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(01/01/2019) 07
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AUSSTELLUNG

Nr. 7/94 - Seite 7

Welche Beschaffenheit weist das Grabungsgelände heute auf?

Dr. Tietze: Als wir 1991 das er­ste Mal hierher kamen, sahen wir ein Feld von etwa 200 m Länge und etwa 60/70 m Breite. Mehr als 5 000 Steine, z. T. 10 und 15 t schwer, lagen verstreut herum oder waren verschüttet. Die Steine sind fast alle aus Ro­sengranit. Er stammt aus dem 1 000 km (!) entfernten Assuan und war zunächst in der Ram- sis-Stadt eingebaut. Als die Stadt abgeräumt wurde, kam vieles Material nach Teil Basta. Es ist nachweisbar, daß es eine zweite Bebauung gibt.

Das Stadtgelände liegt heute nur noch drei bis fünf Meter über dem Grundwasser. Ur­sprünglich waren es 25 Meter. Einen Hügel in alter Höhe gab es noch, in dessen Schutt man die Keramikscherben sah. Der fruchtbare Lehm des Hügels kommt inzwischen den Feldern zugute. Aus landwirtschaftli­cher Sicht muß man das akzep­tieren. Wir bedauern aber, daß auf diese Art Teile des alten Teils von Teil Basta verschwin­den.

Wie sehen Ihre Arbeiten im einzelnen aus?

Dr. Tietze: Unser Vorgehen könnte man in die Eckpunkte Messen - Zeichnen - Graben gliedern.

Zunächst haben wir ein 10 m x 10 m großes Raster über die ge­samte Vermessungsanlage ge­zogen. Dann wurde Feld für Feld ein Plan gemacht. Alles wird übrigens gezeichnet und fotografiert. Je Planquadrat gra­ben wir eine Fläche von 9 m x 9 m aus, die Reste bleiben als Stege stehen. Bei diesen Arbei­ten sind wir auch auf einen Brunnen gestoßen. Ihn zeichne­risch zu erfassen, dauerte drei Wochen und hat der Studentin viel Mühe bereitet. Im Hof der Tempelanlage, die sich aus zwei Tempeln und einer verbinden­den Säulenkolonade zusam­

mensetzt, müssen mindestens 35 Statuen gestanden haben. Fragmente haben wir gefunden. Jetzt versuchen wir eine Zuord­nung.

Mein spezielles Interesse gilt der Baugeschichte. Unter die­sem Aspekt interessiert mich die Rekonstruktion der Tempel­anlage. Die Bauelemente, der Grundriß, die Berechnung des Systems, die verschiedenen Steine u. a. beziehen wir in un­sere Untersuchungen mit ein. Für unsere Arbeiten wählen wir bewußt alte Techniken aus.

Gab es einen besonders spek­takulären Fund?

Dr. Tietze: Begeisterung ausge­löst hat ein Stein, der einen spä­ten König zeigt. Der Herrscher wurde bisher nur in Theben er­wähnt. Mit dem Fund ist nun belegt, daß er auch 7,5 km wei­ter nördlich dargestellt wurde. Ansonsten sind uns die Texte von Herodot ein Leitfaden. Wir suchen genau die Stellen und Dinge, die er beschrieben hat. So sind wir beispielsweise ziemlich sicher, daß eine Statue, die wir gefunden haben, zu den Bildwerken gehört, die die Au­ßenmauer der Tempel zierten. Das hatte bereits Herodot be­schrieben. Von ihm gibt es auch eine Beschreibung des Festes zu Ehren der Katzengöttin Bastet. Die Zahl von 700 000 Besu­chern erscheint jedoch mit Si­cherheit zu hoch, aber ein üppi­ges Fest war es schon.

Wie sieht die Zukunft für das Grabungsgelände aus?

Dr. Tietze: Derzeit sind wir mit einer Gruppe von ägyptischen Kollegen die einzigen Arbeiter hier. Wir haben mit 7 Studenten und 100 Ägyptern auf einem engeren Grabungsfeld von 50 m x 70 m gearbeitet. Würden wir unsere Grabungen auf eine Flä­che von einem Hektar ausdeh­nen, brauchten wir noch einige Jahre. Das gesamte Areal um­faßt 70 ha. Es gibt also Arbeit für Generationen in Teil Basta. (Mit Dr. Tietze sprach Regine Derdack.)

AUSSTELLUNG

Teil Basta - eine Tempelanlage aus dem Alten Ägypten

Universität Potsdam

August-Bebel-Str. 89 (Foyer)

10. Mai-1. Juni 1994

Eröffnung:

10. Mai 11.00 Uhr

Führungen mit Dr. Tietze jeweils montags 16.00 Uhr

Während der Grabungen stieß man auf einen Brunnen, der eine Reihe von interessanten Tonscherben enthält.

Bei den Arbeiten werden bewußt alte Techniken gewählt. Die abgebildete Statue wiegt 81. Das Aufrichten erfolgt mit Ketten und Holzbrettern.

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Zum Interessantesten gehört die Säulenkolonade, die beide Tempel miteinander verband. Zu Beginn der Grabungen wur­den riesige Schnitte durch das Gelände gelegt (der größte Schnitt ist 80 m lang), um zu erkunden, wo Mauern und Fun­damente liegen. Da fast alle Steine herausgerissen waren, wurden neue Fundamente aus Beton gegossen. Sie sollen die Fragmente aufnehmen.