Die holländischen und preußischen Messing-- dosen des 17. und 18. Jahrhunderts.
Von Otto Tschirch. *)
/Ls handelt sich bei den Gegenständen, die wir im folgenden betrachten wollen (und zu deren Anschauung die kleine Ausstellung beitrug, die wir gelegentlich des damals von mir gehaltenen Vortrags dank dem Entgegenkommen des Märkischen Museums aus den Beständen seiner Sammlungen zusammenstellen konnten) nicht um Werke hoher Kunst, sondern vielmehr um die Dinge täglichen Gebrauchs, die aber doch von dem Geist und der Gesittung vergangener Zeiten erzählen und uns einen tiefen Blick in das bürgerliche Leben unseres Volkes und seiner Nachbarn tun lassen. Es sind die messingnen Tabaksdosen; die größeren für das geschnittene Kraut zum Pfeiferauchen, die kleineren zum Schnupfen gebraucht. Die große Zahl, die sich heute noch hier und da bei uns auftreiben lassen, gibt einen lebhaften Begriff von der Macht, mit der in der ersten Zeit das Tabaktrinken, wie man es nannte, von der Bevölkerung Europas Besitz ergriff, nachdem man einmal in der Neuen Welt die Tabakpflanze und ihren Genuß bei den Indianern kennen gelernt hatte. Aus Lissabon hat dann bekanntlich der portugiesische Gesandte Frankreichs äean I^icot, von dem die Pflanze ^icotiarm und das verführerische Gift dllLOlm genannt worden ist, den Tabak nach Frankreich gebracht, wo er zunächst als Heilkraut Verwendung fand. Aber schon am Ende des 16. Jahrhunderts brachten Spanier und Engländer die Sitte des Tabakrauchens nach den Niederlanden, wo dann dieser Genuß das ganze Volk ergriff und jahrhundertelang vor allem herrschend wurde. Schon um 1600 singt der holländische Dichter ^en Lots: „Ln lieett inatroos alleen een pijp tobali Zesctionken, tiej kriKgt een troelick Kart, als v/ar em VVijn ZesLllonken." Seitdem nahm die Leidenschaft des Tabakgenusses vor allem in Holland, aber auch in den anderen
0 Der hier abgedruckle Vortrag wurde auf der Herbsttagung der Vereinigung Brandenburgiscyer Museen am 4. Oktober 1931 im Märkischen Museum zu Berlin gehalten und durch eine Ausstellung des reichen Bestandes alter Messingdosen dieses Museums, den der Verfasser zu diesem Zwecke geordnet hatte, erläutert. Am Schluffe sind die für die Zeitstimmung bezeichnenden Reime der Iserlohner Dosen auf Friedrich den Großen angefügt.