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(01/01/2019) 07
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FAKULTATENTAG

Nr. 7/94 - Seite 9

erlassen worden sein, so sollte - auf Antrag - eine Ausnahmege­nehmigung erteilt werden. Auch bei der Zeit für Diplomar­beiten sollte eine weitestgehen­de Freiheit den Fakultäten ein­geräumt werden, jedoch insge­samt neun Monate nicht unter­schritten werden.

4. Zur Lage der Biologie in den neuen Bundesländern schätzt die KBF ein, daß ein deutlicher Aufwind zu verzeichnen ist und bei verstärktem Mitteleinsatz mit einer baldigen Normalisie­rung zu rechnen ist.

Die KBF stellt allerdings auch besorgt fest, daß die meisten biologischen Institute der Flochschulen in den neuen Bun­desländern in ihrem gegenwär­tigen Gebäudezustand und mit ihrer überalterten und unzurei­chenden Grundausstattung we­der den allgemein gestiegenen Aufgaben für die Biologie noch den Erwartungsansprüchen an ihre Leistungsfähigkeit gerecht werden können.

Während sich die außeruniver­sitären Einrichtungen einer sehr nachhaltigen und großzügigen Unterstützung durch die Länder erfreuen, sind die Zuwendun­gen an die Universitätsinstitute bei weitem nicht ausreichend, um sie in Lehre und Forschung in einen wettbewerbsfähigen Zustand zu versetzen. Die fi­nanziellen Bedrüfnisse einer modernen experimentellen Bio­logie sind in der heutigen Zeit nicht geringer als die von Phy­sik und Chemie.

Die Empfehlungen des Wissen­schaftsrates und auch der KBF zum zügigen Ausbau biologi­scher Disziplinen, zur Förde­rung regionaler Schwerpunkte und zur Beseitigung von aus der Vergangenheit herrührenden Disproportionen haben bisher keine ausreichende Berücksich­tigung bei der Mittelvergabe ge­funden. Auch den in diesen Empfehlungen enthaltenen Prioritäten für den Bau neuer Institute und die Sanierung alter ist in den Plänen der Länder und der Universitäten nicht genug Rechnung getragen worden. In

vielen Instituten sind als Folge jahrelang vernachlässigter In­stallationen (Gas, Wasser, Ab­wasser, Strom) die normalen Betriebsvoraussetzungen kaum gegeben, und die Sicherheits­technik entspricht nicht den ge­setzlichen Bestimmungen.

Die KBF hat den Eindruck, daß diese Bedenken von den Mini­sterien und auch von den Uni­versitäten nicht ernst genug ge­nommen werden. Sie wendet sich daher in einer einstimmig angenommenen Resolution an die Wissenschaftsminister der neuen Länder, für eine inhaltli- sche Verbesserung der Lehr- und Forschungsmöglichkeiten der biologischen Hochschulin­stitute auch unter den Bedin­gungen eingeschränkter finan­zieller Ressourcen Sorge zu tra­gen.

5. Die KBF sieht Tier- und Na­turschutz als höchste Ziele - die Diskussion um die Wege zur Verwirklichung muß jedoch sachlich und frei von weltan­schaulichen Vorurteilen bleiben -, es gibt aber leider zu viele selbsternannte Fachleute.

Die Biologie befindet sich seit einigen Jahrzehnten in einer au­ßerordentlich dynamischen Ent­wicklung, die bisher ungebro­chen verläuft. Sie ist zu einer Wissenschaft geworden, die wie kaum eine andere das Ge­sicht unseres Jahrhunderts nachhaltig geprägt hat. Es wird allgemein anerkannt, daß biolo­gische Erkenntnisse in zuneh­mendem Maße für die Fortexi­stenz der Menschen und der sie umgebenden Natur unverzicht­bar sind und daß sie entschei­dende Grundlagen für die Ent­wicklung strategischer regiona­ler und überregionaler Entwick­lungskonzepte darstellen. Den Universitäten mit ihrer Verant­wortung für Lehre und For­schung kommt daher eine be­sondere Bedeutung zu. Die KBF wird sich auch weiterhin für die Etablierung einer moder­nen, den Forderungen der Zeit entsprechenden Biologie einset- zen.

Prof. Dr. H. Scheel

Vorgestellt

Die KBF ist die Vereinigung der Biologischen Fachberei­che, Fakultäten, Abteilungen bzw. Fachgruppen der Uni­versitäten und wissenschaftli­chen Hochschulen, die der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) angehören. Der KBF, die vor 20 Jahren gegründet wurde, gehören heute 60 bio­logische Fachbereiche und Fa­kultäten der Universitäten in Gesamtdeutschland an. Auf­gabe der KBF ist die Beratung von gemeinsamen Angelegen­

heiten der Forschung und Leh­re, die den biologischen Fach­bereichen obliegen, sowie die Vertretung der daraus resultie­renden Belange. Beschlüsse, die sich an die Mitgliedsberei­che wenden, ergehen in Form von Empfehlungen. Als Ver­tretung der biologischen Fach­bereiche arbeitet die KBF mit dem Mathematisch-Naturwis­senschaftlichen Fakultätentag und der HRK zusammen. Sie versteht sich als Berater dieser Gremien in den fachspezifi­schen Angelegenheiten der biologischen Fachbereiche.

Angebote in der Volkshochschule

Zu Beginn des Sommersemesters gibt es wieder zahlreiche Kollegen der Universität, die im Rahmen der Volkshochschule interessante Themen und Aspekte ihrer Arbeit vorstellen. Sie kommen damit dem Interesse einer breiteren Öffent­lichkeit nach und geben zugleich Einblick in Forschung und Lehre an der Universität der Landes­hauptstadt. Aus dem Angebot der Monate April und Mai seien fol­gende Veranstaltungen empfoh­len:

Eine Vortrags- und Gesprächsrei­he mit den Germanisten Prof. Dr. Werner Rieck und Prof. Dr. Knut Kiesant ist mitAlte Literatur - neue Fragen überschrieben. Inter­essante Autoren, Texte und Ent­wicklungen in der deutschen Lite­raturgeschichte werden an fünf Abenden erkundet. Jeweils diens­tags von 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr, beginnend am 12.04.1994, stehen folgende Themen auf dem Pro­gramm:

1. Barock - Der Mensch zwi­schen Diesseits und Jenseits

2. Aufklärung - der Ausgang des Menschen aus selbstverschul­deter Unmündigkeit

3. Sturm und Drang-Handeln ist die Seele der Welt

4. Klassik - Edel sei der Mensch

5. Romantik - romantische Poe­sie ist eine progressive Univer­salpoesie

Zu einem Diskurs über die deut­sche Vereinigung 1989-1990 mit ihren Ursachen, ihrem Verlauf und den Folgen lädt am 15. April (19.30 Uhr) Prof. Dr. Manfred

Görtemaker ein. Der Wissen­schaftler, Historiker an der Univer­sität Potsdam, forscht seit fast zwei Jahrzehnten zu Ost-West-Bezie- hungen sowie zur deutschen Ge­schichte des 19. und 20. Jahrhun­derts. Prof. Görtemaker hat eine Reihe von Publikationen zur Ost- West-Entspannungspolitik der Bundesregierung nach 1969, den deutsch-amerikanischen und den deutsch-sowjetischen Beziehun­gen vorgelegt. Vor wenigen Wo­chen ist sein neuestes Buch Unifying Germany, 1989-1990: Historical Dimensions and the New European Architecture in New York erschienen. Es behan­delt den Prozeß der deutschen Wiedervereinigung in seinen hi­storischen Dimensionen und Fol­gewirkungen und gibt erstmalig im Detail den Verlauf der Einigung von der Maueröffnung bis zu den Gesprächen Bundeskanzler Kohls mit Michael Gorbatschow im Kau­kasus wieder. Der Vortrag von Prof. Görtemaker wird das Buch zur Grundlage haben.

Praktischer angelegt - so man rei­sen will und kann - sind zwei Abende, die der Anglist Dr. Rainer Schnoor bestreitet. Er stellt am 12. und 26. April (19.30 Uhr) New York City (Sehenswürdigkeiten, Kunst und Kultur) sowie San Fran­cisco und Umgebung (Touristen­tips für jeden Geschmack) vor. Da­mit knüpft er an die Vorstellung einzelner Regionen der USA im letzten Semester an. Alle Veran­staltungen finden in den Räumen der Volkshochschule in der Dortu- straße statt. Regine Derdack