Heft 
(1.1.2019) 09
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GLÜCKSFALL RIESELFELDER

Die ArbeitsgruppeStoffdynamik in Geosystemen" forscht im Umweltbereich

Sie gilt als einmalig in der deutschen Hochschullandschaft, die seit 1991 an der Uni­versität Potsdam arbeitende Interdisziplinäre ArbeitsgruppeStoffdynamik in Geo­systemen. Ihre Gründungsphase fällt in eine Zeit tiefgreifender Umgestaltungen, die auch an der damaligen Brandenburgischen Landeshochschule mit ungeklärten Strukturbedingungen verbunden war. Langjährige Forschungskooperationen mit ehe­maligen DDR-Betrieben waren weggebrochen, ein Ausweg von oben nicht in Sicht. Jammern allein hilft nicht weiter. Wir müssen zeigen, daß wir etwas leisten wollen und können, so schätzt Dr. Oswald Blumenstein, der Leiter der Arbeitsgruppe aus dem Institut für Geographie und Geoökologie, die damalige Aufbruchstimmung rückblik- kend ein. Im gleichen Atemzug räumt er ein, daß bei allem Könnenauch etwas Glück nichts schaden kann. Glück, das waren für die Arbeitsgruppe die begehrten Rieselfeld­flächen im Berliner Umland.

So brachte ein Projekt zum ThemaBelast­ungssituation und Nutzungsstrategien der Rieselfelder südlich Berlin" auf der einen Seite das nötige Geld, auf der anderen Sei­te war es ohne eine konstruktive Zusam­menarbeit unterschiedlichster Fachleute nicht zu bewältigen. Im Rahmen der Pro­jektbearbeitung wurden Wechselverhält­nisse zwischen Bodensubstrat, Bodenwas­ser, eingetragenen Last- und Schadstoffen, Mikroorganismen, Vegetation und Milieu­bedingungen erfaßt und interpretiert. Groß­räumige Felduntersuchungen (immerhin haben die Rieselfelder südlich Berlin eine Größe von mehreren tausend Hektar), Feld­messungen und modellhafte Untersuchun­gen in kleintechnischen Versuchseinrich­tungen waren zu planen, zu koordinieren, zu realisieren und auszuwerten.

Mit der Gründung der Interdisziplinären Arbeitsgruppe wurden die Rahmenbedin­gungen geschaffen, die die erfolgreiche Bearbeitung eines solchen komplexen The­mas überhaupt erst ermöglichten. Auf der Basis der eingeworbenen Drittmittel konn­ten moderne Analysegeräte und Rechen­technik angeschafft werden, die den vor­handenen Ausstattungsgrad der Institute sinnvoll ergänzten. Es bestand die Möglich­keit, Mitarbeiter einzustellen.

Die anstehenden wissenschaftlichen Pro­bleme erwiesen sich zum Tfeil als überaus kompliziert, klassische Ansätze versagten. Neue Ideen und Methoden mußten erarbei­tet werden. Dies erfolgte im Rahmen von Promotionen und Diplomarbeiten. Auf- gungen, in Veröffentlichungen in Fachzeit­schriften und selbst organisierten Arbeits- kolloquia wurden die Resultate der wissen­schaftlichen Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert. Sowohl die Verbindung von For­schung und Lehre als auch die eigenverant­wortliche Erfüllung der Teilaufgaben des Projektes waren nur durch die Zusammen­arbeit eines starken akademischen Mittel­baus möglich. Über diesen Rahmen hinaus wurden vielfältige Kooperationspartner ge­wonnen, so z.B. Mitarbeiter der TU Berg­akademie Ereiberg.

Im Frühjahr/Sommer 1995 konnten den Auf­

traggebern, dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung und dem Landesumweltamt Brandenburg, die End­berichte übergeben und verteidigt werden. Sie sollen bei der Entscheidungsfindung zur optimalen Nutzung der begehrten Flä­chen um Berlin helfen, um z.B. die Gefah­ren für das Grundwasser zu minimieren und den Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie zu bestehen.

Die Entnahme und Erstbeurteüung von Grund­wasser war Tkil eines studentischen Praktikums, das die ArbeitsgruppeStoffdynamik in Geo­systemen" anbot. Foto: zg.

Die Biologen, Chemiker, Geoökologen, Geographen, Geophysiker und Mathema­tiker dieser Arbeitsgruppe sind jedenfalls stolz auf das Erreichte. Vielleicht noch wich­tiger als die abrechenbaren Forschungsbe­richte ist für sie die Arbeit in einem Tbam, das sie selbst mit aufgebaut haben. Der in­terdisziplinäre Ansatz ermöglicht es ihnen, zu aktuellen Fragen der Geoökologie im Übergangsbereich von Grundlagen- und Applikationsforschung, bei der Erstellung praxisrelevanter Entscheidungshüfen einen Beitrag zu leisten und Ableitungen qualifi­zierter Problemlösungen für mögliche Nutzungskonzepte anzubieten.Anfangs als Ossis belächelt, haben wir uns durch unsere Arbeit zu einem ernstgenommenen Konkurrenten entwickelt, erklärte denn auch Dr. Oswald Blumenstein. Wer mehr über dieses Tbam, seine Arbeit und seine Entwicklung wissen will, der findet im Inter­net (WWW) unter http://www.um-pots- dam.de/ die neuesten Informationen. Sbl.

GEMEINSAMKEITEN SCHAFFEN

Neue Kolloquienreihe Schulfach als Handlungsrahmen - Zukunft als Schulthema"

Mit unserer Veranstaltung streben wir an, Schulpädagogik, unterschiedliche Fächer und Fachdidaktiken, Mitarbeiter und Stu­dierende in einem offenen wissenschaft­lichen Disput zusammenzuführen, um­reißt Dr. Stefan Hopmann, Institut für Päd­agogik, das Anliegen der Kolloquienreihe Schulfach als Handlungsrahmen - Zu­kunft als Schulthema. Prof. Dr. Thomas Jahnke, Inhaber des Lehrstuhls für Didak­tik der Mathematik, sieht darin eine gute Möglichkeit,zwischen allen Beteiligten Gespräche darüber anzuregen, die der Lehrerbildung an der Universität Potsdam im Sinne des Potsdamer Modells neue An­regungen und Impulse verleihen.

Diese Veranstaltungsreihe setzt jene im Sommersemester 1995 begonnene zum ThemaDer Stoff, aus dem Unterricht wird" fort. Noch seien die Fachdidaktiken verein­zelt, deshalb müsse eine Situation geschaf­fen werden, die Begegnung und Kommuni­kation über Inhalte ermögliche, so Stefan Hopmann. Es sei notwendig, unter den Pro­fessoren und Mitarbeitern ein gemeinsa­mes Verständnis zu erlangen, um für die Lehrerausbildung Standards entwickeln zu können. Der Wissenschaftler ist allerdings davon überzeugt, daß dies Zeit braucht. Den Haupteffekt der Kolloquien des vergan­genen Jahres sieht er deshalb darin, daß zunächst Kontakte zwischen Studierenden, Mittelbauvertretern und Professoren, zwi­schen Fachdidaktikern und Schulpädago­gen entstanden seien und einige Interes­sierte hinzugewonnen werden konnten. Man kenne jetzt die Probleme und Model­le der anderen etwas besser.Gemeinsam­keiten entstehen jedoch nicht durch Appel­le, sondern wenn es Anlaß dazu gibt. Ob­wohl an der Universität Potsdam bereits ei­niges in dieser Richtung existiere, wie z.B. Veranstaltungen der Zentren, schlage sich dies noch zu wenig in der Lehrerausbil­dung nieder. Außerdem wolle man dazu beitragen, eineKolloquienkultur zu ent­wickeln, also sich kennenlernen, miteinan­der reden und vergleichen.

Um auch an die internationalen Forschungs­tendenzen anzuknüpfen, wählten die Initia­toren der Reihe, Thomas Jahnke und Ste­fan Hopmann, diesmal das Schulfach als einen inhaltlichen Bezugspunkt für die The­men aus. So geht es beispielsweise um Spurensuche in offenen Klanglandschaf­ten,Mit der Zukunft rechnen oderZeit und Schule. Den Abschluß bildet am 23. Januar 1996 die PodiumsdiskussionZu­stand und Zukunft des Potsdamer Modells".

B.E.

PUTZ 9/95

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