Heft 
(1.1.2019) 09
Einzelbild herunterladen

EIN TRAUM NIMMT GESTALT AN

ln Zukunft praxisnahe Ausbildung im Therapie- und Beratungszentrum

.' awiPusariMtil«

Als Prof. Dr. Ria De Bleser 1994 an der Universität Potsdam ihre Arbeit aufnahm, träumte sie von einem Therapie- und Beratungszentrum zu Ausbildungs- und Forschungs­zwecken. Heute kann die Geschäftsführende Direktorin des Institutes für Linguistik/ Allgemeine Sprachwissenschaft und Inhaberin des Lehrstuhls für Patholinguistik mit dem Schwerpunkt kognitive Neurolinguistik auf sichtbare Konturen ihres Vorhabens verweisen.

ZaPP e.V.

Zentrum für angewandte Patholinguistik Potsdam

Begegnungs- und Beratungsstätte

Information

Kontakte

Selbsthilfe

Beratung

Aus- und Fortbildung

Diagnose und Therapie

Betritt man nämlich das Haus Nummer 67 in der Potsdamer Gutenbergstraße, so sind Umbau- und Renovierungsarbeiten im Erd­geschoß nicht zu übersehen. Ria De Bleser und ihre Mitstreiter haben im Geiste bereits alles eingerichtet. Einwegscheiben werden demnächst installiert, die den Studierenden die Beobachtung der Patienten ermöglicht, ohne sie zu stören. Spätestens im Sommer­semester 1996 geht es dann mit der praxis­nahen patholinguistischen Ausbildung los. Die Gründung des Zentrums für angewand­te Patholinguistik Potsdam (ZaPP e.V) steht kurz bevor. Einige wenige bürokratische Hürden sind noch zu überwinden. Ist dies geschehen, geht es um die Anerkennung als An-Institut der Universität Potsdam. ZaPP ist ein gemeinnütziger Verein für die Anwendungsbereiche der Patholinguistik wie Sprachentwicklungsstörungen und hirnorganisch bedingte Sprachstörungen. Beteiligt ist ein interdisziplinär zusammen­gesetztes Jteam, insbesondere bestehend aus Neuro- und Psycholinguisten, Logopä­den und Neuropsychologen mit Verbindun­gen zu europäischen und amerikanischen Universitäten und Forschungseinrichtun­gen.

Die Region Potsdam/Brandenburg zählt, bezogen auf eine qualifizierte Sprach­therapie, eindeutig zu den unterversorgten

Regionen. Statistisch betrachtet hat Bran­denburg ca. vier Betten in Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen je 100 Betten in Akutkrankenhäusern. In Baden-Württem­berg oder Bayern sind es rund 40. Jährlich kommen etwa 60 Kinder und 70 Erwachse­ne in der Brandenburger Region neu hinzu. Wir wollen Patienten mit Aphasie und Kin­der mit Sprachentwicklungsstörungen und deren Angehörige beraten sowie Diagno­stik und Therapie anbieten, also für die Be­völkerung da sein", erläuterte die Wissen­schaftlerin das Konzept. Eine Kranken­kassenzulassung will sie möglichst schnell erwirken.

Aphasie ist ein medizinischer Fachbegriff, der Verlust der Sprache" beinhaltet. Apha­sie ist die Folge einer Verletzung der linken Hirnhälfte, hervorgerufen durch Schlagan­fälle, Unfälle oder Hirnoperationen. Es han­delt sich um eine Sprachstörung, die in un­terschiedlichen Formen und Schwere­graden auftntt und nichts mit geistiger Be­hinderung oder psychischer Störung zu tun hat.

Ria De Bleser wird sich der erworbenen Sprachstörungen annehmen, und Prof. Dr. Jürgen Weissenborn, Inhaber des Lehr­stuhls Psycholinguistik mit dem Schwer­punkt Spracherwerb im Institut für Lingui­

stik/Allgemeine Sprachwissenschaft, wid­met sich den Kindern mit Sprachentwick­lungsstörungen. Aber nicht nur die sprach- therapeutische Versorgung soll zu den Auf­gaben des Zentrums gehören.Untrennbar werden wir damit die praktische Ausbil­dung für Studierende des Studienganges Fätholinguistik und auch die Fortbildung für medizinische, klinisch-psychologische und sprachtherapeutische Berufsgruppen ver­binden, sagte Ria De Bleser. Der Praxisein­satz der Studierenden könne nicht früh ge­nug beginnen, da das Hauptfeld der späte­ren Patholinguisten Kliniken und andere Rehabilitationseinrichtungen sind. Neben der äußerst wichtigen Angehörigenbe­ratung, die, wie ihre Verwandten, sich bei dieser Krankheit vor völlig neue Lebenssi­tuationen gestellt sehen, sollen auch Selbst- hilfegruppen für Erwachsene aufgebaut werden. Anderswo gibt es ähnliche Zen­tren, aber wohl relativ einmalig ist, daß in Potsdam sowohl Erwachsene als auch Kin­der in einer Einrichtung eine Behandlung erfahren. B.E.

AUS DEM SENAT BERICHTET

In seiner 25. Sitzung am 19. Oktober 1995 befaßte sich der Senat u.a. mit folgenden Themen:

Die Beteiligung der Universität Potsdam am UniRadio Berlin-Brandenburg gehörte zu den von Rektor Prof. Dr. Wolfgang Loschel- der in seinem Bericht an den Senat zusam­mengefaßten Punkten. Dabei betonte er, daß sich die insgesamt 12 Hochschulen aus Berlin und die Potsdamer Universität mitt­lerweile in einer Vorproduktionsphase be­finden würden, Beiträge also für den Anfang des nächsten Jahres anvisierten Sendestart derzeit konzipiert und aufgenommen wer­den. Das Interesse seitens der Potsdamer Studierenden sei erfreulich hoch, der Knackpunkt jedoch nach wie vor die Finan­zierung. So enthalte der Haushalt 96 über­haupt keinen Posten für die Beteiligung der Potsdamer Universität am UniRadio, ob­wohl seitens des Ministeriums für Wissen­schaft, Forschung und Kultur bereits wieder­holt großes Interesse an einem entspre­chenden Brandenburger Engagement for­muliert worden wäre. Der Rektor machte deutlich, daß eine dauerhafte Beteiligung der Universität Potsdam an dem Projekt nur bei einer ebenso dauerhaften Etatisierung der erforderlichen Mittel gewährleistet wer­den könne. Fortsetzung Seite 17

Seite 14

PUTZ 9/95