ZENTRUM
Nr. 11/94-Seite 13
Aus der Isolation heraustreten
Mitglieder des Zentrums für Kognitive Studien forschen interdisziplinär
Der Trend der Wissenschaftsentwicklung verläuft in Richtung der Überschreitung traditioneller Grenzen zwischen den Fachgebieten. So ist beispielsweise die Nähe der Kognitiven Psychologie zur Grammatiktheorie. Patholinguistik oder auch Computerlinguistik und Informatik durchaus vergleichbar mit anderen Bereichen innerhalb der Psychologie. In diesen Disziplinen sind Konzeptionen (z. B. zu Fragen der Wissensrepräsentation und Verarbeitung sprachlicher Informationen) entwickelt worden, die die Theoriebildung der Kognitiven Psychologie ganz entscheidend beeinfluß haben und auch in Zukunft auf sie einwirken werden.
PD Dr. Reinhold Kliegl (Leiter des Zentrums und Vertreter der Professur für Kognitive Psychologie) ist davon überzeugt, daß
sich die Kognitionswissenschaften deshalb besonders dafür eignen, Sinn und Ziel interdisziplinärer Zentren zu illustrieren. Durch ein Zentrum, daß den beteiligten Wissenschaften eine gemeinsame Basis verschafft, bestehe die Möglichkeit, unmittelbar am Forschungsfortschritt entsprechender Bereiche zu partizipieren. Das ist nach Auffassung des Psychologen an „alten“ Universitäten nicht so leicht realisierbar, „weil die Fächer aus den Gräben, die zum Teil in den letzten einhundert Jahren ausgeschaufelt wurden, nicht herauskommen.“ Im Gegensatz dazu erfährt Dr. Kliegl an der Universität Potsdam, durch dieAufbau- situation begründet, eine große Bereitschaft nicht weniger Kollegen zur Zusammenarbeit.
Die Einrichtung des Zentrums für Kognitive Studien wurde seiner-
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strebt. Dabei werden Rückwirkungen auf die Konzipierung und die Gestaltung der Forschung in der Universität Potsdam erwartet, so daß ein direkter Beitrag zur Förderung einer wirtschaftlich relevanten Forschung geleistet wird.
Am 21. und 26. April organisierte der Potsdamer Informations- und Technologie-Transfer (PITT) gemeinsam mit dem Fahrdienst der Universität Besuchsfahrten von Angehörigen unserer Hochschule zur Hannover Messe. Diese Besuche wurden durch den Kanzler der Hochschule finanziell unterstützt. Freikarten zum Messebesuch stellte freundlicherweise die Deutsche MesseAG zur Ver- lügung. Die Teilnahme an sol- ehen Messen soll dazu beitragen, den Wissensstand der Wissenschaftler und Studenten der Universität Potsdam zu aktuellen Trends im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie der industriellen Anwendung
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neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse zu vervollkommnen und ihnen Kontakte und Anregungen zu vermitteln für gemeinsame Projekte mit der Praxis. Es ist geplant, solche Besuche auch auf anderen Messen zu organisieren.
Ein nächster Messehöhepunkt wird die Teilnahme an der BIO- TEC 94 vom 16.-19.11.1994 in Düsseldorf sein, die der PITT gemeinsam mit dem Forschungsund Technologie-Transfer der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf organisiert. Interessenten können sich hierüber informieren bei:
Potsdamer Informations- und Technologie-Transfer (PITT)
Dr. Andreas Bohlen Am Neuen Palais 10 Gebäude 06 (ehern. F), Raum 138
14469 Potsdam
Tel./Fax 9 77-11 19 E-Mail
bohlen@hp.rz.uni-potsdam.de
zeit vom Gründungssenat beschlossen. Es hat sich zur Aufgabe gestellt, interdisziplinär höhere menschliche kognitive Leistungen und Prozesse zu erforschen. Einbezogen in dieses Vorhaben sind die Allgemeine Sprachwissenschaft, Informatik, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Physik, Biologie und Musik. Primär geht es darum, materielle und intellektuelle Grundlagen für die Kooperation der beteiligten Wissenschaften bereitzustellen, um eine integra- tive Erfassung kognitiver Modalitäten zu ermöglichen. Damit wird ein Beitrag zur Behebung des Defizits gegenwärtiger Forschung auf diesem Gebiet geleistet.
Zum einen werden interdisziplinäre Forschungsprojekte initiiert und betreut. Gedacht ist dabei an die Unterstützung von Pilotstudien in Vorbereitung von Drittmittelanträgen sowie bei Datenanalysen, Literaturrecherchen, den Aufbau und das Management eines Versuchspersonenpools. Es werden jene Initiativen unterstützt, bei denen mindestens zwei Mitglieder des Zentrums verschiedener Disziplinen Zusammenarbeiten.
Zum anderen soll die Gestaltung eines interdisziplinären Diskurses vorangetrieben werden. Gastvorträge, Gastprofessuren, Lehraufträge, Kolloquien, Workshops, Summerschools und Studentenaustauschprogramme sind geplant. Das Zentrum spielt eine wichtige Rolle bei der Verfolgung des Ziels, interdisziplinäre Lehrangebote zu unterbreiten. So bieten Prof. Gisbert Fan- selow (Allgemeine Sprachwissenschaft) und Dr. Reinhold Kliegl gemeinsam ein Seminar für Psychologie- und Linguistik-
Auf Einladung des Institutes für Linguistik weilte Prof. Tom Roeper, University of Massa- chussetts, an der Universität Potsdam. Am 19. Mai 1994 referierte er über „Nominale Anaphern und die Morphologie von Klitika“.
Foto: Rüffert
studierende zum Thema „Sprache und Kognition“ an.
Im Rahmen der Philosophischen Fakultät II ist weiterhin ein Promotionsstudiengang „Kognitionswissenschaft“ vorgesehen. „Wir wollen Interessenten für ein Graduiertenstudium gewinnen, die sich auf das .Minenfeld* fachübergreifenden Forschens wagen“, so Dr. Kliegl. Hier ergeben sich folglich auch für die Betreuer neue Anforderungen. Zur Verbesserung der Möglichkeiten experimentellen Arbeitens werden Laborkapazitäten geschaffen.
Die Verwirklichung vieler Vorhaben ist selbstverständlich auch davon abhängig, wie erfolgreich es gelingt, Drittmittel einzuwerben, und wie engagiert sich die Mitglieder des Zentrums an den Aktivitäten beteiligen.
Dr. Barbara Eckardt
Interdisziplinäres Zentrum für Kognitive Studien
Direktorium:
Prof. Dr. Gisbert Fanselow (Allgemeine Sprachwissenschaft),
PD Dr. Reinhold Kliegl (Allgemeine Psychologie 1/Kognitive Psychologie),
Prof. Dr. Erika Horn (Informatik)