BUCHTIPS
JURIST DER UNIVERSITÄT IST MITHERAUSGEBER
„Handbuch der Verfassung des Landes Brandenburg" erschienen
Die Verfassung des Landes Brandenburg wird als eine der modernsten Deutschlands bezeichnet. Ihre Urheber vertreten den Anspruch, daß in ihr die politischen Gedanken der friedlichen Revolution in der DDR weiterleben. Um das Verfassungswerk Spezialisten und Laien näherzubringen, erschien dieser Tage in einem der führenden juristischen Fachverlage, dem Richard Boor- berg Verlag, das „Handbuch der Verfassung des Landes Brandenburg“.
Ende Dezember übergaben die Herausgeber, unter ihnen Prof. Dr. Michael Sachs von der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam, ihr Werk dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg. Dr. Manfred Stolpe hob dabei die Notwendigkeit und Wichtigkeit des Buches als Informationsquelle sowie als Anregung für die wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit der branden- burgischen Landesverfassung hervor. Die Umsetzung der fixierten Staatsziele wie das Recht auf Arbeit sei kein leichtes Unterfangen. Wenn das Handbuch dazu beitragen könnte, diese Aufgabe zu erleichtern und zu beschleunigen, dann würde es die Herausgeber freuen, betonten sie.
Im Mittelpunkt der Publikation stehen die Besonderheiten der brandenburgischen Verfassung. Sie wurde im Wortlaut abgedruckt. 22 Artikel beschäftigen sich mit Themen wie Umwelt,.Volksabstimmung und Aufbau der Staatsorganisation. Michael Sachs, Inhaber des Lehrstuhls für Staatsrecht mit Staatslehre und Verfassungsgeschichte, fungiert nicht nur als Mitherausgeber, sondern auch als Autor. Zwei Beiträge steuerte er zu dem in nahezu zweijähriger Arbeit entstandenen Handbuch bei. „Die Landesverfassung im Rahmen der bundesstaatlichen Rechts- und Verfassungsordnung“ sowie „Die Grundrechte der brandenburgischen Landesverfassung“ sind die Themen, die der Jurist bearbeitete. Einige der Autoren haben die Entstehung der Verfassung als Berater am Runden Tisch der DDR mitgeprägt, andere gehörten dem Verfassungsausschuß des Landes Brandenburg an, sind in den verschiedenen Ressorts der Landesregierung oder als Juristen an brandenburgischen Hochschulen mit Problemen der Umsetzung und Vermittlung der Landesverfassung befaßt. B.E.
Handbuch der Verfassung des Landes Brandenburg, herausgegeben von Helmut Simon, Dietrich Franke und Michael Sachs, Richard Boorberg Verlag, 1994, 112,00 DM.
PUTZ 1/95
WAS BLEIBT, IST HOFFNUNG
Die brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung ist seit Aufnahme ihrer Tätigkeit bestrebt, kontinuierlich mit einem breitgefächerten Publikationsangebot weite Themen auch der Geschichte unseres Landes für einen großen Leserkreis sichtbar werden zu lassen. Wichtigster Punkt ist dabei eine differenzierte, kritisch-konstruktive Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, um somit ein Geschichtsbewußtsein zu vermitteln, das ein hinreichendes Verständnis der Gegenwart ermöglicht.
In der kaum mehr überschaubaren Literatur zur Geschichte des Nationalsozialismus war die brandenburgische Entwicklung zumindest bisher ein Forschungsdesiderat. Im letzten Jahr hat die Landeszentrale mit dem Studien- und Dokumentenband Brandenburg in der NS-Zeit mit der umfassenden Aufbereitung dieses bewegenden Zeitabschnittes deutscher Geschichte für unsere Region begonnen und insbesondere die Auseinandersetzung mit dem in der DDR-Forschung eingeengten Begriff des Widerstandes gesucht. Nun liegt eine weitere beachtenswerte Publikation zu diesem Themenfeld vor, die zur intensiven Aufarbeitung der NS-Geschichte und des bisher in der DDR vermittelten Widerstandsbildes beiträgt. Zum ersten Mal werden durchgängig für den gesamten Zeitraum der Gewaltherrschaft aus dem Land Brandenburg und seiner unmittelbaren Umgebung Briefe als Zeitzeugen in einer Dokumentation einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Ende der 80er Jahre begannen die Bearbeiter mit der Sammlung der Briefe aus brandenburgischen KZ’s, Zuchthäusern und Haftanstalten, die „ein unmittelbares und eindrucksvolles Spiegelbild des Lebens der Verfolgten, Unterdrückten und Eingekerten“ sind. Sorgfältig in mehreren Archiven recherchiert und mit Quellenangaben versehen, werden sie dem Leser in ungekürzter Form und mit wesentlichen Angaben wie Namen, Haftort des Verfassers, Wohnort der Empfänger vorgelegt. Die meisten der Dokumente, die im Brandenburgischen Landeshauptarchiv ermittelt wurden, waren der Zensur zum Opfer gefallen. Von den 100 veröffentlichten Briefen wurden 43 konfisziert, also nicht an die Adressaten weiter geleitet; vielmehr wurden sie den geheimen Personalakten entnommen. Sie sind chronologisch geordnet; die Schreiber sind Nazigegner mit unterschiedlichen politischen Standpunkten, sie gehören den verschiedensten sozialen Gruppen an. In den Briefen - insbesondere in den Abschiedsbriefen - spiegeln sich „menschliche Größe, aber auch Tragödien", vor allem aber die „Hoffnung auf eine friedliche, humanistische Zukunft“ wider.
Der Band findet sinnvolle Ergänzung durch Originaldokumente, Fotos, einer anschauli
chen Karte Brandenburgs mit den KZ's, Zuchthäusern und Haftanstalten, aber auch durch eine Zeittafel. Erläuterungen und eine Auswahlbibliographie vervollständigen ihn. Die Bearbeiter haben mit ihrer Briefdokumentation einen wichtigen und wertvollen Beitrag für die Aufbereitung der NS-Geschichte des Landes Brandenburg geleistet. Nun ist zu hoffen, daß der Band in der politischen Bildung, im Geschichtsunterricht, aber auch bei vielen Brandenburgern Interesse finden wird, um somit weiter zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Geschichte des Landes beizutragen.
Kristina Hübener
Was bleibt, ist Hoffnung. Eine Briefdokumentation aus Brandenburger Konzentrationslagern, Zuchthäusern und Gefängnissen der NS-Zeit 1933-1945. Eingeleitet und bearbeitet von Kurt Adamy, Werner Wölk und Hans-Joachim Wolff (Hrsg, von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung), Potsdam 1994.
DEN ÜBERBLICK BEHALTEN
Lexika gehören aufgrund ihrer vielseitigen Verwendbarkeit zu den beliebtesten Büchern. Das kürzlich in dritter Auflage erschienene Lexikon für Wissenschaft und Praxis „Medienrecht“ dürfte also viele Interessenten finden. Die Publikation behandelt enzyklopädisch in über 50 Beiträgen das gesamte Recht der Medien. Berücksichtigt werden dabei auch neue Tendenzen, die sich durch die Europäische Union und den Zusammenschluß Deutschlands ergeben haben. So nahmen die Herausgeber beispielsweise „Medienrecht in den Staaten der EU“ auf. Einen schnellen und gezielten Zugriff von A wie Amtsblatt über M wie Mitteüung bis Z wie Zensur ermöglicht dieses Nachschlagewerk. Die Darstellung bezieht alle relevanten Rechtsgebiete - Verwaltungsrecht, Urheberrecht, Ordnungsrecht, Strafrecht, Kartellrecht - sowie die grundlegende Rechtsprechung ein. In der Reihenfolge der Beiträge werden etwa 500 Schlagwörter mit Querverweisungen und sonstige Begriffe aus Medienpraxis und Medienrecht einbezogen. Die jeden Artikel abschließenden Literaturhinweise erleichtern weiterführende Studien. Die Autoren der Beiträge sind Rechtsanwälte, Wissenschaftler und Praktiker aus Rundfunk und Presse. Damit sind sowohl Praxisbezug als auch Wissenschaftlichkeit garantiert. B.E.
Medienrecht, Lexikon für Wissenschaft und Praxis, herausgegeben von Peter Schiwy und Walter J. Schütz, 3. Auflage 1994, 98,- DM.
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