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Wie war nun die technische Herstellung? Das Gesamtrohr wurde aus 6 Teilen zusammengesetzt, die einzeln gegossen waren. Die Dünnheit der Wände hat sich bei modernen Versuchen, selbst mit technisch so fortgeschrittenem Verfahren wie Sturzgusz, nicht erreichen lassen. Bei den Mundstücken sind die Nohrwände 0,75 mm und noch dünner. Zunächst wurde ein Tonkern geformt, der genau in Größe und Gestalt dem Röhrenraum entsprach, darüber wurde dann das Modell des Rohres ans Wachs gelegt, ganz das Urbild der jetzigen bronzenen Rohrwand. Ueber dieses Wachsmodell wurde ein Tonmantel gegeben. Um beim Brennen der Tonform, wobei das Wachsmodell ausschmolz, und auch nachher beim Guß Kern und Mantel in der richigen Lage zueinander zu erhalten, wurden beide durch Bronzestifte miteinander fest verbunden. War dann das Rohrstück gegossen und aus der „verlorenen Form" gebracht, so wurde das Ende in mäanderartiger Lappung ausgestanzt und entsprechend einzahnend das Änschlußstück. Beide Enden wurden vermittels eines Zwischenstückes „vergossen". Später, etwa um das Jahr 1000, war die Verbindung noch vollkommener, die Rohrteile wurden mit einem um die Fugungsstelle herumgelegten Ringankerverband zusammengeschweißt. Tatsächlich liegt hier ein Schweißverfahren vor, und zwar verfuhr man hier folgendermaßen: In die aneinandergepaßten Rohrteile, die an den Enden durch Meißeleinschläge Vertiefungen „zum Verankern" des Verbandes erhielten, wurde ein Stützkern eingeschoben, dann um die Flugstelle die Model des Ringankerverbandes aus Wachs gelegt und diese wieder mit einem Mantel umgeben. Nach Ausschmelzung der Model wurde in die Form solange flüssiges Metall eingeführt und damit die Rohrteile umspült, bis sie weich wurden und zu schmelzen begannen. In diesem Augenblicke ließ man den Einguß aufhören, und das Ganze „vergoß" sich zu einer Masse. Die ehemaligen Fugen sind in dem Original nur noch an einzelnen Stellen zu bemerken. Wie erreichte man, daß beim Eingießen der Metallmasse für den Ringanker die Rohrstücke nicht sofort wegschmolzen und der Guß dadurch mißlang? Die germanischen Bronzegießermeister verfügten nämlich bereits über die Kenntnis, daß die Metallegierungen, je nach dem Zinnzusatz, einen verschieden hohen Schmelzpunkt haben, je mehr Zinn, desto niedriger der Schmelzpunkt. Sollten die Bronzestützen zwischen Kern und Mantel beim Guß halten, so mußte deren Schmelzpunkt höher liegen als der der zum Guß des Rohres verwendeten Legierung. Sollten andererseits die Rohrwände den Umguß des Ringankerverbandes aushalten und nicht ganz wegschmelzen, so mußte dessen Schmelzpunkt wieder niedriger liegen. Die Analyse ergab für die einzelne Teile: