Heft 
(1932 - 1933) 1
Seite
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eine bloße Aneinanderreihung von einfachen Buchstaben, sondern aufeinander bezogen ein sinnvoller Zusammenhang, ein sinnvolles Ganze, ein Bericht. Im Laufe vieler Jahre verlor sich der Wortwert einer Rune, es blieb weiter nichts als das Schriftzeichen" übrig, das nur noch den Wert eines einzelnen, einfachen Buchstabens hatte. Diese Schriftreihe ist uns nach jahrhundert- und -tausendwährenden Umänderungen in unserem Alphabet" erhalten.

Wenn wir nun heute auf den holzgeschnitzten Spinnrocken­aufsätzen unserer dörflichen Bauernkultur dieseeigenartigen", eingeschnitzten und mit Blei ausgegossenen Zeichen finden, so müssen wir feststellen, daß den Holzschnitzern der ursprüngliche Sinnzusammenhang der Zeichen, ja, das Erkennen überhaupt als Runen, schon längst verloren gegangen ist. Trotzdem aber erhält sich die getreue, allerdingsgeistlose" Nachahmung von Vorbildern viele Jahrhunderte hindurch, trotz mancherlei Kriegs­wirren, Völker- und Religionswandlungen. Obgleich den Her­stellern der Schnitzereien der ursprüngliche Sinnzusammenhang fehlt, so ist derselbe aber doch noch erkennbar und auch deutbar. Es ist möglich, zwischen den Zeichen und Schnitzereien eine Verbindung mit urnordischer Weltanschauung und alter, göttlich­heiliger Verehrung und Achtung vor der Flachsbaukultur zu finden.

Betrachten wir die Zeichen aus Abb. 1. 1. Reihe von links nach rechts: Anfangsbuchstaben des Besitzers und Jahreszahl.

2. Reihe, 1. die beiden Jahreshälften (Saat, Ernte Ver­

arbeitung des Flachses).

2. das Jahrzeichen, Mittwinter- und -sommerzeichen, Lebenswende und Erneuerung.

3. pa- oder ka-Zeichen, die Bezeichnung des 1. Monats im neuen Jahr.

4. ock- (ockii oder ockal) Rune, die Lebensrune, der Besitz.

3. Reihe, 1. inZ-Rnne, Zeugungsrune; abstammend, gezeugt von.

2. Ka-Zeichen, die Hand des Auferstehenden, der Sounenheber.

3. das Herz der Mutter Erde.

4. Jahreshälfte mit dem ociil-Zeichen oder: das aus dem I, der Wiuterwende, hervorragende neue Leben!

4. Reihe, 1. ociii-Rune.

2. inZ- oder Zeugungsrune (eckige Form, hervor­gegangen aus der vorigen in§-Rnne.