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der Schiffahrt, aber es entspricht der Behaglichkeit des Tabakgenusses, daß auch heitere Geselligkeit, Rauchergruppen, die Weidmannsfreude, Zechgelage und Liebesszenen den Gegenstand der Bilder bilden. Wie auf Franz Hals', Terriers' und Breughels Gemälden tritt hier die derbe niederländische Volksnatur offenherzig zu Tage, aber neben wüsten Orgien im Bachns- und Venusdienst tritt der strenge Bußprediger und das Gebet der Frauen, und das Auge Gottes schaut strafend auf die frechen Sünder herab.
In künstlerischer Ausführung steigert sich das Vermögen der Hersteller. Während die ältesten Stücke eine große Einfachheit zeigen, die Kerk^vijk zu der Auffassung bringt, zuerst möchten die Raucher die Dosen mwerziert gekauft und erst selbst graviert haben, sind die späteren Stücke mit größerer Geschicklichkeit und höherer Kunst verfertigt und mit reichen und geschmackvollen Ornamenten ausgestattet. Eine besondere Gruppe unter ihnen bilden die Kalenderdosen, die eine praktische Kalendertabelle auf beiden Seiten und Brustbilder der Stifter des Julianischen und des Gregorianischen Kalenders enthalten. Einige der holländischen Dosen beziehen sich auf politische Ereignisse. Einen besonders tiefen Einschnitt in der niederländischen Geschichte bildet das Jahr 1747. Jahrhundertelang geht ja in Holland der Kamps zwischen der aristokratischen Partei der reichen Kaufherren und Stadtmagistrate, die die reine Republik erstreben und das verdiente Geschlecht der Oranier zur Ohnmacht verurteilen wollen und ihnen gegenüber das niedere Volk, das vor allem in Zeiten der Not immer wieder die Fahnen der Erbstatthalter erhebt. So hatte das Volk einst, als Holland 1672 in Not war, öeun cie Witt in Stücke zerrissen und Wilhelm III. an die Spitze des Staates gestellt. So hat wiederum, als 1747 die Franzosen in Niederland einfielen, der niederländische Löwe sich erhoben und Wilhelm IV., den Statthalter von Friesland, als Retter begrüßt. Das klingt auf den holländischen Dosen wieder, und wir werden den gleichen Wiederhall aus den in Deutschland verfertigten Dosen finden.
Einen ganz anderen Eindruck machen die preußischen Dosen, mit denen Iserlohn den ganzen preußischen Staat versorgte. Am 2. April 1765 hat Friedrich der Große die dortige Messingdosen- oder Kesselfabrik bevorrechtet. Leider ist die Auskunft, die ich von Iserlohn erbeten habe, sehr dürftig ausgefallen, und so muß ich mich im wesentlichen darauf beschränken, das anzugeben, was die kleinen Kunstwerke uns selbst erzählen Während auf den holländischen Dosen niemals der Name eines Künstlers steht, haben die Iserlohner Stempelschneider ihre Namen gern verewigt, und es treten vor allem die Künstler Joh. Heinrich