Heft 
(1932 - 1933) 1
Seite
91
Einzelbild herunterladen

und ein Knochenkamm beweisen dies einwandfrei. Die Art dieser Wendensiedlung festzustellen, wäre eine wichtige und lohnende Aufgabe. Leider gehört zu einer Siedlungsgrabung sehr viel Zeit und Geld. Grabungsversuche an anderen Stellen des Ackers brachten keine Ergebnisse, fodaß es sich allem Anschein nach doch nicht um ein zusammenhängendes Urnenfeld handelt.

Groß Welle 7s.

Der Acker des Herrn Wentzel bei der alten Mühle ist seit Jahren reich an Funden. Vor Jahrzehnten sollen, der Ueber- lieferung zufolge, dicht neben dem Gehöft steingesetzte Gräber mit Beigaben von Steingeräten zerstört worden fein. Und auf dem gegenüberliegenden Acker sind beim Kiesabfahren gleich­falls der Ueberlieferung zufolge auch noch in jüngerer Zeit zahllose Urnen mit Beigaben herausgekommen und zerschlagen. Bei der vor einigen Jahren erfolgten Grabung des Museums­vereins Heiligeugrabe wurden Gräber aus der frühen Kaiser­zeit meist sehr zerstört festgestellt. Im vergangenen Frühjahr nun fand Herr Wentzel, als er den Boden daraufhin untersuchte, ob er schon frostfrei wäre, eine bronzezeitliche Urne mit verziertem Beigefäß. Bei der Untersuchung der Fundstelle durch das Museum konnten nur noch 2 mit Leichenbrandsplittern, Holzkohle und Scherben durchsetzte Brandstellen beobachtet werden. Eine weitere Grabung verbot sich durch die Bestellung.

In diesen Tagen unterrichtete nun Herr Wentzel das Museum über einen neuen Fund in unmittelbarer Nachbarschaft. Beim Graben von Mieten war er auf eine Schicht von rotem, gebranntem Lehm, durchsetzt mit Holzkohle, gestoßen. Auch hier wurde von dem Museum sogleich eine Untersuchung vorgenommen. Die Lehmschicht lag 2030 cm unter der Oberfläche und reichte bis in 85 cm Tiefe. Sie hatte eine Ausdehnung von 2 zu 3 m. Die nach Norden zu gelegene Seite verschmälerte sich ziemlich stark und war bis in 1 m Tiefe von einer Reihe sorgfältig gesetzter Steine abgegrenzt. An dem erheblich breiteren Südende konnten derbe Lehmstreifen, die sich wandähnlich aufbauten, als Begrenzung festgestellt werden. Die dicke Lehmschicht selbst war sehr reich von oben bis unten und regellos verteilt mit Holz­kohle durchsetzt. An drei Stellen hatten sich Scherben gefunden, zwei vorgeschichtliche und ein vielleicht spätmittelalterliches Randstück. An einer Stelle lagen auch ein paar Stückchen Leichenbrand. Auf diese Einschlüsse wird nicht allzuviel Gewicht zu legen sein, da sich Reste zerstörter Gräber so vielfach in dem Acker finden. Wichtiger sind einige dicke Lehmstücke mit Rund­holzabdrücken. Der ganze Befund scheint am ehesten aus einen frühmittelalterlichen Backofen zu deuten, der hier in der Nähe