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PRAKTIKUM
Zurück in die Zukunft
Eindrücke Potsdamer Lehramtsstudenten nach ihrem Hospitationspraktikum
Vom Abitur noch nicht ganz erholt, gingen wir nach dem ersten Lehramtssemester für ein zweiwöchiges Hospitationspraktikum zurück in die uns früher so vertraute Schulwelt.
Mit pädagogischen und psychologischen Beobachtungsaufgaben im Gepäck hieß es für uns zu lernen, nun durch Lehreraugen zu blicken. In Begleitung von Frau Dr. Lohwaßer (Bereich Pädagogik) waren wir an der sportbetonten Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe „Friedrich Ludwig Jahn“ als Lehramtsstudenten Lernende. Dank der perfekten Organisation durch die stellvertretende Schulleiterin, Frau Kossmann, waren wir schnell mit den Gegebenheiten vertraut. Sie stellte uns diese am Luftschiffhafen gelegene Schule in ihrer Struktur und ihren Besonderheiten vor und stand uns auch sonst mit Rat und Tat zur Seite. Entsprechend unseren Studienaufgaben wählte sie für uns jeweils drei 8. und 9. Klassen aus. Recht schnell in den Unterrichtsalltag integriert, akzeptierten uns Lehrer und Schüler. Viele Schüler fragten in den Pausen, was oder wen wir beob
achten oder weshalb wir Lehrer werden wollen. Die Lehrer zeigten sich nicht minder neugierig. Sie stellten uns Fragen zur Berufsmotivation und zu Neuerungen des Lehramtsstudiums. Eine gemeinsame Frühstücksrunde bot für uns eine gute Gelegenheit, ausführliche Gespräche zu führen, bei denen Fragen über Unterrichtsdifferenzierungen, Aufmerksamkeitsverhalten von Klassen oder einzelnen Schülern sowie über das soziale Miteinander von Schülern im Vordergrund standen. Kritisch beleuchtet von Lehrern und Studenten gleichermaßen wurden Probleme des Schulsystems wie z. B. die Realisierung der Kurse ab Klasse 7. Zum „epochalen Angebot“ verschiedener Fächer gingen die Meinungen auseinander. Einige Lehrer sind der Auffassung, daß im Unterricht das Aufbauen auf Bekanntem zur Einführung neuer Stoffinhalte gehört und würden deshalb kontinuierliches Lernen und Lehren ohne zeitliche Unterbrechung vorziehen. Da wir Lehrer- und Schülermeinungen gleichermaßen aufnehmen mußten, meinten wir manch
mal, zwischen zwei Stühlen zu sitzen. Wir sahen uns als vom Unterricht angesprochene und interessierte Mitschüler oder auch im anderen Extrem als gestreßte und genervte Lehrer. Es war also eine Zeit gemischter Gefühle; eine vollständige Blickwendung von Schülersicht auf Lehrersicht kommt wohl nicht von heute auf morgen. Doch war das wirklich die Absicht des Potsdamer Modells? Dieses Modell ist ein Studiengerüst für die Lehramtsanwärter der Universität Potsdam vor al
lem auf erziehungswissenschaftlichem Gebiet. Es ließ uns seit Oktober jeden Montagmorgen in Schulpädagogik I zu Themen wie Erziehung, Institution Schule oder Unterrichtsdifferenzierung diskutieren. Mit vielen beschriebenen Blättern, neuen Erfahrungen und einigen schönen Erlebnissen gehen wir im nächsten Semester in Schulpädagogik II und Psychologie die systematische Auswertung dieses Praktikums an.
Martin und seine Kommilitonen
Lehramtsstudenten absolvierten Praktika an Potsdamer Schulen Foto: Martin Reiche
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PROJEKTLABOR „ ORGANISCHE SCHICHTEN
Foto: Stiller
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Ein Trainings-Kurs zum Thema „Herstellung und Strukturaufklärung dünner organischer Schichten“ fand vom 21. bis 23. März in der zum Institut für Festkörperphysik der Universität Potsdam gehörenden Teltower Forschungsgruppe „Dünne organische Schichten“ statt.
Als Teilnehmer konnte Professor L. Brehmer Wissenschaftler und Studenten der Universitäten Leipzig, Halle, Potsdam sowie des MPI für Polymerforschung Mainz und der Humboldt-Universität zu Berlin begrüßen. Nach einigen einführenden Vorlesungen konnten die Teilnehmer sich in mehreren halbtägigen Praktika Kenntnisse auf den Gebieten der Rastersonden- und Brewster- winkel-Mikroskopie, der Infrarot- und UV-VIS-Spektro- skopie, der Röntgendiffrakto- metrie sowie der Langmuir-
Blodgett-Technik zur Herstellung hochgeordneter ultradünner Schichten aneignen. Der eigens für diese Veranstaltung aus Coventry (England) angereiste Direktor der NIMA Technology Ltd., Dr. F. Grünfeld, nutzte das Projektlabor, um die Teilnehmer über die neuesten Geräteentwicklungen seiner Firma auf dem Gebiet der Langmuir-Blodgett-Technik zu informieren und eine intensivere Zusammenarbeit mit der Teltower Forschungsgruppe im Rahmen von EG-Projekten anzuregen.
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Den Abschluß der Veranstaltung bildete eine Rund-Tisch- Diskussion, in der die Wissenschaftler der verschiedenen Universitäten die Schwerpunkte ihrer Forschungsarbeit vorstellten. Dabei ergaben sich besonders bei der Diskussion zur Arbeit des von Professor Schmiedel (Leipzig) vertretenen Sonderforschungsbereichs „Moleküle an Grenzflächen“ zahlreiche Anregungen und Vorschläge für eine künftige Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Potsdam, Teltow und Adlershof. Jürgen Reiche