Heft 
(1.1.2019) 11
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ZENTRUM

Nr. 11/94-Seite 13

Aus der Isolation heraustreten

Mitglieder des Zentrums für Kognitive Studien forschen interdisziplinär

Der Trend der Wissenschafts­entwicklung verläuft in Rich­tung der Überschreitung tradi­tioneller Grenzen zwischen den Fachgebieten. So ist beispiels­weise die Nähe der Kognitiven Psychologie zur Grammatik­theorie. Patholinguistik oder auch Computerlinguistik und In­formatik durchaus vergleichbar mit anderen Bereichen innerhalb der Psychologie. In diesen Dis­ziplinen sind Konzeptionen (z. B. zu Fragen der Wissens­repräsentation und Verarbeitung sprachlicher Informationen) ent­wickelt worden, die die Theorie­bildung der Kognitiven Psycho­logie ganz entscheidend beein­fluß haben und auch in Zukunft auf sie einwirken werden.

PD Dr. Reinhold Kliegl (Leiter des Zentrums und Vertreter der Professur für Kognitive Psycho­logie) ist davon überzeugt, daß

sich die Kognitionswissenschaf­ten deshalb besonders dafür eig­nen, Sinn und Ziel interdiszipli­närer Zentren zu illustrieren. Durch ein Zentrum, daß den be­teiligten Wissenschaften eine ge­meinsame Basis verschafft, be­stehe die Möglichkeit, unmittel­bar am Forschungsfortschritt ent­sprechender Bereiche zu partizi­pieren. Das ist nach Auffassung des Psychologen analten Uni­versitäten nicht so leicht realisier­bar,weil die Fächer aus den Gräben, die zum Teil in den letz­ten einhundert Jahren ausge­schaufelt wurden, nicht heraus­kommen. Im Gegensatz dazu erfährt Dr. Kliegl an der Univer­sität Potsdam, durch dieAufbau- situation begründet, eine große Bereitschaft nicht weniger Kol­legen zur Zusammenarbeit.

Die Einrichtung des Zentrums für Kognitive Studien wurde seiner-

Mit

strebt. Dabei werden Rückwir­kungen auf die Konzipierung und die Gestaltung der For­schung in der Universität Pots­dam erwartet, so daß ein direk­ter Beitrag zur Förderung einer wirtschaftlich relevanten For­schung geleistet wird.

Am 21. und 26. April organi­sierte der Potsdamer Informa­tions- und Technologie-Transfer (PITT) gemeinsam mit dem Fahrdienst der Universität Be­suchsfahrten von Angehörigen unserer Hochschule zur Hanno­ver Messe. Diese Besuche wur­den durch den Kanzler der Hochschule finanziell unter­stützt. Freikarten zum Messebe­such stellte freundlicherweise die Deutsche MesseAG zur Ver- lügung. Die Teilnahme an sol- ehen Messen soll dazu beitra­gen, den Wissensstand der Wis­senschaftler und Studenten der Universität Potsdam zu aktuel­len Trends im Bereich der For­schung und Entwicklung sowie der industriellen Anwendung

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neuester wissenschaftlicher Er­kenntnisse zu vervollkommnen und ihnen Kontakte und Anre­gungen zu vermitteln für gemein­same Projekte mit der Praxis. Es ist geplant, solche Besuche auch auf anderen Messen zu organisie­ren.

Ein nächster Messehöhepunkt wird die Teilnahme an der BIO- TEC 94 vom 16.-19.11.1994 in Düsseldorf sein, die der PITT gemeinsam mit dem Forschungs­und Technologie-Transfer der Heinrich-Heine-Universität Düs­seldorf organisiert. Interessenten können sich hierüber informieren bei:

Potsdamer Informations- und Technologie-Transfer (PITT)

Dr. Andreas Bohlen Am Neuen Palais 10 Gebäude 06 (ehern. F), Raum 138

14469 Potsdam

Tel./Fax 9 77-11 19 E-Mail

bohlen@hp.rz.uni-potsdam.de

zeit vom Gründungssenat be­schlossen. Es hat sich zur Auf­gabe gestellt, interdisziplinär höhere menschliche kognitive Leistungen und Prozesse zu er­forschen. Einbezogen in dieses Vorhaben sind die Allgemeine Sprachwissenschaft, Informatik, Psychologie, Erziehungswissen­schaft, Physik, Biologie und Musik. Primär geht es darum, materielle und intellektuelle Grundlagen für die Kooperation der beteiligten Wissenschaften bereitzustellen, um eine integra- tive Erfassung kognitiver Moda­litäten zu ermöglichen. Damit wird ein Beitrag zur Behebung des Defizits gegenwärtiger For­schung auf diesem Gebiet gelei­stet.

Zum einen werden interdiszipli­näre Forschungsprojekte initiiert und betreut. Gedacht ist dabei an die Unterstützung von Pilotstu­dien in Vorbereitung von Dritt­mittelanträgen sowie bei Daten­analysen, Literaturrecherchen, den Aufbau und das Manage­ment eines Versuchspersonen­pools. Es werden jene Initiativen unterstützt, bei denen minde­stens zwei Mitglieder des Zen­trums verschiedener Disziplinen Zusammenarbeiten.

Zum anderen soll die Gestaltung eines interdisziplinären Diskur­ses vorangetrieben werden. Gastvorträge, Gastprofessuren, Lehraufträge, Kolloquien, Work­shops, Summerschools und Studentenaustauschprogramme sind geplant. Das Zentrum spielt eine wichtige Rolle bei der Ver­folgung des Ziels, interdiszipli­näre Lehrangebote zu unterbrei­ten. So bieten Prof. Gisbert Fan- selow (Allgemeine Sprachwis­senschaft) und Dr. Reinhold Kliegl gemeinsam ein Seminar für Psychologie- und Linguistik-

Auf Einladung des Institutes für Linguistik weilte Prof. Tom Roeper, University of Massa- chussetts, an der Universität Potsdam. Am 19. Mai 1994 re­ferierte er überNominale Ana­phern und die Morphologie von Klitika.

Foto: Rüffert

studierende zum ThemaSpra­che und Kognition an.

Im Rahmen der Philosophischen Fakultät II ist weiterhin ein PromotionsstudiengangKogni­tionswissenschaft vorgesehen. Wir wollen Interessenten für ein Graduiertenstudium gewin­nen, die sich auf das .Minenfeld* fachübergreifenden Forschens wagen, so Dr. Kliegl. Hier er­geben sich folglich auch für die Betreuer neue Anforderungen. Zur Verbesserung der Möglich­keiten experimentellen Arbeitens werden Laborkapazitäten ge­schaffen.

Die Verwirklichung vieler Vor­haben ist selbstverständlich auch davon abhängig, wie erfolgreich es gelingt, Drittmittel einzu­werben, und wie engagiert sich die Mitglieder des Zentrums an den Aktivitäten beteiligen.

Dr. Barbara Eckardt

Interdisziplinäres Zentrum für Kognitive Studien

Direktorium:

Prof. Dr. Gisbert Fanselow (Allgemeine Sprachwissenschaft),

PD Dr. Reinhold Kliegl (Allgemeine Psychologie 1/Kognitive Psycho­logie),

Prof. Dr. Erika Horn (Informatik)