Heft 
(2019) 26
Seite
133
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Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg 133 trappenschutz 2019). Sie betrachtet nach einem allge­meinen einleitenden Teil umfassend die rechtlichen Grundlagen, das gegenwärtige ökologische Potenzial im Zerbster Ackerland unter Berücksichtigung von Fragmentierung, Ungestörtheit und derzeitiger Nut­zung, die bereits vorhandene Schutzgebiete und die strategischen Ansätze für eine aktive Wiederansied­lung. Auch die Erfahrungen des englischen Wieder­ansiedlungsprojektes wurden berücksichtigt. Sobald erste relevante Grundlagen vorlagen,wurden auch die Landnutzer einbezogen, sozioökonomische Auswir­kungen betrachtet und die Akzeptanz eruiert. Allein die frühe Einbeziehung dieses Personenkreises war akzeptanzsteigernd. Ein erstes Treffen mit den Land­wirten in Steckby, der Wiege des Großtrappenschut­zes in der DDR, fand unter Mediation durch Albrecht Lindemann, den Pfarrer vom Pfarramt Zerbst statt. Die langfristige fruchtbare Zusammenarbeit zwi­schen Landwirtschaft und Naturschutz in den ande­ren Gebieten war eine vertrauensbildende Grundlage für diese Auftakt-Veranstaltung. Der Verlauf machte Hoffnung für die weiteren Schritte zur Wiederbele­bung der Großtrappen-Tradition im Zerb­ster Acker­land. Am 23.März 2019 lud die Staatliche Vogelschutz­warte zu einem Treffen der Schreiadler-Horstbe­treuer nach Vietmannsdorf(Uckermark) ein. Kurz vor der Rückkehr der Adler aus Afrika sollten In­formationen ausgetauscht und Motivation geweckt werden. Unter den allgemeinen Informationen zum Status der Population ist insbesondere der kleine Anstieg von 22 Paaren 2015 auf 26 im Jahr 2018 be­merkenswert, der allerdings nicht zur abnehmenden Reproduktion passt und daher nur durch Zuwan­derung und/oder das Projekt Jungvogelmanage­ment erklärt werden kann(T. Langgemach). Über diesen Teil des brandenburgischen Schutzprojektes berichteten K. Graszynski und A. Hinz. Seit 2004 wurden 106 zweitgeborene Jungvögel vor dem Tod durch den arteigenen Kainismus bewahrt und nach Handaufzucht wieder der Population zugeführt. Die natürliche Reproduktion wurde dadurch um 61 % gesteigert. Nach unserer Kenntnis wurde weltweit bei keiner anderen Vogelart diese Methode der Be­standsstützung in solchem Maße praktiziert, zudem erfolgreich. Über den Abschluss und die großartigen Ergebnisse des LIFE-Projektes im Biosphärenreser­vat Schorfheide-Chorin berichtete B. Herold: 490 ha Fläche wurden durch Kauf, Umwidmung oder Ge­stattung dauerhaft für die Art gesichert. Insgesamt 350 ha Nahrungsflächen werden fortan dauerhaft schreiadlerfreundlich bewirtschaftet, mehr als die Hälfte davon als Umwidmung von Acker in Grün­land. Weitere Ergebnisse sind 5 400 m Grabenver­schlüsse sowie 104 punktuelle Baumaßnahmen im Wald mit hydrologischer Verbesserung von 51 Kleingewässern und Mooren und nicht zuletzt die großflächige Renaturierung der Sernitz-Niederung. U. Kraatz recherchierte im Rahmen des Projektes frühere Vorkommen des Schreiadlers in der Region. Ergebnisse der Satelliten-Telemetrie von Adlern aus dem Jungvogelmanagement stellte B.-U. Meyburg vor. Diese Ergebnisse sind teilweise bereits publiziert ( M eyburg et al. 2017). Eine wichtige Erkenntnis ist, dass ein rechtzeitiger Abzugstermin bedeutsamer ist als der StatusNaturbrut gegenüberAuswilde­rung, denn die Jungvögel sind bei der Orientierung auf die erfahrenen Altvögel angewiesen. Unter den 51 aus Lettland stammenden Jungvögeln wurden 18 mit Satellitensendern ausgestattet; von diesen ist kein einziger nach Lettland zurückgekehrt. Über die Gefährdungslage im Nahen Osten und aktuelle Schutzaktivitäten auf diesem Teil des Zugweges be­richtete T. Krumenacker. Durch eine weitere Personalkürzung mussten wir mit großem Bedauern Anne Grohmann als neue Mitarbeiterin der Vogelschutzwarte anstelle von Bir­git Block() im April 2019 wieder verabschieden. Leider war es nicht möglich, ihre Personalstelle über zwei Jahre hinaus zu erhalten, so dass die Vogel­schutzwarte nun eine Mitarbeiterin weniger hat. In der Kürze der Zeit hatte sich Anne hervorragend in die vielfältigen Verwaltungsaufgaben des Landesam­tes für Umwelt eingearbeitet, hatte ein breites Spek­trum von Aufgaben in Vogelschutz und -monitoring übernommen, alle Arbeiten im Zusammenhang mit Praktikanten und dem Bundesfreiwilligendienst koordiniert, Präparationsanträge für die besonders geschützten Arten erstellt und sich der Öffentlich­keitsarbeit und Besucherbetreuung gewidmet. Für ihr stetiges Engagement und ihre überaus wertvolle Hilfe bei der Arbeit der Vogelschutzwarte sind wir ihr sehr dankbar! Wir freuen uns, dass sie durch den Förderverein Großtrappenschutz e. V.aufgefangen wurde und sich zumindest in diesem Projekt weiter engagieren kann.