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(1.1.2019) 01
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CAMPUS

FÜR EINE MULTIKULTURELLE BILDUNG

Feierliche Eröffnung des Sprachenzentrums

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Verständigung über unterschiedliche Lebenswelten und Grenzen hinweg: diesem Ideal versucht das Sprachenzen­trum der Universität mit Hilfe seiner fremdsprachlichen An­gebote, die auch die jeweilige Landeskunde beinhalten, zu entsprechen. Foto: Tribukeit

Viele der früher hohen, nationalen Schranken sind mittlerweile in Europa gefallen. Doch die Menschen können meist trotzdem noch nicht miteinander reden:Man hat stets die besseren Chancen, wenn man die jeweilige Lan­dessprache beherrscht. - Solche und ähnliche Kommentare waren denn auch bei der feierlichen Eröffnung des Spra­chenzentrums der Universität Ende des letzten Jahres allerorten als Begrün­dung für die immer noch häufige Sprachlosigkeit zu hören. Damit we­nigstens die Studierenden der Potsda­mer alma mater ihre Ausbildung mit möglichst guten Fremdsprachenkennt­nissen beenden können, hat sich der Gründungssenat der Hochschule bereits frühzeitig für ein Konzept entschieden, gemäß dem alle ihrer Studierenden die Chance haben, Fremdsprachen im Rah­men ihres Studiums kostenlos zu erler­nen. Daß dies nicht selbstverständlich ist, bekundete z.B. mit Dr. Wolfgang Mackiewicz von derZentraleinrich­tung Sprachlabore" der Freien Univer­sität Berlin (FU) einer der Gründerväter des Zentrums, indem er erklärte:Ich blicke heute mit Stolz und Neid auf das Sprachenzentrum der Potsdamer Uni­versität.

Der Stolz, so Mackiewicz, resultiere dabei aus seiner Mithilfe beim Aufbau - war doch das ebenfalls zentral angesiedelte Sprachla­bor der FU in vielen Punkten Modell für die Potsdamer Variante; der Neid allerdings rüh­re aus der bereits jetzt im Vergleich zur FU vorhandenen besseren Stellenbesetzung her. Auch die gewählte Leiterin des Potsdamer Sprachenzentrums, Dr. Doris Flischikowski, stimmte Mackiewicz darin zu und verwies auf die derzeit hauptamtlich tätigen 32 Lehr­kräfte und Lektoren, die von sieben Mitarbei­tern aus dem Hochschulerneuerungspro- gramm (HEP) unterstützt würden. Allerdings seien 50 Mitarbeiter das endgültige Ausbau­ziel.

Die Studierenden jedenfalls profitieren bereits von dem erreichten Ausbaustand des Spra­chenzentrums: Können sie doch zwischen rund 170 Kursen pro Semester, die in ins­gesamt zehn Sprachen angeboten werden (Arabisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Tschechisch, Polnisch und Latein sowie Deutschkurse für Auslän­der), aus wählen. Darunter befinden sich sprachpraktische Bildungsangebote für phi­lologische Studiengänge, allgemeine fach­sprachliche Ausbildungslehrgänge für alle Fakultäten sowie Fort- und Weiterbildungs­lehrgänge. Und um ein eigenesTraining in

Sachen Sprachpraxis zu ermöglichen, stehen den Nutzern in jedem der drei Universitätsstandorte Mediotheken zur Verfügung, in denen sowohl auf fremdsprachige Bücher und Zeit­schriften wie auch auf ausländische Fernsehsendungen zugegriffen wer­den kann. Die Öffnungszeiten dieser Mediotheken liegen zwischen 8 und 21 Uhr, allerdings hält sich die studen­tische Nachfrage derzeit noch in Grenzen und wäre durchaus steige­rungsfähig.

Daß dieses Angebot und die schon er­reichte Funktionsfähigkeit des Spra­chenzentrums nur entstehen konnten, weil alle an einem Strang gezogen haben, zeigte sich im Rahmen der al­lein dreistündigen Ansprachen, Grußworte und Festvorträge anläßlich der Eröffnung recht gut. So dankte Prorektor Professor Dr. Wolfgang Loschelder im Namen des erkrank­ten Rektors zahlreichen Mitarbeitern (ein­schließlich den Mitgliedern des Gründungs­senates) aus der Universität, dem Ministeri­um für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK), dem Ministerium für Bildung, Ju­gend und Sport (MBJS) sowie namentlich Dr. Wolfgang Mackiewicz von der FU Berlin, dem Gründungskanzler der Universität Pots­dam, Jens Prüß, der Personaldezernentin

Die zur Eröffnung des Sprachenzentrums ausge­legten Lehrmaterialien, Broschüren und Bildbände erfreuten sich großer Behebtheit. Foto: Tribukeit

Steffi Kirchner und der Leiterin des Sprachen­zentrums, Dr. Doris Flischikowski. Loschel­der begrüßte dabei ausdrücklich, daß in Pots­dam auch die nichtfremdsprachlichen Fächer Sprachleistungen zu festgelegten Anteilen vorsehen würden, schließlich sei esder Ehrgeiz der Universität, jedem Absolventen fremdsprachliches Können zu ermöglichen". Seinen Worten schlossen sich die des stell­vertretenden Abteilungsleiters Wissenschaft im MWFK, Dr. Josef Glombik, an:Das Mi­nisterium schätzt die Bedeutung des Spra­chenzentrums, das bereits heute ein viel beachteter und geschätzter Teil der Univer­sität ist, hoch ein", war von ihm zu erfahren. Und auch Bernd Karl Vogel, ein Referatsleiter

des MBJS, wertete die Gründung des Zen­trums als einen wichtigen Schritt im Rahmen des Aufbaus der Potsdamer Hochschule zu einer modernen Universität. Dabei ruhen die Hoffnungen seines Ministeriums vor allem auf der durch das Sprachenzentrum geleiste­ten sprachpraktischen Ausbildung von bran- denburgischen Lehrkräften in Mangelfächern (wie z.B. Englisch oder Französisch), die der­zeit noch durch Lehrer unterrichtet würden, die diese Fächer nicht studiert hätten.

Daß das Sprachenzentrums-Konzept einer eigenständigen, zentralen Betriebseinheit mit kollegialer Leitung durchaus auch seitens der Studierenden getragen wird, ließ sich den Worten von Matthias Rohde entnehmen, der im Namen der studentischen Vertreter des geschäftsführenden Ausschusses des Spra­chenzentrums über dieSorgen und Hoffnun­gen der Studierenden" sprach. Die Hoffnun­gen und Glückwünsche überwogen dabei deutlich, die Sorgen beschränkten sich im Grunde primär darauf, daß den Studenten immer noch zu wenig Kurse montags und freitagszugemutet würden und sich infol­ge dessen (fast) alles zwischen Dienstag und Donnerstag ballen würde:Es gibt durchaus genügend Studierende, die bereit sind, auch zum Anfang oder Ende einer Woche zu ler­nen, bekräftigte er in Richtung der Dozen­ten.

Wie interessant und spannend das Erlernen von Sprachen und somit natürlich auch das Erfahren anderer Mentalitäten, Verhaltens­weisen und Denkmuster sein kann, zeigten übrigens nicht nur zahlreiche Gespräche und Begegnungen der zur Eröffnung erschiene­nen internationalen Gästeschar; auch das in erster Linie von Studierenden dargebotene Musikprogramm strotzte nur so von bunter Vielfalt und Grenzüberschreitungen: Da reih­te sich Schubert an Mussorgski, Gershwin an Vivaldi, setzte Miles Davis einen Kontrapunkt zu Mozart. Hg.

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