Heft 
(1.1.2019) 01
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TITEL

AUF DEN SPUREN VON BIOSENSOREN

Internationaler Austausch rund um die Arbeitsgruppe Professor Schellers

Was eigentlich sind Biosensoren? Diese Frage stellt sich dem Laien, möchte auch er in dieGeheimnisse dieser winzigen Detektoren eindringen. Die Literatur dazu macht eins deutlich: Biosensoren besitzen eine Signalfunktion. Sie basieren auf pflanzlichen und tierischen Molekülbausteinen. An Mikroelektroden oder Faser­optiken gebunden, dienen sie dazu, einfach und schnell biologisch wichtige Sub­stanzen nachzuweisen und kritische Parameter zu ermitteln oder längere Zeit zu überwachen. Das wichtigste Anwendungsfeld dieser biochemischen Analytik ist nach wie vor die medizinische Diagnostik. Ihre Anwendung finden Biosensoren jedoch auch in der Lebensmittelanalytik, Umweltüberwachung sowie der pharma­zeutischen oder Kosmetikindustrie.

Zu den auf dem Gebiet der Biosensorik füh­renden Wissenschaftlern zählt eine Arbeits­gruppe der Universität Potsdam. Deren Lei­ter ist kein geringerer als Prof. Dr. Frieder Scheller. Sein Verdienst ist es, Mitte der 70er Jahre diese Wissenschaftsdisziplin in Deutschland aus der Taufe gehoben zu ha­ben. Erst kürzlich wurde er, gemeinsam mit drei weiteren Forschern, für seine wegwei­senden Leistungen in jenem Bereich mit dem Karl-Heinz Beckurts - Preis 1994 geehrt. (siehe dazu auch den Bericht an anderer Stel­le dieser PUTZ.)

Scheller und seine Mitarbeiter sind tätig am Institut für Biochemie und Molekulare Phy­siologie der Universität. Entsprechende Ar­beitsräume und Labore befinden sich im Max-Delbrück-Centrum in Berlin-Buch. Das Team, bestehend aus einem Drittel Ost-, ei­nem Drittel Westspezialisten sowie einem Drittel Gäste, widmet sich sowohl der Ent­

wicklung von Sensoren zur Detektion um­weltrelevanter Spezies als auch der Bearbei­tung medizinischer Problemstellungen mit Hilfe enzymatischer Reaktionen.

Der gute Ruf des Instituts reicht heute bis über die Ländergrenzen hinaus. Immer häu­figer melden sich nationale und.intemationa- le Delegationen an, um Kontakte zu knüpfen und vor Ort Forschungsergebnisse auszutau­schen. Jüngstes Beispiel war der Besuch ei­ner Abordnung der STAFF (Society for Tech­no-Innovation of Agriculture, Forestry and Fisheries). Diese war zusammengesetzt aus insgesamt elf japanischen Wissenschaftlern, Managern und Technikern, die ein Biosen­sorprojekt bearbeiten.

Die STAFF ist eine 1990 gegründete Verei­nigung. Unterstützung erhält sie zum einen durch die Ministerien für Landwirtschaft, Fischerei und Forst, zum anderen aber auch durch ca. 150 Privatfirmen verschiedener

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Eine Delegation der STAFF (Society for Techno-Innovation of Agriculture, Forestry and Fisheries) weilte kürzlich am Institut für Biochemie und Molekulare Physiologie der Universität Potsdam. Während des mehrstündigen Aufenthaltes erfolgte die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft in der Berlin-Branden- burgischen Biosensorgesellschaft an den Leiter der Abordnung, Prof. Dr. Isao Karube. Dieser erhielt die Auszeichnunginsbesondere zum Dank für seineKontaktfreudigkeit und Unterstützung während derDDR- Zeit" und in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiet der Biosensorik. Foto: Tribukeit

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Die japanischen Gäste nutzten gern das Angebot einer Besichtigung der Räumlichkeiten der in Berlin-Buch ansässigen Arbeitsgruppe Professor Schellers. Dort untergebracht sind u.a. fünf Labors und eine mechanische Werkstatt. Foto: Tribukeit

Genres und die Provinzialregierungen Ja­pans. Ihr zugehörig ist jene Biosensorprojekt­gruppe, deren Ziel die Entwicklung von Biosensoren für den Einsatz in der Lebens­mittelindustrie ist. Zu diesem Zweck wendet man sich unterschiedlichen Forschungsge­genständen zu. Sie reichen beispielsweise von der Optimiemng anaerober Abwasserbe­handlung in Brauereien mittels Biosensoren über die Entwicklung eines Biosensors für die schnelle und einfache Detektion von Schad­bakterien in Flüssigkeiten (Salmonellen) bis hin zur Schaffung von Biosensoren, die auf der Detektion von Nukleinsäuren basieren. Insgesamt acht Projekte stellten die japani­schen Gäste vor. Verbunden damit war ein kurzer Einblick in den gegenwärtigen For­schungsstand.

Im Gegenzug dazu erfolgte von deutscher Seite die Präsentation dreier an der Uni Pots­dam momentan bearbeiteter Schwerpunkte. So sprach Dr. Axel Warsinke überGekoppel­te Enzymreaktionen zur Detektion von Citrat und Phosphat.Effekte in organischen Lö­sungsmitteln bei semikontinuierlicher immu- nochemischer Hapten- Detektion standen im Zentrum der Ausführungen Dr. Walter Stöckleins. Als dritter im Bunde äußerte sich Dr. Rainer Hintsche von der Fraunhofer-Ge­sellschaft. Sein Thema:Molekulare Mikro­systeme, realisiert durch die Silizium-Tech­nologie.

Sowohl Gastgeber als auch Gäste bekunde­ten in sich anschließenden Gesprächen das Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit. Insbesondere betonte dies Prof. Dr. Isao Ka­rube von der Universität Tokio, der an der Spitze der Delegation stand und seit Jahren enge Beziehungen zur Arbeitsgruppe Schel­ler unterhält. P.G.

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