75
Bauweise der Zisterzienser kannte nicht die Grabgewölbe und die Krypta. Aber auch hier wird sich bald der Wunsch ausgebildet haben, besonders bevorzugten Persönlichkeiten auch für ihre letzte Ruhestätte eine bevorzugte Stelle einzuräumen. Es wird also dieser Teil des Kreuzganges dem Prior und der Aebtissin Vorbehalten gewesen sein. Mit voller Bestimmtheit wird man sagen dürfen, daß wir es hier nicht mit dem Grabe irgend einer beliebigen Nonne zu tun haben, sondern mit einer im Klosterleben eine bedeutsame Stellung einnehmenden Persönlichkeit. Daraus erklärt sich dann auch, daß man die Mühe einer so erschwerten Grablegung nicht scheute.
So ist durch die Achtsamkeit bei den Ausschachtungsarbeiten eine Beobachtung ermöglicht worden, die nicht nur für Heiligengrabe, sondern für alle Zisterzienser-Klöster aus dieser Zeit von Bedeutung ist. Auch ein so vielfach durchgewühlter Boden, wie dieser alte Kulturboden innerhalb der Klostermauern, weiß dem aufmerksamen Blick noch immer etwas Neues aus der Vergangenheit zu erzählen.
Außer diesen Gebeinen wurde bei diesen Ausschachtungsarbeiten auch eine Fülle von Scherben gefunden. Die meisten von ihnen gehörten dem Mittelalter an, eine größere Randscherbe aber erwies sich einwandfrei als vorgeschichtlich, vermutlich eisenzeitlich. Da auch in den Stiftsgärten beim tieferen Graben schon öfter eisenzeitliche Scherben gefunden worden sind, so darf das Klostergelände Wohl als eine alte Siedlungsstelle angesprochen werden. Bei seiner halbinselartigen Lage inmitten mooriger Niederung würde das ja auch nicht erstaunlich sein.
Endlich wurde noch ein interessanter Fund aus dem Mittel- alter gemacht, und zwar eine Pferdetrense von sehr altertümlicher Form, deren Außenseite Spuren von Versilberung zeigt und durch ein Strichwerk verziert ist. Auch dies ist ein kulturgeschichtlich wichtiger und interessanter Fund.
A. v. Auerswald.