CAMPUS
Eindeutig kritische Kommentare zu den Wiener Beschlüssen zur Orthographiereform äußerten die meisten Teilnehmer des 2. Potsdamer Kolloquiums zur deutschen Grammatik, an deren Vorbereitung einige von ihnen beteiligt gewesen sind. Foto: Tribukeit
sprechen, dann ist damit auch gemeint, daß man zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben lesen und schreiben können muß.
Der Erwerb der geschriebenen Sprachform im Grundschulalter verändert das Verhältnis der Lernenden zur Sprache grundlegend und ganz allgemein. Insbesondere fördert und verändert er das Sprachbewußtsein, denn das Geschriebene ist im Gegensatz zum Gesprochenen stabil, an feste Formen gebun
den und vor allem auf einfache Weise in sprachliche Einheiten, wie Buchstaben und Wörter, gegliedert. Es ist, wie die Sprachwissenschaftler sagen, segmental.
Wie weit das für das Gesprochene gilt, ist viel weniger klar und theoretisch umstritten. Das Lautsignal ist ja ein Kontinuum, und auf welche Weise dieses Kontinuum in Segmente wie Laute, Silben, Wörter, Phrasen und Sätze gegliedert ist, muß am Gesprochenen
selbst gezeigt werden. Sehr häufig finden wir die Auffassung, daß das, was etwa einem Buchstaben im Lautlichen entspricht, hier auch irgendwie als Segment zu finden sein müsse. Die neuere Lautstrukturforschung (Phonetik und Phonologie) kommt aber immer mehr davon ab, Laute als die wichtigsten segmentalen Grundeinheiten anzusehen.
Die Vorträge des Kolloquiums beschäftigten sich einerseits damit, wie Lautsprache als Kontinuum artikuliert und gehört wird. Schriftspezialisten entwickelten Thesen darüber, wie die Alphabetschrift in verschiedenen Sprachen und insbesondere im Deutschen funktioniert, wie sie gelernt wird, welche Fehler warum gemacht werden, wie sich das Sprechen und die Sprachwahrnehmung dabei verändert und wie sich Theorien zur adäquaten Erfassung der Lautstruktur und der Schriftstruktur voneinander unterscheiden müssen. Besonders wichtig war, daß Spezialisten aus unterschiedlichen Arbeitsgebieten zusammenkamen und feststellen konnten, daß ihre Ergebnisse von wechselseitigem Interesse sind.
Mitten in die Tagung hinein platzte dann die Nachricht von den Wiener Beschlüssen zur Orthographiereform, an deren Vorbereitung mehrere Teilnehmer auf unterschiedliche Weise mitgewirkt haben: Die „Potsdamer Kommentare" zur Reform waren in der Tendenz eindeutig kritisch. Peter Eisenberg
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„Wald & Bildung"
Das an der Universität Potsdam angesiedelte Zentrum für Umweltwissenschaften bemüht sich seit seiner Gründung um enge Kontakte zu den Umweltverbänden des Landes Brandenburg. Besonders enge Beziehungen bestehen zur Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. (SDW) des Landesverbandes Brandenburg. Der dort arbeitende Arbeitskreis „Wald & Bildung“ wird seit seiner Gründung von der Universität inhaltlich unterstützt. In Gemeinschaftsarbeit zwischen der Hochschule und dem Arbeitskreis wurden auch schon Lehrmaterialien entwickelt, die z.B. in den Waldschulen und Waldjugendheimen Brandenburgs eingesetzt werden. Besonders hervorzuheben ist dabei die gemeinsame Produktion von kurzen ökologischen Lehrvideos, die von der SDW mit ihren geringen Mitteln materiell und inhaltlich gefördert wurde.
Nun ist es gelungen, für ein Video-Lehrfilm- Projekt Fördermittel in Höhe von 5000,- DM von der AOK, dem Ministerium für Umweltschutz, Naturschutz und Raumordnung (MUNR) und dem World Wide Fund for Nature (WWF) einzuwerben. Diese zusätzlichen Mittel decken Kosten ab, für die an der Universität keine Mittel zur Verfügung stehen, wie z.B. Reisekosten, Synchronisa
tionshonorare, die Filmvervielfältigung oder Druckkosten für pädagogisches Begleitmaterial. Die Mittel stammen von der Aktion „Gesunde Umwelt - unsere Zukunft im Land Brandenburg". Die geplanten 100 Kopien für zwei 15minütige Lehrfilme sollen den außerschulischen Bildungseinrichtungen in Brandenburg und anderen Interessenten zur Verfügung gestellt werden. Unser Bild zeigt Jutta Rosinski, die Schulbetreuerin der AOK des Landes Brandenburg (links), und Fritz Gru- nert, den Vorsitzenden der Schutzgemein
schaft Deutscher Wald e.V. in Brandenburg und Alterspräsidenten des brandenburgi- schen Landtages (Mitte) bei einer kleinen Feierstunde in den Räumen des Kanzlers Alfred Klein (rechts). Im Rahmen dieser Feierstunde wurde der Scheck über 5000,- DM an Prof. Dr. Klaus-Peter Berndt (Zweiter von rechts) aus dem Zentrum für Umweltwissenschaften überreicht, der den Arbeitskreis „Wald & Bildung“ leitet und sich dankbar für diese Art der außeruniversitären Unterstützung zeigte. Hg./Foto: Rüffert
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