Heft 
(1.1.2019) 01
Einzelbild herunterladen

CAMPUS

s '?' '

Kooperationsvertrag endlich unterzeichnet

Die internationale Konferenz überFamilie und Kindheit im Wandel und das Potsdamer Schloßrestaurant Cecilienhof bildeten den Rahmen für die offizielle Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zwischen dem Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung e.V. (IFK) und der Universität Potsdam. Aufgrund dieses Vertrages ist das IFK nun ein sogenanntes An-Institut der Universität geworden. Daraus resultierend kann das IFK neuerdings nicht nur Drittmittelanträge für die Finanzierung verschiedener Projekte steifen, sondern ergeben sich für beide Institutionen auch zahlreiche mögliche, zusätzliche Formen der Zusammenarbeit in Lehre und Forschung. Doch die seit 1991 bestehenden Kontakte zwischen dem IFK und der Hochschule - wobei hier vor allem das Zentrum für Jugend - und Sozialisationsforschung zu nennen wäre gestalteten sich auch bisher schon sehr intensiv. Nicht zuletzt deshalb habe man auch, so der Rektor, Professor Dr. Rolf Mitzner, in seiner Ansprache vor der Unterzeichnung, bereits sehnsüchtig auf einen regelnden Vertrag gewartet.Doch zunächst mußte Aufklärungsarbeit über die Funktion von An-Instituten geleistet werden, mußte das Land Brandenburg, das eine gewisse Abneigung gegen die Institutionalisierung der Finanzierung von Instituten hat, von den Vorteilen überzeugt werden", erklärte Mitzner. Darüber hinaus habe der Gründungssenat erst einmal die Grundstrukturen der Universität selber festklopfen wollen, bevor er außeruniversitären festen Verbindungen seine Zustimmung gab. Daß es nun doch zu einer solchen mit dem IFK gekommen ist, dankte der Rektor (rechts hinten im Bild bei der Vertragsunterzeichnung zu sehen) vor allem dem Geschäftsführenden Direktor des IFK, Dr. Dietmar Sturzbecher (auf unserem Foto links vorne abgebildet), und Professor Dr. Wolfgang Edelstein, seines Zeichens Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, Honorarprofessor an der Universität Potsdam und ehemaliges Mitglied ihres Gründungssenates.

Hg./Foto: Rüffert

DAS ERBE DES ALPHABETS

Sprachwissenschaftliches Kolloquium am Institut für Germanistik

Der jahrhundertelange Umgang mit einer Schrift, wie wir ihn im Deutschen haben, beeinflußt eine Sprache auf vielfältige Weise. Das betrifft den Sprachgebrauch, aber es betrifft auch die Sprachstruktur und ihren Erwerb. Ein weites Feld tut sich hier für Sprachwissenschaftler auf. Einige von ihnen, aus Deutschland, den Niederlan­den und Österreich, trafen sich kürzlich auf einem 2. Potsdamer Kolloquium zur deutschen Grammatik am Institut für Germanistik der Philosophischen Fakultät I. Die Federführung dieser zukünftig jährlich stattfindenden Veranstaltung lag beim LehrstuhlDeutsche Sprache der Gegenwart, der von Prof. Dr. Peter Eisenberg geleitet wird.

tät Potsdam, so der Geschäftsführende Direk­tor Dr. Dietmar Sturzbecher. Die Konferenz bot hierfür Gelegenheit. Als nunmehriges An-Institut der Universität hat das IFK die Möglichkeit, sowohl engere Kontakte zwi­schen Wissenschaft und Praxis herzustellen als auch Studenten in die Forschung einzu­beziehen. Es versteht sich ferner als direkter Ansprechpartner für Mitarbeiter von Jugend­ämtern und familiären Einrichtungen, von denen auch eine große Zahl vor allem aus Brandenburg an der Konferenz teilnahm. Al­lerdings herrschte gewisse Ratlosigkeit, was eine konkrete Umsetzung von Ideen anging. Vorschläge gab es, wenige ohne Wenn und Aber. Größtes Aber waren dabei die Finan­zen. So traf die Frage der Moderatorin Renate Faerber-Husemann, Journalistin aus Bonn, auf der Abschlußveranstaltung den gelade­nen Forschern wie Politikern ins Herz:Was würden Sie verändern, hätten Sie keinen Fi­nanzminister im Rücken?"

Wünsche nach Veränderung

Ob es für Reinhardt Wiesner vom Bundes­ministerium für Familie und Jugend das Recht für Kinder war, das noch geschaffen werden müsse, um ihre Interessen in den Vordergrund der Politik zu rücken, seine Forderung, Teilzeitarbeit auch für Männer attraktiv zu machen, oder ob es für Stefan Vanistendael vom International Catholic Child Bureau, Genf, das Netzwerk um das Kind war, das dichter gestaltet werden müßte. Jeder Wunsch krankte. Der Grund: die Kenntnis der tatsächlichen Situation innerhalb der bestehenden patriarchali­schen Gesellschaft.

Daß es ökonomisch völlig unrentabel sei, überhaupt Kinder zu haben, brachte Regine Hildebrandt am Beispiel Brandenburgs zum Ausdruck. Obwohl sich ca. 98% der jungen Frauen eine Familie mit möglichst zwei Kin­dern wünschte, ginge in Wirklichkeit aber die Geburtenrate rapide zurück. Eine Ursache dafür sei der sichsofort ergebende finan­zielle Alptraum.

Familie noch immer attraktiv

Positives Fazit dieser Konferenz war, daß entgegen aller auftretenden Negativerschei­nungen dennoch die Familie allgemein als attraktiver und wichtigster Gesellschafts­träger angesehen wird. Immerhin wachsen noch 80% der Kinder mit Geschwistern auf. Zu den Ergebnissen der Konferenz gehörten natürlich auch das Knüpfen neuer For­schungskontakte sowie das Kennenlernen von Kollegen aus anderen Ländern. Außer­dem seien Anregungen für neue Projekte entstanden, so Dr. Sturzbecher. Bedauerlich allerdings war, daß die Öffentlichkeit und die Presse die Chance zur Teilnahme und Information über neueste Forschungsergeb­nisse in diesem doch alle betreffenden Be­reich wenig nutzten. Antje Strubel

An den beiden bis an den Rand gefüllten Konferenztagen standen zwölf Vorträge zum GeneralthemaAlphabetschrift und phono- logische Theoriebüdung auf dem Programm. Mit diesem Thema knüpfte das Kolloquium an verschiedene Diskussionsstränge an, die in den vergangenen Jahren in der Sprachwis­senschaft ein außerordentliches Interesse gefunden haben. Die Orthographie, nach der wir heute schreiben, gibt es - von kleinen Änderungen abgesehen - seit ungefähr 250

Jahren. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat sich an der Schreibweise der damals 'mo­dernsten' Schreiber nicht viel geändert, aber es bedurfte eines komplizierten Vereinheitli­chungsprozesses, um diese Schreibweise im gesamten deutschen Sprachgebiet zur Gel­tung zu bringen. Der Anteil der Deutsch Sprechenden, die lesen und schreiben kön­nen, nahm in derselben Zeit kontinuierlich zu und ist heute so hoch wie niemals vorher. Wenn wir von einer literalen Gesellschaft

Seite 9

PUTZ 1/95