INTERVIEW
Nr. 11/94-Seite 5
Aspekte sehen Sie in diesem Zusammenhang als Kulturwissenschaftlerin?
Prof. Dölling: Als Kulturwissenschaftlerin interessiert mich dabei besonders, mit welchen Strategien, kulturellen Bedeu- tungsmustem und individuellen Sinngebungen Frauen (und Männer) auf die strukturellen Veränderungen ihres Alltags reagieren und was sich aus diesem „Zusammentreffen“ von neuen/veränderten Strukturen und Handlungspotentialen ergibt, die biografisch, alters-, ge- schlechts- und „klassen“spezi- fisch unter heute nicht mehr existierenden Bedingungen und Verhältnissen erworben wurden. Generell interessiert mich, wie Kultur - zu der auch die symbolischen Geschlechterordnungen gehören - in modernen Gesellschaften zur Reproduktion sozialer Ungleichheiten beiträgt. Frauenforschung beschränkt sich nicht auf Forschung „über Frauen“ oder zu Geschlechterverhältnissen. Sie geht davon aus, daß „Geschlecht“ ein Begriff ist, „in dem die Menschen gesellschaftlich denken und handeln“ (Sandra Harding), d. h. ihre Umwelt durch geschlechtsspezifische Bedeutungen strukturieren. So gesehen können alle Beziehungen und alle Handlungsfelder von Menschen Gegenstand von Frauenforschung sein. Theoretisch ist dabei besonders der Aspekt wichtig, wie „Geschlecht“ sozial und kulturell konstruiert wird - ein Thema, zu dem ich in diesem Semester ein Seminar im Studiengang Soziologie anbiete.
PUZ: Wie begegnen Sie der potentiellen Gefahr, durch Ihre Berufung Alibifrau zu werden?
Prof. Dölling: Ich halte es für gefährlich, aus einem abstrakten Wissen darum, daß ich zur Alibifrau gemacht werden könnte, schon eine Realität zu konstruieren, die so möglicherweise gar nicht existiert. Zunächst einmal ist ja positiv, daß die Universität Potsdam als
eine der wenigen deutschen Hochschulen eine C4-Professur für Frauenforschung eingerichtet hat. Ob daraus in Entscheidungsgremien der Universität gefolgert werden kann, daß damit das Problem Frauenforschung „abgearbeitet“ ist, hängt ja wohl auch davon ab, was an Frauenforschung Interessierte und speziell sicher ich wollen. Ich weiß, daß Frauen in der Wissenschaft strukturell benachteiligt sind, und ich schaue auch nicht aus der Perspektive auf dieses Feld; weil ich es geschafft habe, sind diese Strukturen außer Kraft. Ich weiß um die Gefahr, daß die Ausnahme in ein Alibi umgedeutet wird - aber ich muß dieses Spiel nicht blindlings mitspielen. Meine Strategie ist, im Bündnis mit möglichst vielen Frauen, ständig darauf hinzuarbeiten, daß mehr Frauen (wieder) in der Wissenschaft Fuß fassen können, Nachwuchs herangebildet wird und feministische Theorie in möglichst vielen Disziplinen akzeptiert und in den cumcula als selbstverständliches Lehrangebot verankert wird. Das ist weniger durch spektakuläre Aktionen, als durch eine beharrliche Politik kleiner Schritte auf einem mitunter sicher steinigen Weg zu erreichen.
Viel Erfolg und herzlichen Dank für das Gespräch.
Es fragte Dr. Barbara Eckardt.
Jahresstipendien für USA und Kanada
Diese Stipendien werden in einem Sonderprogramm für Amerikanisten, Anglisten und Studierende anderer Geistes- und Sozialwissenschaften für die Stipendienlaufzeit August 1995 bis Mai 1996 vergeben. Studierende im 2.-6. Fachsemester stellen die Zielgruppe für dieses Programm.
Studenten der Geistes- und Sozialwissenschaften haben folgendes zu beachten:
Der Amerika-/Kanada-Bezug im bisherigen Studium muß klar erkennbar sein und durch den Besuch entsprechender Veranstaltungen nachgewiesen werden können.
Nähere Informationen erteilt das Akademische Auslandsamt (Frau Bürger, 1.06.105, Tel. 17 02).
Die Bewerbungen müssen bis zum 15. November 1994 im Akademischen Auslandsamt vorliegen.
Akademisches Auslandsamt
„Deutsch-weißrussische
Kulturgesellschaft“
Ausgehend von einer Anregung durch Frau Dr. N. Brederlow, wurde am 11.5.94 im Institut für Slavistik der Potsdamer Universität die „Deutsch-weißrussische Kulturgesellschaft, Potsdam Sektion“ gegründet.
Die Kulturgesellschaft hat das Ziel, die seit Jahren bestehenden Kontakte zwischen der Potsdamer Universität und verschiedenen Bildungs- und Forschungseinrichtungen in Weißrußland, besonders in Minsk, auszubauen und durch die Aufnahme von Verbindungen u. a. zur Minsker Universität, zur Akademie der Wissenschaften und nicht zuletzt zur Internationalen Assoziation für Weißrussistik zu erweitern.
Erfahrungen auf kulturellen und wissenschaftlichen Gebieten sollen ausgetauscht, gemeinsame Projekte bearbeitet werden.
Als Vorsitzender wurde Prof. Dr. habil. Dr. h. c. W. Witt gewählt. Als Gäste an dieser Veranstaltung nahmen Doz. Dr. habil. H. Bieder, Universität Salzburg, Mitglied der Internationalen Assoziation für Weißrussi-
V
stik, und Doz. Dr. Ul. Sakalou- ski, leitender Mitarbeiter des Nationalen wissenschaftlichen Zentrums „Franzysk Skaryna“ in Minsk, teil.
Die Kulturgesellschaft ist für alle Interessenten offen.
Für weitere Informationen steht Ihnen
Frau Dr. N. Brederlow
Institut für Slavistik
Golm
Haus 14
Zimmer 122
App. 25 59
gern zur Verfügung.
Institut für Slavistik Dagmar Horn
AOK für das Land Brandenburg
Neues AOK-Magazin für Studenten
Endlich ist es soweit: Die AOK gibt jetzt ein Magazin eigens für die bei ihr versicherten Studenten heraus! Semester für Semester nimmt „STUDIOSI" in Zukunft Themen aufs Korn, die Studenten auf den Nägeln brennen. In der Nummer 1 zum Sommersemester 1994 dreht sich alles um den Dauerbrenner Wohnungssuche: „Der ganz normale Wahnsinn".
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