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Felsengräber schmückt, und während es hier zu einem christlichen Symbol gestempelt erscheint, wird es im heidnischen Norden den Verstorbenen als Heilszeichen mit in den Sarg gegeben. Es gibt da einen wunderbaren Fund in Obermöllern in Thüringen. Hier wurden Merowingergräber aufgedeckt, Körperbestattungen. Das eine dieser Gräber erwies sich nach seinem Inhalt als das einer priesterlichen Frau. Unter den anderen Beigaben, die es schmückten, fand sich auch ein goldenes Amulett, eine kleine goldene Scheibe mit Oese, auf der sich ein Pfostenkreuz mit vier rechtswendigen Hakenkreuzen in den vier durch das Kreuz freigebliebenen Ecken fand. (Abb.2). Es ist dies genau die Form des späteren sogenannten Jerusalemkreuzes, dessen eigentliche Herkunft
Abb. 1. Anhänger aus dem Grab einer germanischen Priesterin, Obermöllern in Thüringen.
man nicht kennt. Nur daß bei dem Jerusalemer Kreuz die Hakenkreuze durch kleine Kreuze ersetzt sind, die man später als die vier Wundenmale Christi deutete. Und hier führt wieder ein Weg in unsere Heimat. Das Stift Heiligengrabe führt als seinen Orden das Jerusalemer Kreuz. Das Zeichen, mit dein die merowingische Priesterin beigesetzt wurde, ist ein Glaubenssymbol ihrer späten, späten Nachfahrinnen geblieben. Hier mutz freilich ergänzend hinzugefügt werden, daß dies Symbol nicht immer mit dem Kloster verknüpft gewesen ist. Erst Friedrich Wilhelm IV. fand es richtig, daß das Kloster zum Heiligen Grabe dasselbe Zeichen führen solle, das die heilige Stätte in Jerusalem führte. Er stiftete den Orden, der jetzt über dem Kirchenportal der alten Klosterkirche eingemeißelt ist.
Dennoch — wir finden das uralte Zeichen des Hakenkreuzes auch im Mittelalter zu Beginn unserer Klosterzeit in Heiligengrabe. Ein ungemein seltenes und bedeutsames Stück aus dem 14. Jahrhundert ist erhalten, eine Stickerei. Es ist ein sogenanntes Hungertuch. Das ist ein Tuch, das in der Fastenzeit über die Heilsgüter der Kirche gebreitet wurde, über Kruzifix und Altar. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es in Heiligengrabe von den Klosterfrauen selber gearbeitet worden, und zwar ist auf dem