Heft 
(1.1.2019) 01
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DER MARATHONLAUF IM SPRACHENZENTRUM

Protestaktionen der Studierenden hatten Erfolg

Seit Dezember 1995 kämpften die Studenten der Juristischen Fakultät für den Erhalt der fachsprachlichen Ausbildung an der Universität. Die Finanzierung von sieben Stellen aus dem Hochschulerneuerungsprogramm (HEP) lief am 31.12.1996 aus. Die Weiter­finanzierung blieb bis kurz vor Ultimatum ungeklärt, die Weiterführung der sieben Stel­len unwahrscheinlich. Im Oktober 1996, nach ergebnislosen Haushaltsverhandlungen des Kabinetts im August, starteten die Studenten zum Endspurt durch.

Die Strecke: Der Kurs stellte für alle Iteilneh- mer eine große Herausforderung dar. Die Straße war holprig, die Sicht durch die ange­spannte Haushaltslage der Universität und des Landes Brandenburg stark einge­schränkt. Die neue Stellenbesetzungssperre und die Auflage, einen Iteil der 54 Lehrkräf­te aus dem aufgelösten Pädagogischen In­stitut Cottbus zu übernehmen, sorgten für er­schwerte Bedingungen. Das Ziel, die sieben Stellen ab dem 1.1,1997 fest im Haushalt zu verankern und damit die fachsprachliche Ausbildung für die Studenten auf Dauer zu sichern, schien in fast unerreichbare Ferne gerückt.

Die Teilnehmer: An den Start gingen, ne­ben den Studenten, das Rektorat der Uni­versität einschließlich des Kanzlers, das Personaldezernat, das Ministerium für Wis­senschaft, Forschung und Kultur (MWFK), der Ausschuß für Haushalt und Finanzen des Landtags (AHF) sowie der Vorsitzende

des Wissenschaftsausschusses, Dr. Klaus- Dietrich Krüger.

Der Verlauf des Rennens: Zu Anfang war das Tfempo ziemlich gemäßigt, fast drei Jah­re lang liefen alle TMnehmer ruhig auf das Ultimatum am 31.12.1996 zu. Im Oktober 1996 starteten die Studenten dann zum End­spurt durch. Die Lage war schwierig, denn die Universität sollte trotz ihres ohnehin schon stark strapazierten Haushaltes ge­zwungen werden, einen Großteil der 54 Lehrkräfte des Pädagogischen Instituts Cott­bus zu übernehmen und deren Stellen zu fi­nanzieren. Es fanden intensive Gespräche zwischen sämtlichen Teilnehmern des Ma­rathonlaufes sowie dem Senat der Universi­tät statt. Die Studentenvertreter organisierten Unterschriftensammlungen und Informa­tionskampagnen, verschiedene Fachschaf- ten schrieben an Mitglieder des AHR Stu­denten standen im telefonischen Kontakt mit Abgeordneten des Parlaments. Am 14. No­

vember demonstrierten mehrere hundert Studenten unter dem Motto:Hunderte Stu­denten - Ein Protest für den Erhalt der sie­ben Stellen und zogen vom Wissenschafts­ministenum zum Landtag, wo sich eine klei­ne Delegation von Studenten mit dem Vorsit­zenden und stellvertretenden Vorsitzenden des ÄHR Dr. Wolfgang Hackel und Günter Rentsch, sowie dem Vorsitzenden des Wis­senschaftsausschusses, Dr. Klaus-Dietrich Krüger, traf. Aus dem Protokoll über die Be­ratung des AHF zu den Stellen im Sprachen­zentrum am 15. Dezember ging hervor, daß der Wissenschaftsminister Steffen Reiche beschlossen hat, die sieben Stellen zu erhal­ten. Wie das zu bewerkstelligen sei, ging aus dem Protokoll leider nicht hervor. Das MWFK und die Universität einigten sich dar­auf, daß die Lehrkräfte jeweils eine halbe un­befristete Stelle und eine auf vier Jahre be­fristete Vertragserweiterung um zwanzig Wochenstunden erhalten, die aus dem Hochschulsonderprogramm III finanziert wird.

Damit bleibt die Sprachausbildung für die Studierenden der Universität Potsdam zu­mindest für die nächsten vier Jahre gesi­chert. Wie der Marathonlauf um den Erhalt der Fachsprachenausbildung im Jahre 2000 fortgesetzt wird, hängt von der Haushaltsla­ge ab. Wir Studenten hoffen, daß dann eine dauerhafte Lösung gefunden werden kann.

Tina Weitzmann

JURISTISCHE FAKULTÄT BEFINDET SICH IN ERNSTHAFTER KRISE"

Jörn Eckert zu den Gründen seines Weggangs aus Potsdam

Dr. Jöm Eckert, seit dem 1. Oktober 1991 Professor für Bürgerliches Recht und Eu­ropäische Rechtsgeschichte an der Juristi­schen Fakultät der Universität Potsdam und von Oktober 1994 bis November 1995 deren Dekan, wird zum Ende dieses Win­tersemesters nach Kiel zurückkehren. Die PUTZ-Redaktion befragte ihn nach den Gründen für seine Entscheidung:

Der Abschied aus Potsdam fällt mir nach über fünf Jahren nicht leicht. Ich gehöre ja zu den sechs Professoren, die im Oktober 1991 dieErstausstattung der Juristischen Fakul­tät bildeten. Die Fakultät, die ich in der Fol­gezeit mit aufbauen und an deren Konsoli­dierung ich in meinem Dekanat mitwirken durfte, ist mir naturgemäß ans Herz gewach­sen. Das Klima unter den Kollegen und das Verhältnis zu den Studierenden sind ausge­zeichnet. Zudem habe ich insbesondere durch meine Tätigkeit als Richter am Bran- denburgischen Oberlandesgericht und im Vorstand der Potsdamer Juristischen Gesell­schaft über die Universität hinaus fachliche und persönliche Bindungen in Potsdam und Brandenburg aufgebaut.

Bei der Abwägung zwischen Kiel und Pots­

dam gab schließlich das Verhalten des Wissenschaftsministeriums den Ausschlag. Nachdem ich im Sommer 1996 Rufe nach Hamburg und Kiel erhalten hatte, habe ich dies dem Minister mitgeteilt und ihm zu­gleich meine Bereitschaft bekundet, in Bleibeverhandlungen einzutreten. Ich habe auf beide Schreiben keine Antwort erhalten. Nachdem ich den Minister Ende November 1996 über die Annahme des Rufes nach Kiel in Kenntnis setzte, erhielt ich jetzt ein Schrei­ben vom 8. Januar 1997, in dem mich Mini­ster Reiche bittet, im Interesseflexibler Kommunikation und Kooperation" meinen Lebensmittelpunkt alsbald nach Potsdam zu verlegen! Man könnte dies als bloßes Miß­verständnis unerwähnt lassen, wäre es nicht signifikant für das vollständige Desinteresse des Wissenschaftsministenums an der Uni­versität Potsdam und ihren Professoren. Hinzu kommt, daß das Ministerium aus meiner Sicht die Entwicklung der Universi­tät und namentlich der Juristischen Fakultät in eine falsche Richtung steuert. Ich möch­te dies an dieser Stelle nur an einigen we­nigen Beispielen aus dem Bereich der Juri­stischen Fakultät verdeutlichen. Ihr Wettbe­werbsvorteil sollte von Anfang an in einer

Schwerpunkt­setzung in den Bereichen Wirtschafts­recht und Ver- waltungswis- senschaften sowie in einer gegenüber an­deren Fakultä­ten deutlich besseren Aus­stattung mit Hochschulleh­rern für die Betreuung der Studierenden be­stehen. Beides erscheint durch die vom Mi­nisterium abverlangten Stellenstreichungen höchst fraglich. Von den ursprünglich vor­gesehenen 19 Professoren sind zwei im Be­reich des Öffentlichen Rechts weggefallen. Der Gründungslehrstuhl für Wirtschafts­recht ist seit dem Frühjahr 1996 vakant. Von den beim Aufbau der Fakultät für unver­zichtbar gehaltenenEcklehrstühlen wer­den mit meinem Weggang vier nicht besetzt bzw. gestrichen sein. Wie so die gewünsch­te Schwerpunktsetzung bzw. ein günstiges Fortsetzung nächste Seite

Prof. Dr. Jörn Eckert

Foto: privat

PUTZ 1/97

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