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Grabung erstreckte sich mit verschiedenen Unterbrechungen von Ende Juli bis Anfang Oktober. Herr Dr. v. Uslar, der im Aufträge des Kreises gerade eine Ergänzung der archäologischen Landesaufnahme durchführte, stellte sich für die Grabung zur Verfügung. Für seine unermüdliche Mithilfe sei ihm an dieser Stelle herzlichst gedankt. Das Gesamtergebnis auf den beiden angeschnittenen Stellen 1a und 1b waren 179 Gräber. Es muß gesagt werden, daß damit das Gräberfeld keineswegs erschöpft ist. Die Grabung mußte nicht aus Mangel an Funden, sondern aus Mangel an Zeit und Geld abgebrochen werden. Es ist durchaus zu vermuten, daß der Friedhof sich nach Oesten zu noch weit ausdehnt. Nimmt mau dazu, daß durch eine Flußregulierung vor etwa 40 Jahren schon große Teile des Friedhofes zerstört wurden — Funde von der Stelle gelangten damals in das staatliche Museum — so muß man erkennen, daß es sich um eine ungewöhnliche große Anlage handelt, deren vollständige Durcharbeitung wohl von größter Wichtigkeit wäre. Für die Ostprignitz hat diese Grabung auch dadurch ihre besondere Bedeutung, als zum erstenmal ein frühkaiserzeitlicher Friedhof gegraben wurde. Bisher besaß unser Museum nur aufgelesene Scherben aus der frühkaiserlichen Zeit.
Aber noch etwas anderes macht diesen Friedhof zu einem ungewöhnlich interessanten. Es hat sich im Laufe der Grabung ergeben, daß die, die in der frühen Kaiserzeit — von Ehr. Geburt bis etwa 2. Jahrhundert nach Ehr. Geburt — hier ihre Toten bestatteten, schon einen alten Friedhof vorgefunden und ihn größtenteils zerstört hatten. Es sind noch einige unberührte Gräber aus der Bronzezeit im Laufe der Grabung freigelegt worden, mit mächtigen Brandstellen und sorgfältigen großen Steinpackungen. Daß viele andere zerstört wurden, beweisen einmal die zahlreichen zerstörten Steinsetzungen, ferner aber auch der merkwürdige Befund, daß in einer der frühkaiserzeitlichen Urnen ein kleines bronzezeitliches Beigefäß gefunden wurde, daß also Teile der zerstörten Gräber von diesen Nachfahren benutzt wurden.
Aber noch etwas anderes erfordert die volle Aufmerksamkeit und weitere Untersuchung. Auch Gefäße, die der späteren Eisenzeit angehörten, sind in diesem Friedhofe gefunden worden. Es wird darauf ankommen, festzustellen, ob hier eine zusammenhängende Benutzung des Friedhofes von dieser späten Eisenzeit bis in die frühe Kaiserzeit nachzuweisen wäre, oder ob auch hier der neue Friedhof sich nur zerstörend überlagerte. Auf diese Fragen kann mau nur durch eine weitere Grabung Antwort erhoffen.