CAMPUS
EIN GESELLSCHAFTLICHES EREIGNIS
Zur Einführung des NOK-Präsidenten Tröger als Honorarprofessor
Im Bereich der Sportwissenschaften entwickelt sich die Potsdamer Universität immer mehr zu einem Vorreiter. Zu verdanken ist dies nicht nur, aber maßgeblich dem bisherigen Direktor des Institutes für Sportwissenschaft, Professor Dr. Horst Philipp: Er knüpfte beispielsweise 1990, als der damalige Generalsekretär und nunmehrige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Walther Tröger, in Potsdam weilte, erste Kontakte zu diesem. Heute hat sich daraus eine freundschaftliche Beziehung entwickelt, wirkte der NOK-Präsident beratend beim Aufbau des Institutes für Sportwissenschaft mit und konnte er nun für eine Honorarprofessur an der Universität gewonnen werden (siehe dazu auch den Bericht über seine Antrittsvorlesung an anderer Stelle der PUTZ). In diesem Zusammenhang reiste Tröger, der gleichzeitig auch Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist, kürzlich erstmals offiziell ins Brandenburger Land. Eingeladen vom Verein zur Förderung der Sportwissenschaft Potsdam e.V., nahm der Rektor der Universität, Professor Dr. Rolf Mitzner, die Gelegenheit wahr und führte den neuen Honorarprofessor für „Juristische und ökonomische Probleme im internationalen Sport“ vor einem hochrangigen Publikumskreis ein.
Stattgefunden hat dieses gesellschaftliche Ereignis in der traditionsreichen Potsdamer Gaststätte „Seekrug“, anwesend waren u.a. die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Angelika Peter, die Präsidentin des Landessportbundes, Renate Schneider, und Potsdams Oberbürgermeister Dr. Horst Grämlich. Schon daran zeigte sich, daß die Honorarprofessur Walther Trogers ein Prestigegewinn für die noch junge, neugegründete Universität ist; doch darüber hinaus eröffnet sich ihr und ihren Studierenden dadurch auch die Möglichkeit, eine bisher noch nirgends angebotene Fachrichtung ins Lehrprogramm aufzunehmen; Werden doch zumindest in Deutschland der gesamte internationale Sport, seine historische Entwicklung im Zusammenhang mit der olympischen Bewegung, seine immer stärkere Vernetzung mit wirtschaftlichen und politischen Interessen sowie seine Bedeutung für die gesamte Gesellschaft bisher noch überhaupt nicht wissenschaftlich untersucht. „Wer aber wäre mehr dazu aufgerufen, sportinteressierten jungen Leuten über solcherart aktuelle Entwicklungen zu berichten, als der Präsident des NOK?", fragte denn auch die Ministerin
PUTZ 1/95
Angelika Peter im Rahmen des „Seekrug“- Empfangs.
Einen kleinen Einblick in sein profundes Wissen gab Walther Tröger gleich im Anschluß an die Worte der Ministerin, indem er auf einige der aktuellen Probleme des Sportes und der olympischen Bewegung einging. So hätten beide zwar lange gebraucht, um sich gesellschaftliches Ansehen (auch bei Nichtsportlern) zu erwerben; doch wären die Werte des Sportes wie das Einhalten eines Fairplays, das Ansehen des sportlichen Gegners als Partner und nicht als Feind - geeignet, gesamtgesellschaftliche Werte darzustellen. Nur folgerichtig wies der heutige NOK-Präsident in diesem Zusammenhang auf seine damalige Gegnerschaft zu dem Boykott der Olympischen Spiele in Moskau 1980 hin. Auch die Probleme des Sportbetriebes, als deren momentan größtes er die Manipulation des Sportlers durch Doping bezeichnete, verschwieg Tröger nicht: „Langfristig wird nur ein sauberer Sport Erfolg haben“, erklärte er.
Dabei schließt das IOC-Mitglied durchaus auch wirtschaftlichen Erfolg ein. Zwar berge die zunehmende Kommerzialisierung des Sportes Gefahren, aber verzichtbar sei die Nähe zur Wirtschaft deshalb trotzdem nicht. Schließlich gebe es exakte Konzepte, Kontrollen und Vorstellungen, die von beiden Seiten getragen würden, und nicht immer sei der Sport in dieser Beziehung automatisch der Schwächere. Abgrenzungen nahm der neue
Honorarprofessor ferner gegenüber dem Einfluß der Politik auf den Sport vor: „Der Sportbetrieb ist nie unpolitisch gewesen. Wir ringen genauso wie andere um politische Einflüsse. Aber wir werden keinerlei politische Einflüsse auf den Sport zulassen“, betonte der NOK-Präsident und distanzierte sich damit klar von einigen vor 1990 ausgeübten Praktiken.
Schnitt Walther Tröger solche Problemfelder des internationalen Sportes im „Seekrug“ nur an, freut er sich schon darauf, sie in diesem Wintersemester sowie in den kommenden Semestern mit „seinen“ Studierenden auszudiskutieren. Er hofft dabei auf einen regen Austausch und eine durchaus kritische Beteiligung gemäß seinem Lebensmotto, Einheit und Mannigfaltigkeit als Prinzipien des Sports und der Gesellschaft zu ermöglichen.
Hg.
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WA i
Zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Sport und Wissenschaft ließen es sich nicht nehmen, aus Anlaß der offiziellen Einführung des Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Walther Tröger (links vorne), als Honorarprofessor der Potsdamer Universität in den „Seekrug" zu kommen. Eingeladen hatten der Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Sportwissenschaft Potsdam e.V. und neue Direktor des Institutes für Sportwissenschaft, Professor Dr. Jürgen Rode, und der bisherige Direktor des Institutes für Sportwissenschaft, Professor Dr. Horst Philipp.
Foto: Tribukeit
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