Heft 
(2020) 27
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84 Otis 27(2020) 480–580 Revieren. Dieser liegt noch deutlich un­terhalb der hochgerechneten Zahl von 680 Revieren (siehe oben), was wohl daran liegt, dass in letztge­nannter Zahl die sehr dicht besiedelte Fläche Nie­derer Fläming/Luckenwalde eingegangen ist(nicht aber in die Trendermittlung). Bei Berücksichtigung einer möglichen Dunkelziffer bei der Erfassung (siehe oben) kann man für 2015/16 vielleicht einen Landesbestand zwischen 500 und 850 Revieren an­nehmen. Die Auswertung der Probeflächenerfassung 2015/16 lag bei der Erstellung der Roten Liste Bran­denburgs( R yslavy et al. 2019) noch nicht vor. Wäre dort eine Bestandsgröße von 500–850 Revieren angenommen worden, hätte dies aufgrund der Ein­stufungskriterien zu einer Einstufung der Hauben­lerche alsvom Aussterben bedroht(stattstark gefährdet) geführt. Daten zum überwiegend starken Rückgang der Haubenlerche in den Regionen Brandenburgs wur­den bereits von M ädlow & R udolph (2008) präsen­tiert. Ergänzend seien hier nur beispielhaft weitere Angaben für Regionen genannt,aus denen Daten aus früheren Jahren vorliegen. In den Altkreisen Angermünde und Schwedt wurden 1999 noch 71 Reviere festgestellt, der Rück­gang betrug bis 2016 also 49 %. In den benachbarten Altkreisen Beeskow und Lübben wurden 2000 insgesamt 101 Reviere kartiert ( H aupt & N oah 2001), der Rückgang lag also bei 93 % in 15 Jahren. Für das Gesamtgebiet der Altkreise Frankfurt Stadt und Eisenhüttenstadt Stadt und Land(537 km 2 ) schätzte H.-P. Grätz den Bestand um 1985 auf 220 Reviere, davon 70–80 in Frankfurt und 85–95 in Ei­senhüttenstadt. Bei der Atlaskartierung 2005–2009 wurden in Eisenhüttenstadt noch 8 Reviere ermittelt, 2015 wohl nur noch eines(H.-P. Grätz briefl.). Die Stadt Frankfurt beherbergte in den 90er Jahren noch 20–30 Reviere( B ecker 2000). Das letzte Brutzeitvor­kommen wurde 2009 ermittelt(J. Becker briefl.). Der Raum Zeschdorf beherbergte 2008 noch 20 Reviere(H.Haupt in H aupt et al.2018),es erfolgte also innerhalb von sieben Jahren ein Rückgang um 55 %. Die Stadt Cottbus beherbergte 1991 noch 30–40 Reviere(R.Beschow laut K rüger in ABBO 2001) – bis 2015 ging der Bestand also um 80–90 % zurück. Der Raum Großräschen–Lauchhammer–Schwarz­heide–Senftenberg war in den 90er Jahren noch von 30–40 Revieren besiedelt(W.Blaschke laut K rüger in ABBO 2001). Heute fehlt die Art dort. Für den Altkreis Luckenwalde(560 km 2 ) gibt P. Schubert(pers. Mitt.) für den Zeitraum 1984 –1994 einen Bestand von mindestens 53 Revieren an(die bei K rüger in ABBO 2001 genannten 10 Reviere 1994 beziehen sich nur auf das Stadtgebiet Luckenwalde). Das Gebiet ist fast vollständig in der Probefläche Niederer Fläming/Luckenwalde enthalten; hier wur­den 2015/16 30 Reviere erfasst(W. Suckow) – also ein vergleichsweise moderater Rückgang über einen langen Zeitraum. Im Altkreis Belzig wurden Mitte der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre bis zu 100 Reviere und An­fang der 90er Jahre mindestens 88 Reviere angege­ben. 2004 waren es 61( S chubert 2005) und 2015 nur noch 26 Reviere. Für ganz Brandenburg wurden um 1980 noch 6 000 Reviere und Ende der 1990er Jahre 2 500–3 000 geschätzt( N icolai 1993, K rüger in ABBO 2001). Das Vorkommen im Niederen Fläming Während 2004 noch in mehreren Regionen Bran­denburgs ähnliche großflächige Siedlungsdichten wie 2015/16 im Gebiet Niederer Fläming/Luckenwal­de erreicht wurden( M ädlow & R udolph 2008), stellt dieses Vorkommen in Brandenburg aktuell wohl den Dichteschwerpunkt dar.Als herausragende Brutregi­on dürfte das Gebiet auch überregional Bedeutung haben.Die besonders dichte Besiedlung konzentriert sich auf ein streifenförmiges, ackerbaulich genutz­tes Gebiet im Niederen Fläming etwa zwischen den Ortschaften Marzahna und Dahme(Abb. 2). Dieses Schwerpunktgebiet deckt sich sehr gut mit dem ein­zigen brandenburgischen Vorkommen des Boden­typs Lessivé aus Sandlöss. Dabei handelt es sich um eiszeitliche, durch Verwehungen entstandene Böden vorwiegend aus Schluffmaterial mit mittlerer Korn­größe(zwischen Sand und Ton). Sie weisen eine gute Wasserspeicherkapazität auf und sind für branden­burgische Verhältnisse mit Ackerzahlen um 50–60 sehr fruchtbar(MLUV& Naturschutzfonds 2005). Dies deckt sich gut mit Angaben von S chifter (in G lutz von B lotzheim & B auer 1985), wonach Hauben­lerchen sandige Lehm- und lehmige Sandböden mit Feinerdeanteil gegenüber reinen Sandböden und schweren Lehm- und Tonböden bevorzugen.