Heft 
(2019) 26
Seite
131
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Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg 131 eine überwiegend ungünstige Situation aufweisen, wobei die Langstreckenzieher-Arten überproporti­onale Abnahmen aufweisen, was auf grundlegende Probleme auf dem Zugweg und im afrikanischen Winterquartier hindeutet. DasLangstreckenzieher­Problem ist bei den Agrarvogelarten am wenigsten ausgeprägt – ein Indiz dafür, dass die Ursachen ihrer teils dramatischen Bestandsrückgänge bei uns im Brutgebiet liegen. Nur durch die Mitarbeit von mehr als 250 ehren­amtlichen und zum geringen Teil auch hauptamtlichen OrnithologInnen an den Brutvogelmonitoring-Pro­grammen häufiger und seltener Arten ist es möglich, jährlich die notwendigen Bestandsdaten zu ermitteln, die man für zuverlässige Trendauswertungen und auch zur Erstellung der Roten Liste der Brutvögel be­nötigt. Für die meist langjährige Mitarbeit bei Vogel­monitoring und-schutz gilt den vielen Beteiligten ein ganz besonderer Dank ! Die Witterung im Jahr 2018 und auch im ak­tuellen Jahr 2019 lässt erwarten, dass für die Landwirtschaft künftig mehr als bisher die aktive Bewässerung von Ackerflächen in Erwägung gezo­gen wird. Dies wird auch seitens der Branche forciert. Für die ohnehin unter starkem Druck befindliche Vogelwelt der Agrarlandschaft(z. B. W ahl et al. 2015) wird damit ein weiterer Einflussfaktor an Bedeutung zunehmen. Bisher liegen nur wenige Informationen über mögliche Auswirkungen vor; sie zeigen am Beispiel des Ortolans Beeinträchtigungen des Brut­erfolges( B ernardy et al. 2006). Dabei kamen jedoch vor allem Wurfregner zum Einsatz, die schon durch die Schärfe des Wasserstrahles Bruten vernichten können. Zu den moderneren Sprühregnern scheinen bisher keine Untersuchungen vorzuliegen. Die Art der Wasserverteilung könnte für Bruten schonender sein, aber sofern Vögel bei Annäherung der Anlage ihren Brutplatz verlassen, wäre dieser längere Zeit dem kalten Wasser ausgesetzt. Die Länderarbeitsge­meinschaft der Vogelschutzwarten will sich dieses Themas annehmen und ruft auch die Wissenschaft zur Unterstützung auf. Ein erstes mit einem Betreiber vereinbartes Monitoring zu drei in einer rechtlichen Grauzone genehmigten Anlagen(Abb. 3) gibt es seit 2017 im EU-VogelschutzgebietHavelländisches Luch(Brandenburg). Für Rastvögel gibt es offenbar keine Probleme; sie nähern sich den im Winterhalb­jahr ruhenden Anlagen auf geringe Entfernung an, und Greifvögel nutzen sie regelmäßig als Sitzwarte. Unter den Zielarten des Schutzgebietes gab es bis­her keine auswertbaren Bruten von Großtrappe und Wiesenweihe; singende Ortolane wurden in ihrer Abb. 3: Beregnungsanlage(Kreiselregner) im EU-VogelschutzgebietHavelländisches Luch. Foto: Archiv Vogel­schutzwarte. Fig. 3: Irrigation system inHavellaendisches Luch Special Protection Area.