Heft 
(1.1.2019) 09
Einzelbild herunterladen

EINE FAKULTÄT STELLTE SICH VOR

Verleihung der Ehrendoktorwürde an Friedrich Ernst Peter Hirzebruch

Am 6. Juli 1994 wurde sie offiziell eröffnet; am 26. Oktober dieses Jahres präsentier­ten ihre Mitglieder der hochschulintemen und externen Öffentlichkeit bereits ein sehr vielfältiges Leistungsspektrum: ge­meint ist die Mathematisch-Naturwissen­schaftliche Fakultät der Universität Pots­dam, die einen Thg lang Einblicke in ihre Arbeit gewährte. Daß dies nun zu einer Tradition werden soll, betonte mit Prof. Dr. Helmut Mikelskis der Dekan der Fa­kultät.

Die Bilanz, die Helmut Mikelskis nun zog, fiel überwiegend positiv aus. So wurden zwei Innovationskollegs (eines im Bereich der Biochemie, eines im Bereich der Ernäh­rungsforschung) genehmigt, stiegen die Drittmittelbewilligungen in 1995 an, sind zwischenzeitlich 63 Professuren und zwölf gemeinsame Berufungen in der Fakultät besetzt und arbeiten fast 200 Doktoranden. Außerdem konnten die Studiengänge Bio­chemie, Ernährungswissenschaft und Geo­ökologie zum Wintersemester jeweils etwa sechsmal soviel Bewerber wie Plätze regi­strieren und gelang es, die Studiengänge Biologie, Biochemie und Informatik endgül­tig zu sichern.

Trotzdem verschwiegen sowohl der Rektor der Universität, Prof. Dr. Wolfgang Loschel- der, als auch der Dekan nicht, daß es eini­gen Anlaß zu Sorgen und Nöten gibt:Mehr Studierende und mehr Professoren bei we­niger Haushaltsmitteln - das trifft vor allem eine junge, im Aufbau befindliche Universi­tät wie die Potsdamer sehr hart, erklärte Loschelder. Mikelskis nannte als die seine Fakultät drückenden Probleme vor allem einen zu zögerlichen Personalaufbau, der die Wettbewerbsfähigkeit in Forschung und Lehre behindere, eine Unterfinanzierung im Sachmittelhaushalt und eine unbefriedi­gende Raumsituation.

Vor allem im Hinblick auf die sich abzeich­nende und im Grundsatz auch befürworte­te Fusion von Berlin und Brandenburg rief der Dekan deshalb zu weiterem, intensivem Bemühen um einen Bestandsschutz des Aufbaus der Potsdamer Naturwissenschaf­ten auf. Darauf, daß dieser Bestandsschutz Vor allem auch vor dem Hintergrund eines sehr spezifischen Profiles der Brandenbur­ger Seite von Bedeutung sei, verwies Hel­mut Mikelskis u.a. durch die Aussage:Es ist schlichtweg falsch, wenn Berlins noch amtierender Wissenschaftssenator Erhardt behauptet, man habe in Brandenburg nicht auf das Rücksicht genommen, was in Ber­lin etabliert war. Zwar sei eine sinnvolle Kooperation zwischen Berlin und Potsdam mallen Fächern schon heute Realität; doch dürften Abstimmungsprozesse eben nicht

durchgängig zu Lasten des Jüngsten ausge­hen. Selbstbewußt erklärte der Potsdamer Wissenschaftler: Wir sind gerade nicht die vierte ungeliebte Berliner Universität! Doch galt der diesjährige Täg der Mathe­matisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät nicht nur einem Resümee, sondern auch dem Dank an einen wichtigen Wegbegleiter und Aufbauhelfer. Die Rede ist von Prof. Dr. Friedrich Ernst Peter Hirzebruch, Direktor des Max-Planck-Institutes für Mathematik in Bonn, dem die Ehrendoktorwürde verlie­hen wurde. Mit dieser erstmaligen Vergabe seitens ihrer Fakultät wollen die Mathema­tiker und Naturwissenschaftler der Univer­sität Potsdam dieherausragenden Beiträ­ge zur Mathematik Prof. Hirzebruchs wür­digen und einen Mann ehren, der sich be­sondere Verdienste um die Gestaltung der Berlm-Brandenburgischen Wissenschafts­landschaft und den Aufbau der Mathema­tik an der Universität Potsdam erworben hat.

In der Begründung heißt es u.a.:Die von Prof. Dr. Friedrich Ernst Peter Hirzebruch in die algebraische Geometrie und Topologie eingebetteten Forschungen zur komplexen Analysis gipfelten im Beweis des Satzes von Riemann-Roch in beliebigen Dimensionen und trugen ihm Weltruhm ein. Friedrich Hirzebruch gehört als Mathematiker zu den wenigen führenden Wissenschaftlern, de­ren Oeuvre bereits zur Lebenszeit heraus­gegeben wurde. Bei seinen zahlreichen Auslandsaufenthalten hat er.. .wesentlich zur Überwindung der Isolation der deutschen Wissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg beigetragen. Höhepunkt seines auf interna­tionale Zusammenarbeit, Ideenaustausch und Förderung mathematischer Begabun­gen gerichteten Wirkens war 1980 die Gründung des Max-Planck-Institutes für Mathematik in Bonn.

Darüber hinaus wirkte Hirzebruch als Mit­glied in Strukturbeiräten der Länder Berlin und Brandenburg mit und trug als Vorsit­zender von Berufungskommissionen ent­scheidend zum Aufbau einer leistungsfähi­gen Wissenschafts- und Forschungs­landschaft im Umfeld der Hauptstadt bei. Es ist auch sein Verdienst, daß mit guten Einschätzungen evaluierteteile der ehema­ligen Akademie der Wissenschaften der DDR in den Neuaufbau einbezogen wur­den. Ferner nahm der Wissenschaftler re­gen Anteil am Aufbau des Instituts für Ma­thematik an der Universität Potsdam und förderte die Einrichtung einer Max-Planck- ArbeitsgruppePartielle Differentialglei­chungen und Komplexe Analysis", die auf seine Initiative hin 1992 in Potsdam einge­richtet wurde.

Da

Der Dank an den neuen Ehrendoktor der Universität, Prof. Dr. Friedrich Ernst Peter Hirzebruch, manifestierte sich u.a. auch m zahlreichen Blumensträußen als äußere Zeichen der Wertschätzung und Dankbarkeit.

Foto: Tribukeit

Friedrich Ernst Peter Hirzebruch ist Mit­glied bzw. Ehrenmitglied zahlreicher Aka­demien und wissenschaftlicher Gesell­schaften im In- und Ausland, so z.B. in der Leopoldina, der Foreign Associate National Academy of Sciences USA, der Russischen Akademie der Wissenschaften, der Royal Society, London und der Berlm-Brandenbur- gischen Akademie der Wissenschaften. Er trägt die Ehrendoktorwürde der Universitä­ten von Warwick/USA, Göttingen, Oxford/ Großbritannien, Wuppertal, Notre Dame/ Frankreich, Thmty College, Dublm/Irland und Athen/Griechenland und erhielt den Orden Pour le merite für Wissenschaften und Künste sowie das Große Verdienst­kreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland, Hg.

aus kontrolliert biologischem Anbau

täglich frische Vollkornbrote in bester MILCH & mehr Quamt

OBST & GEMÜSE TEES & GETRÄNKE vegetarische BROTAUFSTRICHE NATURKOSMETIK

an der Potsdamer

Markthalle

Breite Str. 27 © 61 94 05

Mo-Fr Do Sa 10 00 - 00 -19 00 9 30 -i2 30

PUTZ 9/95

Seite 5