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FAKULTÄT
Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
der Universität Potsdam
Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät ist eine Neugründung an der Universität Potsdam. An der vormaligen Brandenburgischen Landeshochschule gab es diese Fakultät noch nicht. Aus guten Gründen hat man sich in Potsdam für die Zusammenfassung der Wirtschaftswissenschaften - mit den Fächern Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftspädagogik und Statistik - und der Sozialwissenschaften - mit den Fächern Politikwissenschaft und Soziologie - in einer Fakultät entschieden. Das Modell einer WiSo-Fakultät soll interdisziplinäre Synergieeffekte in Forschung und Lehre ermöglichen. In den Wirtschaftswissenschaften ist nach längerer Vorherrschaft abstrakt-mathematischer Modelltheorie eine Rückbesinnung auf ihre politisch-sozialwissenschaftlichen Ursprünge festzustellen. In Potsdam verbindet sich diese Entwicklung mit deutlicher Betonung der Anwendungsorientierung in der Volkswirtschaftslehre und mit engem Praxisbezug in der Betriebswirtschaftslehre. Damit korrespondiert das Profil der Sozialwissenschaften in Potsdam, das empirisch orientiert und praxisnahe gestaltet worden ist. Die besondere Ausrichtung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Potsdam legt darüber hinaus auch die wissenschaftliche Kooperation mit der Rechtswissenschaft nahe. Sie wird durch das Profil der Potsdamer Juristischen Fakultät, die Schwerpunkte im Bereich der Wirtschaft und der Verwaltung gesetzt hat, und durch die räumliche Nähe zu dieser Fakultät erleichtert.
Die WiSo-Fakultät ist in Babelsberg untergebracht.
Sie besitzt das Promotions- und Habilitationsrecht.
Wirtschaftswissen
schaften
Die Wirtschaftswissenschaften sind an der Universität Potsdam neu eingeführt worden. Für den Aufbau der Wirtschaftswissenschaften bestellte der Gründungssenat als Gründungsbeauftragten Professor Dr. Josef Molsberger (Tübingen). Der Strukturkommission gehörten außerdem die Professoren Dr. Klaus Chmielewicz (Bochum), Dr. Helmut Gröner (Bayreuth) und Dr. Richard Köhler (Köln) an. Die Strukturkommission erarbeitete auf ihrer ersten Sitzung am 25. September 1991 Empfehlungen für den Aufbau der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Potsdam, die vom Gründungssenat am 4. Oktober 1991 gebilligt wurden. Sie befürwortete den vom Brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur beabsichtigten Vollausbau der Wirtschaftswissenschaften. Die Strukturkommission setzte sich für einen Vollausbau der Wirtschaftswissenschaften ein, der die Diplomstudiengänge Volkswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre sozialwissenschaftlicher Richtung, Betriebswirtschaftslehre und die Lehramtsstudiengänge für allgemeinbildende und berufsbildende Schulen umfaßt. Den Empfehlungen der Strukturkommission und der Arbeit der Mitglieder in den zahlreichen Berufungskommissionen zur Besetzung der Lehrstühle verdanken die Potsdamer Wirtschaftswissenschaften ihr heutiges attraktives Profil.
Der akademische Lehrbetrieb wurde zum Wintersemester 1991/92 mit 90 Studenten aufgenommen. Seitdem kommen jährlich 80 bis 100 Studierende hinzu. Während die Lehre hauptsächlich über Lehraufträge durch auswärtige Dozenten
wahrgenommen wurde, unterrichten nunmehr zunehmend Hochschullehrer, die Fakultätsmitglieder sind. Insgesamt weisen die Wirtschaftswissenschaften in Potsdam durch ihre Anwendungsorientierung und ihren Praxisbezug ein prägnantes Profil auf. Die Ausbildung im Bereich Wirtschaftswissenschaften an der Universität Potsdam basiert auf fünf Schwerpunkten:
- Höchste Priorität hat eine qualitativ hochwertige wirtschaftswissenschaftliche Fachausbildung der Studenten.
- Neben der Vermittlung von Fachwissen werden durch einen intensiven Einsatz ergänzender Lehrformen, wie z. B. Fallstudien, Plan- und Rollenspiele, sogenannte „Soft Skills“ wie Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie soziale Kompetenz gefördert und ausgebildet.
- Intensive Kontakte und Kooperationen mit außeruniversitären Organisationen, z. B. in Form von Projekten und Studentenpraktika, sorgen zudem für einen engen Praxisbezug des Studiums.
- Einbezug der Fremdsprachenausbildung im Studium und Förderung von Auslands-Studien.
- Die interdisziplinäre Ausrichtung der Lehr- und Forschungsinhalte gewährleistet schließlich eine zeitgemäße und qualifizierte wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung in Potsdam.
Forschungsschwerpunkte, die im Rahmen der bereits besetzten Professuren angelaufen sind, beziehen sich primär auf volks- und betriebswirtschaftliche Aspekte der Transformationsprozesse in den neuen Bundesländern, insbesondere aus der Sicht der Wirtschaftspolitik, Marketing, von Organisation und Personalwesen sowie des
betrieblichen Rechnungswesens.
Standortvorteile für Potsdam ergeben sich auch dadurch, daß mit der Übersiedlung zahlreicher Bundesorgane nach Berlin auch der Bedarf an akademisch ausgebildeten Volkswirten wie auch an wirtschaftswissenschaftlicher Beratung zunehmen wird. Ebenso wird sich die Nachfrage für Diplom-Kaufleute durch Untemehmensgrün- dungen in den neuen Bundesländern noch erhöhen. Insgesamt werden am Fachbereich folgende Studiengänge angeboten:
-Diplomstudiengang Volkswirtschaftslehre (VWL),
- Diplomstudiengang VWL, sozialwissenschaftlicher Richtung,
- Diplomstudiengang Betriebswirtschaftslehre (BWL/ab 1995/96),
- Lehramtsstudiengang „Berufliche Fachrichtung Wirtschaftswissenschaft“,
- Magisterstudiengänge VWL und BWL.
Die Studiendauer beträgt für alle Diplomstudiengänge neun Semester (Regelstudienzeit). Das Studium besteht aus einem gemeinsamen viersemestrigen Grundstudium und einem studiengangspezifischen fünfseme- strigen Hauptstudium. Das Grundstudium wird mit der Diplomvorprüfung, die studienbegleitend oder als Blockprüfung abgelegt werden kann, abgeschlossen. Die Diplomprüfung besteht aus der Diplomarbeit und den Fachprüfungen in insgesamt fünf Pflicht- und Wahl- pflichtflächem. Ein Praktikum wird empfohlen, ist zur Zeit aber nicht vorgeschrieben. Für die Vermittlung von Praktika können die Informations- und Beratungsleistungen einer eigens für diesen Zweck gegründeten studentischen Projektgruppe genutzt werden. Das