Fragen wir uns nun nach deni Zweck dieser Gruben, so können wir aus dem ganzen Befund mit Sicherheit schließen, daß es sich nicht um Grabstätten irgendwelcher Art handelt. Denn es konnte einwandfrei festgestellt werden, daß die Scherben in ihrem jetzigen Zustand in die Gruben gelangt sind, und keinesfalls Reste von Graburnen gewesen sein können.") Dagegen sind mit den beiden großen Gruben nächstverwandte Anlagen bei Brandenburg a. d. Havel, die aus einer etwas jüngeren Stufe der Eisenzeit stammen, aufgedeckt worden:") Bei etwa gleichen Größenabmessungen handelt es sich um muldenförmige Eintiefungen mit einem ähnlichen Inhalt aus schwarzer und brauner Erde, Steinen, Scherben, gebrannten Lehmstücken und derselben Art durch Feuer rotgebrannter Lehmwände. So werden wir nicht fehlgehen, wenn wir auch für unsere beiden Gruben der dort vorgeschlagenen Deutung als Herdstelleu folgen. Die übrigen, kleineren mögen dann Äbfallgruben und dergl. gewesen sein. Freilich läßt sich nicht sagen, ob und wie die Herdstellen ihre Zwecke erfüllt haben, ob es nur einfach in den Boden gegrabene kochlöcherartige Anlagen waren, oder ob sie noch weilergehende Funktionen zu erfüllen hatten, und ob und in welcher Art sie dann noch einen oberirdischen Aufbau getragen haben oder gar einen Teil des Hauses darstellten.") Da aber in der Ostprignitz aus der Bronze- und früheren Eisenzeit noch nicht viel an Wohnanlagen bekannt geworden ist,") ist es nicht ganz unwichtig, daß in benachbarter Gegend zu ungefähr der gleichen Zeit so eng verwandtes gefunden wurde, daß vielleicht doch schon auf eine bestimmte gemeinsame Bauweise schließen läßt. Und schließlich steht zu hoffen, daß, wenn einmal zwei Fälle bekannt geworden sind, bald weitere folgen werden, die dann sichere und reichere Ergebnisse bringen werden, als es bei unserer kleinen Ausgrabung gelungen ist.
R. v. Uslar.
") Die sehr kleinen und spärlichen, zudem noch stark vergangenen verbrannten Knochen können ebensogut auch tierischen Ursprungs sein und sind kein Beweismittel für Leichenbrand.
Felsberg aaO-, S. 466 ff.
") Darauf erscheint der Bau gewisser Herdanlagen in dem bronzezeitlichen Dorf Buch bei Berlin zu deuten. Vgl. Kiekebusch, Prähist. Zeitschr. 2, 1910, S. 385 ff. mit Abb. 5 und in „Die Ausgrabung des Dorfes Buch bei Berlin", (Deutsche Urzeit, Bd. 1), S. 65 ff. m. Abb. 13.
") Vgl. Matthes aaO., S. 43, 141 f. mit Tf. 37.