänger Bestandsanteile von mindestens 50 % auf. Bei der Betrachtung der Hauptlebensräume in Brandenburg und der Bestandstrends von 1995 bis 2016 zeigten 175 der 185 regelmäßigen Brutvogelarten statistisch gesicherte Trends. Wie schon bei der Vorgängerliste 2008 gibt es ein sehr unterschiedliches Bild zwischen den vier Hauptlebensräumen, allerdings durchgehend mit der Tendenz einer Verschlechterung: Den Brutvogelarten der Gewässer geht es vergleichsweise gut, hier überwiegen weiterhin die Arten mit zunehmenden Trends: 30 Arten zeigten mehr als 1 % jährliche Zunahme. Allerdings hat sich die Zahl der Arten mit abnehmenden Trends erhöht: gegenüber 2008(16 Arten) nehmen nun 23 Arten mehr als 1 % jährlich ab.Besonders starke Rückgänge gab es bei Beutelmeise, Rohrschwirl, Schlagschwirl, Rohrammer, Graureiher, Kormoran, Schwarzhalstaucher, Haubentaucher, Blässhuhn, Reiherente und Tafelente. Den Brutvogelarten der Wälder geht es insgesamt relativ gut- 24 Arten mit Zunahmen stehen 26 Arten mit Abnahmen gegenüber. Vor zehn Jahren war es etwa umgekehrt. Starke Abnahmen gab es bei den zuvor noch häufigeren Arten wie Wintergoldhähnchen, Heckenbraunelle, Zwergschnäpper, Gimpel, Waldwasserläufer und Wespenbussard, wobei der Rückgang beim Wintergoldhähnchen, dessen Bestand vor zehn Jahren noch stabil war, besonders dramatisch ist. Deutlich schlechter geht es den Brutvogelarten im städtischen und dörflichen Siedlungsbereich : Die Bestandstrends nehmen für die Hälfte der 28 siedlungstypischen Brutvogelarten stark(n=8) bzw. sehr stark(n=6) ab, während nur ein Viertel der Arten(n=7) einen zunehmenden Trend aufweist. Betroffen sind vor allem die Gilden Gebäudebrüter mit Schleiereule, Dohle, Turmfalke, Mehlschwalbe oder Mauersegler sowie die samenfressenden Arten wie Haubenlerche, Stieglitz, Bluthänfling, Feldsperling oder Grünfink. Noch dramatischer sieht es bei den Brutvogelarten der Agrar- bzw. Offenlandschaft aus, und dies trotz des bundesweit relativ hohen Flächenanteiles an Europäischen Vogelschutzgebieten (22 % der Landesfläche) und Großschutzgebieten. Mittlerweile weisen 61 % der 54 Brutvogelarten der Agrar- und Offenlandschaft stark und sehr stark abnehmende Trends auf- vor zehn Jahren waren es „nur“ 45 %. Insbesondere sind die überwiegend insektenfressenden Arten und die des Feuchtgrünlandes betroffen, während bodenbrütende Arten und Langstreckenzieher überraschenderweise nicht herausragen. Die„klassischen“ Wiesenbrüterarten des Feuchtgrünlandes wie Brachvogel, Uferschnepfe, Rotschenkel, Bekassine oder Tüpfelsumpfhuhn stehen mittlerweile alle in der höchsten Gefährdungskategorie(„Vom Aussterben bedroht“); der Kampfläufer ist nunmehr ausgestorben. Neben diesen Arten weisen auch Arten wie Wiesenpieper, Schafstelze, Feldschwirl, Neuntöter, Sperbergrasmücke, Wendehals, Turteltaube Steinschmätzer oder Braunkehlchen stark abnehmende Trends auf. Bezüglich Bestandstrends und Zugstrategie lässt sich feststellen, dass die Standvögel bzw. Teilzieher eine leicht günstige Situation und die Zugvogelarten Abb. 1 und 2: Das Rebhuhn und der Kiebitz sind bereits großflächig aus der brandenburgischen Agrarlandschaft verschwunden. Fotos: M. Putze. Fig. 1 and 2: Partridge and Lapwing are among the farmland birds that have widely disappeared in agricultural areas of Brandenburg.
Heft
(2019) 26
Seite
130
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