Heft 
(1.1.2019) 03
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Nr. 3/94 - Seite 6

INTERVIEW

Bereich Technische Bildung zeigt Profil

Gespräch mit Prof. Schmeer zu Forschungs- und Ausbildungsfragen

Der Bereich Technische Bil­dung ist neu strukturiert. Vom damaligen Gründungssenat wurde das Konzept mit der Aufgliederung in zukünftige Institute bzw. Abteilungen an­genommen. Eine endgültige Entscheidung dazu steht je­doch noch aus. Sie obliegt den neu gewählten Gremien wie Fakultätsrat und Senat. Die Struktur umfaßt das zukünfti­ge Institut für Berufspädago­gik/Fachdidaktik Metall- und Elektrotechnik sowie die Ab­teilungen bzw. Institute Ar­beitslehre, Elektrotechnik und Metalltechnik. Mit der Neu­profilierung des Bereiches Technische Bildung wird nun den Anforderungen der Leh­rerbildung für das allgemein- bildende Schulwesen in Ar­beitslehre (Technik, Wirt­schaft) sowie denen der Leh­rerbildung für das berufsbil­dende Schulwesen entspro­chen. Noch arbeitet man nach vorläufigen Studienordnun­gen, die durch entsprechende Beschlüsse zu endgültigen Richtlinien werden müssen; letztlich natürlich mit der Zu­stimmung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie des Ministe­riums für Bildung, Jugend und Sport.

Die Überleitungen und Zuord­nungen der Mitarbeiter sind abgeschlossen. Den Vorsitz der Überleitungskommission hatte Prof. Ernst Schmeer übernommen. Er selbst ist im Herbst 1992 auf den Lehrstuhl für Berufspädagogik/Fachdi­daktik Metalltechnik berufen worden.

PUZ bat um ein Gespräch mit ihm.

PUZ: Von fachlichen Überein­stimmungen mit ähnlichen Be­reichen an anderen Hoch­schuleinrichtungen kann man sicher ausgehen. Was aber ist das Novum an der Universität Potsdam?

Prof. Schmeer: An unserer Alma mater ist das bezüglich meines Bereiches die Profilie­rung der beruflichen Fachrich­tungen Metall- und Elek­trotechnik. Gefordert wird sie in dieser Form von der Kultusmini­sterkonferenz zur Lehrerbildung für das berufsbildende Schulwe­sen seit 1973. Bisher gibt es nur an den Universitäten Hamburg, Bremen und Dresden vergleich­bare Ansätze, allerdings dort in Verbindung mit der Ausbildung von Diplomingenieuren. An un­serer hiesigen Einrichtung ha­ben wir die Gelegenheit, die Ausgestaltung der beruflichen

Unser Gesprächspartner Prof. Dr. E. Schmeer

Fachrichtungen Elektro- und Metalltechnik ohne Ingenieur­ausbildung zu realisieren und weiter auszubauen. Dazu sind Forschungsvorhaben eingeleitet worden.

PUZ: Welche Vorhaben sind das? Haben Sie spezielle Ar­beitsmöglichkeiten hinsicht­lich der Durchführung von Forschungsaufträgen an Ih­rem Bereich?

Prof. Schmeer: Wichtig ist uns ein Projekt auf dem Gebiet der alternativen Energien. Mit Un­terstützung der Deutschen For­schungsgemeinschaft (DFG) können wir auf den Bau sowohl einer fest installierten als auch einer dem Sonnenstand nachge­führten Solaranlage einschließ­lich eines Solarhauses, das die

Meßgeräte aufnimmt, verwei­sen. Der Gesamtwert dieses Ob­jektes liegt bei ca. einer 3/4 Mill. DM. Die Photovoltaikanlage dient als Forschungs- und De­monstrationseinrichtung im Rahmen der anwendungsbezo­genen Forschung in den Fach­richtungen Elektro- und Metall­technik. Ausgenutzt wird sie auch innerhalb der Fachdidaktik im Hinblick auf die Lehrerbil­dung für die gymnasiale Ober­stufe und das berufliche Schul­wesen.

Mit dem Hahn-Meitner-Institut, Institutsteil Berlin Adlershof, und der TU Berlin wird ein ge­meinsames Seminar zu Energie­fragen durchgeführt. An ihm nehmen Berliner und Branden­burger Hochschul- und außer­hochschulische Forschungsin­stitute teil. Kontakte bzw. Ko-' Operationen gibt es auch außer­halb dessen mit der TU Berlin (Institut für Werkstoffe der Elektrotechnik).

Auf Grund der Forschungstätig­keit auf dem Gebiet der alterna­tiven Energien ist die Universi­tät Potsdam als Partner für das projektbegleitende Meßpro­gramm zurSolarthermic 2000 vom Bundesministerium für Forschung und Technologie vor­gesehen. Die Ausarbeitung der Arbeitsprogramme und der Ver­träge ist im Gang und ermöglicht weitere Initiativen zu dieser Thematik.

In der beruflichen Fachrichtung Metalltechnik existiert ein Vor­haben auf dem Gebiet des com­puterunterstützten Zeichnens und des computerunterstützten Fertigem. Dazu konnte auf Grund des Hochschulerneue­rungsprogramms ein CAD- Raum mit 10 Arbeitsplätzen und ein CAD/CAM-Raum mit 6 Computern sowie einer compu­tergesteuerten Werkzeugma­schine eingerichtet werden. Im Rahmen der Vervollständigung dieser Grundausstattung wurde uns eine doppelfunktionale Drehmaschine bewilligt, die ein

konventionelles und computer­gesteuertes Bearbeiten von Werkstücken gestattet.

Das Institut Metalltechnik ist unterteilt inFertigungstechnik undKraftfahrzeugtechnik. In derKraftfahrzeugtechnik gibt es ein Forschungsvorhaben mit einer Berliner Firma zu Brems­verschleißuntersuchungen bei Straßenfahrzeugen. Zielvorstel­lung ist hier eine verbesserte frühzeitige Erkennung von Schäden an Bremseinrichtun­gen.

PUZ: Wie würden Sie die Ab­solventensituation aus Ihren Erfahrungen heraus einschät­zen, auch im bundesweiten Vergleich?

Prof. Schmeer: Lehrer für das berufsbildende Schulwesen ge­rade in den Fachrichtungen Me­talltechnik, Elektrotechnik und Wirtschaftswissenschaft werden bundesweit gesucht. Wir haben zu wenige Absolventen dieser Fächer. Die zukünftigen Lehrer belegen eine umfängliche An­zahl von Vorlesungen und Semi­naren im technischen wie auch im pädagogischen Bereich. Da die Perspektive hinsichtlich ei­ner Einstellung in den Vorberei­tungsdienst bzw. in den Schul­dienst trotz Lehrermangel häufig nicht gesichert ist, bevorzugen sie nicht selten Offerten aus der Wirtschaft, die wiederum diese Fachleute gern aufnimmt. Das ist ein enormer Nachteil für un­sere duale Berufsausbildung in der BRD. Die Entwicklung muß gestoppt werden. Notwendig sind attraktivere Angebote bzgl. der späteren Übernahme in den Vorbereitungsdienst. In Bran­denburg haben wir beispielswei­se einen zweijährigen Rhyth­mus, so daß meine ersten im März abschließenden Ab­solventen ein Jahr warten müs­sen. Ein jährlicher Zulassungs­zyklus wäre durchaus überle- genswert und sinnvoll.

Vielen Dank für das Gespräch. Für die PUZ fragte Petra Gör- lich.