Heft 
(1.1.2019) 09
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ENGLISCH IST NICHT GLEICH ENGLISCH

Kolloquium zu den Varianten der englischen Sprache in keltischen Ländern

Die Verbreitung der englischen Sprache in der Welt begann im 12. Jahrhundert mit der Kolonialisierung Irlands. Der englische Imperialismus im 18. und 19. Jahrhundert ver­pflanzte das Englische als Sprache der Kolonisatoren in alle Erdteile. Diese Verpflan­zungen geschahen zum größten Teil gewaltsam. Die Kolonialherren zwangen ihre Untertanen, ihre Muttersprache aufzugeben und das Englische anzunehmen. Daher gibt es heute ebenso viele Sprecher des Englischen wie Muttersprachensprecher des Chinesischen. Wie hinlänglich bekannt, ist Englisch gegenwärtig die wichtigste Ver­kehrs- und Handelssprache der Welt. Im Zuge des Postkolonialismus und der Aufar­beitung der Auswirkungen der gewaltsamen Verpflanzung des Englischen in Ubersee sind die Varianten des Englischen in Nordamerika, Südafrika, Australien, Neuseeland und Indien gut erforscht. Die Ausgliederung des Englischen in den alten europäischen Kolonien ist jedoch bis auf wenige Ausnahmen unerforscht. Daher war es das Ziel ei­nes Potsdamer Pilot-Kolloquiums, die Varietäten der englischen Sprache, die in den keltischen Ländern gesprochen werden, darzulegen. Auch wollte man erstmals das Bewußtsein eines Forschungsdefizites wecken.

So ging es der Organisatorin des Kolloqui­umsThe Celtic Englishes, Prof. Dr. Hilde­gard L.C. Tnstram aus dem Institut für An­glistik und Amerikanistik, sowie den 13 Re­ferenten und 21 offiziellen Gästen aus 14 Ländern und Regionen zunächst darum, den aktuellen Forschungsstand zu ermit­teln. Künftige Forschungsstrategien schlos­sen sich an und wurden im Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft, For­schung und Kultur sowie von privaten Spon­soren geförderten Kolloquiums zum TM auch gleich umgesetzt.

Insgesamt kam deutlich zum Ausdruck, daß sich die Varietäten der englischen Spra­che, die in den keltischen Ländern gespro­chen werden, in erheblichem Maße vom Standardenglischen und auch von den Erbdialekten des Englischen unterschei­den. Einerseits bewahren sie aufgrund des sogenannten colonial lag, d.h. der kolonia­len Verzögerung, sprachliche Züge des Englischen, so wie es vor 300 oder 400 oder 700 Jahren gesprochen wurde, als das Eng­lische die keltischen Sprachen verdrängte. Andererseits ist dieses Englisch in ver­schiedenem Maße von den einheimischen keltischen Sprachen beeinflußt.

Der Grund dafür, daß die keltischen Varietäten des Englischen, die praktisch von der gesamten Bevölkerung gespro­chen werden, im Gegensatz zu den kelti­schen Sprachen vergleichsweise uner­forscht sind, wird in folgendem Zusammen­hang gesehen: Die Identität der keltischen Länder ist in den keltischen Sprachen an- gesiedelt, d.h. in den Sprachen, die heute fast niemand mehr spncht und die künstlich am Leben gehalten werden. Die Identität wird aber nicht an den auffällig markanten Eigenarten des Englischen festgemacht. Schulzielsprache ist trotz aller offiziellen postkolonialen Ablehnung immer noch das Englische der gebildeten Engländer, nicht das der gebildeten Iren, Waliser oder Schot­ten. Man gilt heute immer noch als gebildet oder wirtschaftlich erfolgreich, wenn man

so spricht wie Engländer. Die regionalen Varianten des Englischen in den keltischen Ländern sind jedoch selbst bei Politikern so markant, daß sie ohne weiteres als identi­tätsstiftend angesehen und akzeptiert wer­den könnten, wenn sich ein entsprechen­des Bewußtsein entwickelt hätte.

Die Teilnehmer des Kolloquiums konnten sprachliche Gemeinsamkeiten aller kelti­schen Varietäten des Englischen in ihrer Abweichung vom Standardenglisch auf mehreren linguistischen Ebenen feststel­len: auf der Ebene des Vokabulars, in der Grammatik, in der Idiomatik und, auf der lautlichen Ebene, vor allem in der Satz­melodie. Inwieweit diese Eigenarten im ei­gentlichen Sinnekeltisch sind, d.h. auf ein keltisches Substrat zurückgehen, oder aber auf dem historischen Englisch der Zeit der Kolonialisierung oder auf beidem basieren, ist bisher noch unerforscht.

Vor dem Potsdamer Kolloquium bestand das Bewußtsein von Gemeinsamkeiten der verschiedenen Varietäten des Englischen in den keltischen Ländern nur bei wenigen Forschern. Diese haben in der Regel primä­re Kenntnisse nicht nur in den regionalen Varietäten des Englischen sondern auch in der jeweiligen keltischen Sprache (Irisch, Walisisch, Schottisch-Gälisch, Komisch oder Manxisch). Die Normalsprecher kel­tischer Varietäten des Englischen sind sich der Keltizität ihrer Sprache nicht bewußt. Sie wissen nur, daß ihre Sprache auffällig vom Standardenglischen abweicht, und sie be­werten sie in der Regel niedriger als das Standardenglische. Die eigene Regional­sprache wird in der Regel nicht als prestigehaltig und identitätsstiftend emp­funden.

Am schlechtesten ist es um Schottland be­stellt, vor allem um die Erforschung des Englischen irr schottischen Hochland. Die von den Referenten aus Kanada vorgestell­te Forschungssituation spiegelte diejenige von Irland und Schottland wider. In Neu­fundland sind viele Iren eingewandert.

PUTZ 9/95

THE CELTIC ENGLISHES

("ENGLISCH

IN DEN KELTISCHEN LÄNDERN")

International Pilot Colloquium, Institute of English and American Studies Unlversity of Potsdam 28*30 September 1995

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Durch Irisch beeinflußtes Englisch ist eine der Hauptvarietäten der Insel. Doch auch diese ist nur anekdotisch und punktuell untersucht, keinesfalls aber systematisch. In Cape Breton haben viele Schotten gesie­delt. Ihr Englisch klingt hörbar wie dasjeni­ge im schottischen Hochland. Doch auch dieses ist praktisch noch unerforscht. - Stoff genug also, um dem Potsdamer Pilot-Kollo­quium weitere Treffen folgen zu lassen.

zsg.

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