FAKULTATENTAG
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erlassen worden sein, so sollte - auf Antrag - eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden. Auch bei der Zeit für Diplomarbeiten sollte eine weitestgehende Freiheit den Fakultäten eingeräumt werden, jedoch insgesamt neun Monate nicht unterschritten werden.
4. Zur Lage der Biologie in den neuen Bundesländern schätzt die KBF ein, daß ein deutlicher Aufwind zu verzeichnen ist und bei verstärktem Mitteleinsatz mit einer baldigen Normalisierung zu rechnen ist.
Die KBF stellt allerdings auch besorgt fest, daß die meisten biologischen Institute der Flochschulen in den neuen Bundesländern in ihrem gegenwärtigen Gebäudezustand und mit ihrer überalterten und unzureichenden Grundausstattung weder den allgemein gestiegenen Aufgaben für die Biologie noch den Erwartungsansprüchen an ihre Leistungsfähigkeit gerecht werden können.
Während sich die außeruniversitären Einrichtungen einer sehr nachhaltigen und großzügigen Unterstützung durch die Länder erfreuen, sind die Zuwendungen an die Universitätsinstitute bei weitem nicht ausreichend, um sie in Lehre und Forschung in einen wettbewerbsfähigen Zustand zu versetzen. Die finanziellen Bedrüfnisse einer modernen experimentellen Biologie sind in der heutigen Zeit nicht geringer als die von Physik und Chemie.
Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates und auch der KBF zum zügigen Ausbau biologischer Disziplinen, zur Förderung regionaler Schwerpunkte und zur Beseitigung von aus der Vergangenheit herrührenden Disproportionen haben bisher keine ausreichende Berücksichtigung bei der Mittelvergabe gefunden. Auch den in diesen Empfehlungen enthaltenen Prioritäten für den Bau neuer Institute und die Sanierung alter ist in den Plänen der Länder und der Universitäten nicht genug Rechnung getragen worden. In
vielen Instituten sind als Folge jahrelang vernachlässigter Installationen (Gas, Wasser, Abwasser, Strom) die normalen Betriebsvoraussetzungen kaum gegeben, und die Sicherheitstechnik entspricht nicht den gesetzlichen Bestimmungen.
Die KBF hat den Eindruck, daß diese Bedenken von den Ministerien und auch von den Universitäten nicht ernst genug genommen werden. Sie wendet sich daher in einer einstimmig angenommenen Resolution an die Wissenschaftsminister der neuen Länder, für eine inhaltli- sche Verbesserung der Lehr- und Forschungsmöglichkeiten der biologischen Hochschulinstitute auch unter den Bedingungen eingeschränkter finanzieller Ressourcen Sorge zu tragen.
5. Die KBF sieht Tier- und Naturschutz als höchste Ziele - die Diskussion um die Wege zur Verwirklichung muß jedoch sachlich und frei von weltanschaulichen Vorurteilen bleiben -, es gibt aber leider zu viele selbsternannte Fachleute.
Die Biologie befindet sich seit einigen Jahrzehnten in einer außerordentlich dynamischen Entwicklung, die bisher ungebrochen verläuft. Sie ist zu einer Wissenschaft geworden, die wie kaum eine andere das Gesicht unseres Jahrhunderts nachhaltig geprägt hat. Es wird allgemein anerkannt, daß biologische Erkenntnisse in zunehmendem Maße für die Fortexistenz der Menschen und der sie umgebenden Natur unverzichtbar sind und daß sie entscheidende Grundlagen für die Entwicklung strategischer regionaler und überregionaler Entwicklungskonzepte darstellen. Den Universitäten mit ihrer Verantwortung für Lehre und Forschung kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Die KBF wird sich auch weiterhin für die Etablierung einer modernen, den Forderungen der Zeit entsprechenden Biologie einset- zen.
Prof. Dr. H. Scheel
Vorgestellt
Die KBF ist die Vereinigung der Biologischen Fachbereiche, Fakultäten, Abteilungen bzw. Fachgruppen der Universitäten und wissenschaftlichen Hochschulen, die der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) angehören. Der KBF, die vor 20 Jahren gegründet wurde, gehören heute 60 biologische Fachbereiche und Fakultäten der Universitäten in Gesamtdeutschland an. Aufgabe der KBF ist die Beratung von gemeinsamen Angelegen
heiten der Forschung und Lehre, die den biologischen Fachbereichen obliegen, sowie die Vertretung der daraus resultierenden Belange. Beschlüsse, die sich an die Mitgliedsbereiche wenden, ergehen in Form von Empfehlungen. Als Vertretung der biologischen Fachbereiche arbeitet die KBF mit dem Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultätentag und der HRK zusammen. Sie versteht sich als Berater dieser Gremien in den fachspezifischen Angelegenheiten der biologischen Fachbereiche.
Angebote in der Volkshochschule
Zu Beginn des Sommersemesters gibt es wieder zahlreiche Kollegen der Universität, die im Rahmen der Volkshochschule interessante Themen und Aspekte ihrer Arbeit vorstellen. Sie kommen damit dem Interesse einer breiteren Öffentlichkeit nach und geben zugleich Einblick in Forschung und Lehre an der Universität der Landeshauptstadt. Aus dem Angebot der Monate April und Mai seien folgende Veranstaltungen empfohlen:
Eine Vortrags- und Gesprächsreihe mit den Germanisten Prof. Dr. Werner Rieck und Prof. Dr. Knut Kiesant ist mit „Alte Literatur - neue Fragen“ überschrieben. Interessante Autoren, Texte und Entwicklungen in der deutschen Literaturgeschichte werden an fünf Abenden erkundet. Jeweils dienstags von 19.30 Uhr bis 21.00 Uhr, beginnend am 12.04.1994, stehen folgende Themen auf dem Programm:
1. Barock - Der Mensch zwischen Diesseits und Jenseits
2. Aufklärung - der Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit
3. Sturm und Drang-Handeln ist die Seele der Welt
4. Klassik - Edel sei der Mensch
5. Romantik - romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie
Zu einem Diskurs über die deutsche Vereinigung 1989-1990 mit ihren Ursachen, ihrem Verlauf und den Folgen lädt am 15. April (19.30 Uhr) Prof. Dr. Manfred
Görtemaker ein. Der Wissenschaftler, Historiker an der Universität Potsdam, forscht seit fast zwei Jahrzehnten zu Ost-West-Bezie- hungen sowie zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Prof. Görtemaker hat eine Reihe von Publikationen zur Ost- West-Entspannungspolitik der Bundesregierung nach 1969, den deutsch-amerikanischen und den deutsch-sowjetischen Beziehungen vorgelegt. Vor wenigen Wochen ist sein neuestes Buch „Unifying Germany, 1989-1990: Historical Dimensions and the New European Architecture“ in New York erschienen. Es behandelt den Prozeß der deutschen Wiedervereinigung in seinen historischen Dimensionen und Folgewirkungen und gibt erstmalig im Detail den Verlauf der Einigung von der Maueröffnung bis zu den Gesprächen Bundeskanzler Kohls mit Michael Gorbatschow im Kaukasus wieder. Der Vortrag von Prof. Görtemaker wird das Buch zur Grundlage haben.
Praktischer angelegt - so man reisen will und kann - sind zwei Abende, die der Anglist Dr. Rainer Schnoor bestreitet. Er stellt am 12. und 26. April (19.30 Uhr) New York City (Sehenswürdigkeiten, Kunst und Kultur) sowie San Francisco und Umgebung (Touristentips für jeden Geschmack) vor. Damit knüpft er an die Vorstellung einzelner Regionen der USA im letzten Semester an. Alle Veranstaltungen finden in den Räumen der Volkshochschule in der Dortu- straße statt. Regine Derdack