Nachrufe Otis 27(2020): 142 – 145 Kai Lüddecke(30.07.1945 – 03.07.2020) Es gibt Tage mit Nachrichten, die man nicht zur Kenntnis nehmen möchte. So geschehen, als wir Anfang Juli vom Tod unseres Freundes und Ornithologen Kai Lüddecke erfuhren. Für die Avifaunistik von Berlin und Brandenburg und speziell für die Feldornithologie ein schmerzlicher Verlust. Mit Kai verliert unsere Region einen seiner höchstqualifizierten Feldornithologen – im Grunde ein Hobbyornithologe mit bewundernswerter, reicher und sicherer Artenkenntnis zu Vögeln der Paläarktis und darüber hinaus. Am 03. Juli 2020 verstarb Kai Lüddecke kurz vor Vollendung seines 75. Lebensjahres im Beisein seiner Ehefrau Gizela. Seit längerer Zeit kämpfte er gegen eine schwere Krankheit an. Die damit verbundenen Misslichkeiten hielten ihn aber nicht davon ab, dennoch mit aller Ernsthaftigkeit und Korrektheit seinen geliebten Gefiederten nachzuschauen. So dokumentierte er auch seine letzte Beobachtung eines seltenen Vogels vom Mai diesen Jahres noch in gewohnter Klarheit und veranlasste, dass die Meldung die AKBB erreichte. Als jüngster Spross dreier Geschwister wurde Kai Lüddecke am 30. Juli 1945 in Falkensee geboren und verbrachte seine ersten Kindesjahre in Finkenkrug, einem Ortsteil von Falkensee. Schon im frühen Kindesalter entwickelte sich sein großes Interesse für die Erkundung der Natur. Sein Vater, selbst vogelkundig, bestärkte seinen jüngsten Sohn und schenkte ihm ein Fernglas. In den 1950er Jahren siedelte die Familie nach Berlin-Willmersdorf um. Für Kai als Kind- vom Empfinden her ein Kulturschock, vom kleinstädtischen naturnahen Paradies in die Großstadt Berlin. Er blieb seinen Interessen und Neigungen aber treu und versuchte sich immer wieder die Freiräume zum Ausleben seines Hobbys zu schaffen. Dabei nutzte er die regelmäßigen Sommerreisen der Familie an die Nordsee, um seine Bestimmungskenntnisse an Vögeln zu schärfen. Besonders die Kai Lüddecke im deutschen„Mekka“ für Feldornithologen, Helgoland Oktober 2018. Foto: G. Lüddecke. Region Nordfriesland war auch später immer mal wieder Ziel seiner innerdeutschen Exkursionen und natürlich Helgoland(Abb.). Die Schule absolvierte er bis zum Abiturabschluss. Danach folgten einige Semester Studium Biologie und Zoologie, das er allerdings nicht zum Abschluss brachte. Im Jahr 1968 unternahm er mit seinem älteren Bruder eine Schiffsreise nach Grönland bis weit in den Norden der Insel. Es waren vielleicht diese Eindrücke von Freiheit, Freiraum und Ungebundenheit, die er in dieser Landschaft empfand und zu seinem
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(2020) 27
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142
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