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(01/01/2019) 07
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Nr. 7/94 - Seite 8

FAKULTATENTAG

Fakultätentag Biologie an der Universität Potsdam

Der Vorstand der Konferenz Biologischer Fachbereiche und Fakultäten Deutschlands (KBF) hatte beschlossen, als Tagungs­ort für die diesjährige Plenar­versammlung (Fakultätentag Biologie) die Universität Pots­dam zu wählen. Bei der Wahl des Tagungsortes ließ sich der Vorstand davon leiten, daß die Universität Potsdam insofern geeignet sei, als sie bundesweit die einzige Universität ist, die sich in der Neugründungsphase befindet und auch die Biologie nach einem neuen Strukturkon­zept aufbaut.

Die diesjährige Tagung fand am Freitag, dem 18. 2. 1994, im Kleinen Physikhörsaal statt. Prorektor Prof. Dr. Loschelder übernahm die Begrüßung der Teilnehmer. Er gab einen kur­zen Überblick über den Stand und die Weiterentwicklung der Universität Potsdam. Danach überbrachte Herr Brandt vom MWFK die Grüße des Mini­sters. Er erläuterte die vom Strukturbeirat für den Wissen­schaftsrat erarbeitete Einschät­zung zum Stand und zur Ent­wicklung der Biologie an der Universität Potsdam. Er hob hervor, daß Einigkeit mit dem Minister darüber bestehe, den bereits vor vier Jahren begonne­nen und z. Z. ausgesetzten Di­plomstudiengang wieder fest an der Universität zu etablieren. Die Bedeutung einer gut vertre­tenen Biologie im Gesamtrah­men der Naturwissenschaft sei unumstritten. Es sei nicht sinn­voll und wissenschaftlich nicht vertretbar, die Biologie kleinzu­halten, sie lediglich zu Service­leistungen anderer Studiengän­ge und für das Lehramt zu nut­zen. Für alle diese Ausbildungs­zwecke sei eine wissenschaft­lich qualitätsvolle Biologie not­wendig. Forschung und Lehre müßten eine Einheit bilden. Zu einer international konkurrenz­fähigen biologischen For­schung und Ausbildung gehöre zweifellos ein Studiengang Bio­

logie. In dem Maße, wie es ge­länge, die spezifischen Ange­bote und Möglichkeiten vor Ort zu nutzen, werde auch ein wichtiger Teil des wissen­schaftlichen Nachwuchses her­angebildet werden können. Ohne Diplomstudiengang wäre die Biologie in Potsdam auch für wissenschaftlich aktive Hochschullehrer nicht attrak­tiv. Für den weiteren Ausbau der Biologie sei es notwendig, die jetzt laufenden Berufungs­verfahren sehr zügig und er­folgreich abzuschließen und im Rahmen des neuen Struktur­konzepts über weitere Aus­schreibungen international be­kannte Professoren zu gewin­nen.

Die Plenarversammlung wähl­te Herrn Prof. Dr. H. Mehlhom einstimmig für die nächsten zwei Jahre erneut zu ihrem Vorsitzenden. In diesem Jahr beschäftigte sich die Plenarver­sammlung der KBF mit allen Fragen des Studiums des Fa­ches Biologie, das zur Zeit sei­ne größte fachliche Auswei­tung erlebt und in vielfältiger gesellschaftspolitischer Kritik steht. Wesentlich waren fol­gende Fragenkomplexe, zu de­nen Resolutionen verfaßt und an die Ministerien versandt wurden:

1. Auswirkungen der Gentech­nik und des Tierschutzgesetzes auf die Forschung und die Be­rufsaussichten der Absolven­ten. Die unnötigen Behinde­rungen durch die Gesetze ha­ben zu einem dramatischen Verlust von Arbeitsplätzen durch Abwanderung der Fir­men geführt.

2. Zur Problematiktierfreies Studium: Aus Anlaß einstwei­liger Verfügungen bzw. als Folge von Anträgen zur Abhal­tung von tierfreien (alternati­ven) Praktika seitens bestimm­ter Studentengruppen, gerich­tet an verschiedene Wissen­schafts- bzw. Kultusministeri­en in Deutschland, hat die KBF

Im Präsidium des Biologischen Fakultätentages (v. I. n. r.): Herr Brandt (Vertreter des MWFK), Prorektor Prof. Dr. Loschel­der, Prof. Dr. Mehlhorn, Vorsitzender der KBF (Universität Bo­chum), Frau Steiger, Vertreterin der Hochschulrektorenkonfe­renz und Mitglied des Beirates (Bonn), Prof. Dr. Urbach, Mit­glied des Beirates und Mitbegründer der KBF vor 20 Jahren.

Foto: Tribukeit

diesen Fragenkomplex in ihrer Vollversammlung ausführlich diskutiert und die Ergebnisse in einer einstimmig angenomme­nen Resolution zusammenge­faßt. Grundtenor dieser Resolu­tion ist die Aussage, daß es ein tierfreies Studium nicht geben wird und geben kann, da Biolo­gen den praktischen Umgang mit allen lebenden Organismen erlernen müssen und untrennba­re Verflechtungen zwischen Tier- und Pflanzenreich beste­hen.

Die Biologie versucht, das Wis­sen um die Regulierung von Funktionszusammenhängen zu erweitern. Hierfür sind funkti­onsbedingte Organe notwendig, deren Zusammenhänge im sinn­vollen Experiment erlernt wer­den müssen. Aus diesem Grund sind 60-70 % der biologischen Lehrveranstaltungen Praktika, deren Inhalt zudem in allen deut­schen Universitäten weitgehend gleich ist.

Die grundsätzlichen Studienin­halte und Anforderungen in der Biologie (Diplom bzw. Staatsex­amen) müssen identisch und verbindlich für alle Absolventen

bestehen, da die Berufsaussich­ten sonst extrem stark einge­schränkt werden. Wegen der untrennbaren Verbindung der lebenden Systeme untereinan­der kann es denNur-Botani- ker oderNur-Zoologen aus fachlicher, aber auch aus be­rufsständischer Sicht nicht ge­ben.

Der Abiturient kann und sollte sich vor Studienbeginn über die Inhalte des Biologiestudiums informieren und ggf. andere, naturbezogene Studiengänge wählen.

3. Der KBF hält nach wie vor für das Fach Biologie eine lOse- mestrige Regelstudienzeit für unbedingt erforderlich. Das Fach erlebt z. Z. durch den Aus­bau und die Entwicklung neuer Methoden eine enorme Erweite­rung der Anwendungsgebiete. Will man im praktischen Fach Biologie dem auch nur annä­hernd Rechnung tragen, so darf das Hauptstudium nicht nur auf drei Semester und die wissen­schaftliche Diplomarbeit nicht noch weiter verkürzt werden. Sollten bereits Gesetze mit ge­nerell kürzeren Studienzeiten