Heft 
(1.1.2019) 01
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Praktiken von Seiten der städtischen Obrigkeit gebunden war. Hinter­grund für die zunehmende Kontrolle des Informationsgefüges bildete dabei, so der Historiker, das Nutzen des Briefwesens als Propaganda­mittel zu planmäßiger Öffentlichkeitsarbeit.Als die Stadt Soest 1447 in der Fehde gegen den Erzbischof von Köln die Bestürmung der Stadt abwenden konnte, wurde dies zu einem publizistischen Ereignis. Soest sorgte dafür, daß der Siegesbericht in ganz Nordwest-Deutschland zir­kulierte, berichtete Heimann.

Darüber hinaus erhielt die politische Instrumentalisierung des Brief­wesens, das Aufgreifen und Transportieren von Gerüchten und Mut­maßungen als Botschaft im eigenen Interesse schon bald ein weiteres, nachrichtentechnisches Merkmal: lose Zettel. Diese Zettel wurden zu­nächst den Briefen als Einlage beigefügt und rührten, so Heimann, von zusätzlichen, auf den Unterrand des Briefes aufgebrachten Notizen her. Doch hätten sich im 15. Jahrhundert der Umfang und das Spektrum der Info-Zettel so ausgedehnt, daß sie bald den informellen Wert des Hauptbriefes übertrafen und auch bei den Adressaten immer mehr als eigenständige Inhalte begriffen und weitergegeben wurden. Diese Zet­tel-Wirtschaft - auch unter dem BegriffZitung bekannt befriedigte in stets stärkerem Maße das Bedürfnis der Menschen nach aktuellen, neuen Kenntnissen über Katastrophen, Kriegsereignisse, Brände, Un­wetter und dergleichen mehr.Rund 150 Jahre, bevor im 17. Jahrhun­dert die ersten, regelmäßig erscheinenden Zeitungen vertrieben wur­den, treffen wir im spätmittelalterlichen Briefwesen bereits auf einen Berichtsjournalismus, folgerte denn auch Heinz-Dieter Heimann. Doch habe die Öffnung im Zugang der Menschen zu Nachrichten von au­ßerhalb des eigenen Lebenskreises auch sofort dasorganisierte Ge­heimnis, die Kontrolle der Briefe- und Zeitungsschreiber sowie der Bo­ten seitens der städtischen Auftraggeber nach sich gezogen. Die Informationsträger wurden durch Diensteide, Treueerklärungen und Kanzleiordnungen vereinnahmt, einerseits zur Verschwiegenheit und andererseits zum Erzählen anderswo gehörter Meinungen über die ei­gene Stadt verpflichtet. So hätte die zunehmende Schriftlichkeit gleich­zeitig einen nach Heimannjanusköpfigen Modernisierungsprozeß ein­geleitet, der sich dadurch kennzeichne, daß die verstärkte Öffentlich­keit sogleich unter obrigkeitliche Regie gebracht worden sei. Hg.

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Bereits im späten Mittelalter muß aul den Wegen des Reiches so einiges losgewesen sein; weitete sich doch mit zunehmender Schriftlichkeit das Botenwesen zwischen den Städten, Klöstern, Universitäten und Händlern aus. Schon bald wurden den solchermaßen transportierten Briefen lose Zettel beigelegt, die über die aktuellen Neuigkeiten, wie Unwetter, Kriege, aber auch Gerüchte, informierten: dieZitung war geboren.

Foto: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

AUS DEM SENAT BERICHTET

In seiner 14. Sitzung am 24. November 1994 hat der Senat der Universität u.a. folgende Beschlüsse gefaßt:

Seitens der Kommission für Lehre und Stu­dium (LSK) wird aufgrund bisheriger Arbeits- erfahrungen eine bessere Koordinierung zwi­schen der LSK und den Fakultäten ge­wünscht. Eine Lösung wird beispielsweise in einer geänderten, erweiterten Zusammenset­zung der LSK gesehen, durch die die Präsenz der einzelnen Fakultäten in ihr und somit eine Rückkopplung von den Fakultäten in die LSK verstärkt werden könnten. Der Senat be­schloß, eine dementsprechende, konkrete Vorlage mit Angaben zu den Mitgliedszahlen der einzelnen Gruppen in der LSK abzuwar­ten. Desgleichen lautete sein Beschluß be­züglich einer erweiterten Zusammensetzung der LSK-Unterkommission für Lehrerbildung, deren Vorsitzende bzw. Vorsitzender künftig automatisch qua Amt auch die Stellvertrete­rin bzw. der Stellvertreter des Vorsitzenden der LSK sein sollte.

Einstimmig beauftragte der Senat das Rek­torat, nachdrücklich darauf hinzuwirken, daß die Beschränkung von Stellen für wissen­

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schaftliche Mitarbeiter auf eine Zwei-Drittel- Vergütung beseitigt wird. Als eventuelle Lösungsvorschläge benannte das Gremium dabei die Aufhebung der Zwei-Drittel-Vorga- be durch das Land, die Finanzierung des feh­lenden Drittels aus Drittmitteln oder das Anbieten von-Zwel-DritteF-Stellen für eine Übergangszeit, und zureinem bestimmten Kontingent Duich diesen Beschluß sieht der Sengt die Verhandlungsposition' des Rekto­rates gegenüber dem* Ministerium JÖr Wis\ senashaft, Forschung und Kultur gestärkt»^ (Zum Hintergrund: Seit dem 1. Januar 1594 \ weiden SteHen wissenschaftliche! \ Mitarbeiterinnen fast nur' noch als Zwei-Dflfj ; tel-Stellen nadiBAf-0St besetzt. Das bedeu- ; tet, daß neu eingestellte Mitarbeiterinnen nur / noch tnit ca. 56 Prozent der Gehaltsgruppe / BAT Ha bezahlt weiden. Für einen tfswfhei/ ratetes Beiufsanfänger von untet 30 Jahren ergibt sich daraus resultierend eifl Netto- gehalt-von weniger als DM 2.000,-.-Dies je­doch, so die-Kommission für-Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, habe eine geradezu verheerende Wirkung für den wei­teren Aufbau der Universität.)

Darüber hinaus beschloß der Senat in Ergän­zung zum Beschluß 7/13 der Sitzung vom 3.

November 1994 die Satzung des Zentrums für Dünne organische und biochemische Schich­ten, gemäß der das Zentrum eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universi­tät Potsdam unter direkter Verantwortung des Senates ist.

Seine Zustimmung erteilte das Gremium fer­ner einer durch den Fakultätsrat der Juristi­schen Fakultät beantragten Änderung der Lehrstuhlbezeichnung des Lehrstuhles Ver­waltungsrecht mit Sozialrecht inLehrstuhl für Verwaltungsrecht mit Sozialrecht sowie Europäisches Verfassungs- und Sozialrecht. Diese Änderung hat keinen Einfluß auf die Fakultätsstruktur.

Ein Antrag der LSK hinsichtlich einer Ände­rung des Fächerkatalogs der Magisterprü­fungsordnung im Bereich der Germanistik wurde abgelehnt, da die entsprechende Fa­kultät - die Philosophische Fakultät I - nach Auskunft ihrer Dekanin, Professor. Dr. Hele­ne Harth, noch keine Kenntnis von der ge­wünschten Änderung hatte.

Einstimmig beschlossen hat der Senat dage­gen die Zuordnung des Pressearchivs zum Kommunalwissenschaftlichen Institut. Nach Angaben des Vorsitzenden der Kommission für Entwicklungsplanung und Finanzen

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