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AUF DEN SPUREN VON BIOSENSOREN
Internationaler Austausch rund um die Arbeitsgruppe Professor Schellers
Was eigentlich sind Biosensoren? Diese Frage stellt sich dem Laien, möchte auch er in die „Geheimnisse“ dieser winzigen Detektoren eindringen. Die Literatur dazu macht eins deutlich: Biosensoren besitzen eine Signalfunktion. Sie basieren auf pflanzlichen und tierischen Molekülbausteinen. An Mikroelektroden oder Faseroptiken gebunden, dienen sie dazu, einfach und schnell biologisch wichtige Substanzen nachzuweisen und kritische Parameter zu ermitteln oder längere Zeit zu überwachen. Das wichtigste Anwendungsfeld dieser biochemischen Analytik ist nach wie vor die medizinische Diagnostik. Ihre Anwendung finden Biosensoren jedoch auch in der Lebensmittelanalytik, Umweltüberwachung sowie der pharmazeutischen oder Kosmetikindustrie.
Zu den auf dem Gebiet der Biosensorik führenden Wissenschaftlern zählt eine Arbeitsgruppe der Universität Potsdam. Deren Leiter ist kein geringerer als Prof. Dr. Frieder Scheller. Sein Verdienst ist es, Mitte der 70er Jahre diese Wissenschaftsdisziplin in Deutschland aus der Taufe gehoben zu haben. Erst kürzlich wurde er, gemeinsam mit drei weiteren Forschern, für seine wegweisenden Leistungen in jenem Bereich mit dem „Karl-Heinz Beckurts - Preis 1994“ geehrt. (siehe dazu auch den Bericht an anderer Stelle dieser PUTZ.)
Scheller und seine Mitarbeiter sind tätig am Institut für Biochemie und Molekulare Physiologie der Universität. Entsprechende Arbeitsräume und Labore befinden sich im Max-Delbrück-Centrum in Berlin-Buch. Das Team, bestehend aus einem Drittel Ost-, einem Drittel Westspezialisten sowie einem Drittel Gäste, widmet sich sowohl der Ent
wicklung von Sensoren zur Detektion umweltrelevanter Spezies als auch der Bearbeitung medizinischer Problemstellungen mit Hilfe enzymatischer Reaktionen.
Der gute Ruf des Instituts reicht heute bis über die Ländergrenzen hinaus. Immer häufiger melden sich nationale und.intemationa- le Delegationen an, um Kontakte zu knüpfen und vor Ort Forschungsergebnisse auszutauschen. Jüngstes Beispiel war der Besuch einer Abordnung der STAFF (Society for Techno-Innovation of Agriculture, Forestry and Fisheries). Diese war zusammengesetzt aus insgesamt elf japanischen Wissenschaftlern, Managern und Technikern, die ein Biosensorprojekt bearbeiten.
Die STAFF ist eine 1990 gegründete Vereinigung. Unterstützung erhält sie zum einen durch die Ministerien für Landwirtschaft, Fischerei und Forst, zum anderen aber auch durch ca. 150 Privatfirmen verschiedener
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Eine Delegation der STAFF (Society for Techno-Innovation of Agriculture, Forestry and Fisheries) weilte kürzlich am Institut für Biochemie und Molekulare Physiologie der Universität Potsdam. Während des mehrstündigen Aufenthaltes erfolgte die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft in der Berlin-Branden- burgischen Biosensorgesellschaft an den Leiter der Abordnung, Prof. Dr. Isao Karube. Dieser erhielt die Auszeichnunginsbesondere zum Dank für seine „Kontaktfreudigkeit und Unterstützung während derDDR- Zeit" und in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiet der Biosensorik. Foto: Tribukeit
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Die japanischen Gäste nutzten gern das Angebot einer Besichtigung der Räumlichkeiten der in Berlin-Buch ansässigen Arbeitsgruppe Professor Schellers. Dort untergebracht sind u.a. fünf Labors und eine mechanische Werkstatt. Foto: Tribukeit
Genres und die Provinzialregierungen Japans. Ihr zugehörig ist jene Biosensorprojektgruppe, deren Ziel die Entwicklung von Biosensoren für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie ist. Zu diesem Zweck wendet man sich unterschiedlichen Forschungsgegenständen zu. Sie reichen beispielsweise von der Optimiemng anaerober Abwasserbehandlung in Brauereien mittels Biosensoren über die Entwicklung eines Biosensors für die schnelle und einfache Detektion von Schadbakterien in Flüssigkeiten (Salmonellen) bis hin zur Schaffung von Biosensoren, die auf der Detektion von Nukleinsäuren basieren. Insgesamt acht Projekte stellten die japanischen Gäste vor. Verbunden damit war ein kurzer Einblick in den gegenwärtigen Forschungsstand.
Im Gegenzug dazu erfolgte von deutscher Seite die Präsentation dreier an der Uni Potsdam momentan bearbeiteter Schwerpunkte. So sprach Dr. Axel Warsinke über „Gekoppelte Enzymreaktionen zur Detektion von Citrat und Phosphat“. „Effekte in organischen Lösungsmitteln bei semikontinuierlicher immu- nochemischer Hapten- Detektion“ standen im Zentrum der Ausführungen Dr. Walter Stöckleins. Als dritter im Bunde äußerte sich Dr. Rainer Hintsche von der Fraunhofer-Gesellschaft. Sein Thema: „Molekulare Mikrosysteme, realisiert durch die Silizium-Technologie“.
Sowohl Gastgeber als auch Gäste bekundeten in sich anschließenden Gesprächen das Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit. Insbesondere betonte dies Prof. Dr. Isao Karube von der Universität Tokio, der an der Spitze der Delegation stand und seit Jahren enge Beziehungen zur Arbeitsgruppe Scheller unterhält. P.G.
PUTZ 1/95
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