AUSSTELLUNG
Nr. 7/94 - Seite 7
Welche Beschaffenheit weist das Grabungsgelände heute auf?
Dr. Tietze: Als wir 1991 das erste Mal hierher kamen, sahen wir ein Feld von etwa 200 m Länge und etwa 60/70 m Breite. Mehr als 5 000 Steine, z. T. 10 und 15 t schwer, lagen verstreut herum oder waren verschüttet. Die Steine sind fast alle aus Rosengranit. Er stammt aus dem 1 000 km (!) entfernten Assuan und war zunächst in der Ram- sis-Stadt eingebaut. Als die Stadt abgeräumt wurde, kam vieles Material nach Teil Basta. Es ist nachweisbar, daß es eine zweite Bebauung gibt.
Das Stadtgelände liegt heute nur noch drei bis fünf Meter über dem Grundwasser. Ursprünglich waren es 25 Meter. Einen Hügel in alter Höhe gab es noch, in dessen Schutt man die Keramikscherben sah. Der fruchtbare Lehm des Hügels kommt inzwischen den Feldern zugute. Aus landwirtschaftlicher Sicht muß man das akzeptieren. Wir bedauern aber, daß auf diese Art Teile des alten Teils von Teil Basta verschwinden.
Wie sehen Ihre Arbeiten im einzelnen aus?
Dr. Tietze: Unser Vorgehen könnte man in die Eckpunkte „Messen - Zeichnen - Graben“ gliedern.
Zunächst haben wir ein 10 m x 10 m großes Raster über die gesamte Vermessungsanlage gezogen. Dann wurde Feld für Feld ein Plan gemacht. Alles wird übrigens gezeichnet und fotografiert. Je Planquadrat graben wir eine Fläche von 9 m x 9 m aus, die Reste bleiben als Stege stehen. Bei diesen Arbeiten sind wir auch auf einen Brunnen gestoßen. Ihn zeichnerisch zu erfassen, dauerte drei Wochen und hat der Studentin viel Mühe bereitet. Im Hof der Tempelanlage, die sich aus zwei Tempeln und einer verbindenden Säulenkolonade zusam
mensetzt, müssen mindestens 35 Statuen gestanden haben. Fragmente haben wir gefunden. Jetzt versuchen wir eine Zuordnung.
Mein spezielles Interesse gilt der Baugeschichte. Unter diesem Aspekt interessiert mich die Rekonstruktion der Tempelanlage. Die Bauelemente, der Grundriß, die Berechnung des Systems, die verschiedenen Steine u. a. beziehen wir in unsere Untersuchungen mit ein. Für unsere Arbeiten wählen wir bewußt alte Techniken aus.
Gab es einen besonders spektakulären Fund?
Dr. Tietze: Begeisterung ausgelöst hat ein Stein, der einen späten König zeigt. Der Herrscher wurde bisher nur in Theben erwähnt. Mit dem Fund ist nun belegt, daß er auch 7,5 km weiter nördlich dargestellt wurde. Ansonsten sind uns die Texte von Herodot ein Leitfaden. Wir suchen genau die Stellen und Dinge, die er beschrieben hat. So sind wir beispielsweise ziemlich sicher, daß eine Statue, die wir gefunden haben, zu den Bildwerken gehört, die die Außenmauer der Tempel zierten. Das hatte bereits Herodot beschrieben. Von ihm gibt es auch eine Beschreibung des Festes zu Ehren der Katzengöttin Bastet. Die Zahl von 700 000 Besuchern erscheint jedoch mit Sicherheit zu hoch, aber ein üppiges Fest war es schon.
Wie sieht die Zukunft für das Grabungsgelände aus?
Dr. Tietze: Derzeit sind wir mit einer Gruppe von ägyptischen Kollegen die einzigen Arbeiter hier. Wir haben mit 7 Studenten und 100 Ägyptern auf einem engeren Grabungsfeld von 50 m x 70 m gearbeitet. Würden wir unsere Grabungen auf eine Fläche von einem Hektar ausdehnen, brauchten wir noch einige Jahre. Das gesamte Areal umfaßt 70 ha. Es gibt also Arbeit für Generationen in Teil Basta. (Mit Dr. Tietze sprach Regine Derdack.)
AUSSTELLUNG
Teil Basta - eine Tempelanlage aus dem Alten Ägypten
Universität Potsdam
August-Bebel-Str. 89 (Foyer)
10. Mai-1. Juni 1994
Eröffnung:
10. Mai 11.00 Uhr
Führungen mit Dr. Tietze jeweils montags 16.00 Uhr
Während der Grabungen stieß man auf einen Brunnen, der eine Reihe von interessanten Tonscherben enthält.
Bei den Arbeiten werden bewußt alte Techniken gewählt. Die abgebildete Statue wiegt 81. Das Aufrichten erfolgt mit Ketten und Holzbrettern.
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Zum Interessantesten gehört die Säulenkolonade, die beide Tempel miteinander verband. Zu Beginn der Grabungen wurden riesige Schnitte durch das Gelände gelegt (der größte Schnitt ist 80 m lang), um zu erkunden, wo Mauern und Fundamente liegen. Da fast alle Steine herausgerissen waren, wurden neue Fundamente aus Beton gegossen. Sie sollen die Fragmente aufnehmen.