Heft 
(1.1.2019) 01
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zeit eine funktionsfähige Bibliothek braucht. Das sieht auch der Oberbürgermeister der Stadt Potsdam, Dr. Horst Grämlich, so, ob­wohl er die Universität in der Stadt liebend gerne etwas präsenter sehen würde. Doch er weiß, daß man einen engeren Kontakt über die Menschen - und eben nicht über Bücher - suchen muß. Nach einem Ge­spräch mit ihm trat denn auch sein Stadtbaudirektor wieder in das Preisgericht ein. Zu den Gründen erklärte er dieses Mal: Kein Kommentar. Auf jeden Fall wirkte Ri­chard Röhrbein für die Stadt Potsdam an der Jury-Entscheidung über den besten Architektenentwurf eines zentralen Bibliotheksbaus der Universität Am Neuen Palais mit. Und dieser im November letzten Jahres vorgestellte preisgekrönte Entwurf läßt in der Tät aufhorchen:

Prämiert wurde die eingereichte Arbeit ei­ner jungen Berliner Architektin, Sabine Waldmann. Sie und ihre künstlerischen Be­rater, Katharina Feldhusen und Ralf Flecken- stein, sind von der weiträumigen, sanft ge­wellten Parklandschaft des ausgeschriebe­nen Bibliotheksstandortes Am Neuen Palais ausgegangen. Von dem jetzigen T-l- Wohnheimgebäude haben sie zwei Ge­schosse abgetragen und die lediglich zwei­geschossige neue Bibliothek weitgehend unter einer begrünten Erdscholleverbor­gen, so daß die Dominanz des historischen Landschaftsraumes erhalten bleibt. Die Scholle öffnet sich schließlich zum Park hin, eine großzügige Verglasung soll dabei viel Licht für die dort vorgesehenen Lese­plätze hereinlassen. Weitere Leseplätze sind in durch Innenhöfe belichteten Berei­chen im Inneren geplant, kleineren Ein­schnitten in der Landschaftswelle, die wie selbstverständlich Belichtungsflächen schaffen sollen.

Entwurf trägt positiv zum UNESCO-Weltkulturerbe bei"

Der Vorsitzende des Preisgerichtes, Archi­tekt Prof. Fritz Auer aus Stuttgart, nannte diesen Entwurf denwohl poetischsten". Ausgewählt worden sei er aus insgesamt 138 eingereichten Arbeiten, weil in ihm Landschaft und Architektur eine gelungene Symbiose eingegangen wären. Die künfti­ge Bibliothek sei auf diese Weise baulich präsent, ohne zu einem Bruch, zu einem Störfaktor der sensiblen Umgebung zu wer­den. Das sieht auch der Jury-Vertreter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Konservator Dr. Heinz

Schönemann, so: Während die jetzigen Stu­dentenwohnheime einenbrutalen Eingriff in die Landschaft darstellten, würde der Bibliotheksneubau diesen Eingriff mildern. Der preisgekrönte Entwurf bringt für die Stiftung optimale Ergebnisse. Die Land­schaft wird angehoben und die Umgebung dadurch landschaftlich optimiert. Wir sind sehr glücklich über diesen Entwurf, der positiv zum Weltkulturerbe der UNESCO beiträgt, erklärte Heinz Schönemann im Namen der Stiftung wörtlich.

Zufrieden zeigte sich auch die Leitende Bibliotheksdirektorin der Universität, Barba­ra Schneider-Eßlinger. Sie betonte vor al­lem, wie sehr die Nutzer der Bibliothek un­ter den derzeitigen Bedingungen leiden und wie dringend sie eines zentralen neu­en Bibliotheksgebäudes bedürfen. Darauf wies in aller Deutlichkeit ebenfalls der Pro­rektor für Forschung und wissenschaftli­chen Nachwuchs,

Prof. Dr. Ralf Menzel, hin:Das zu laute Nachdenken des Wissenschaftsmini­sters über eventuelle weitere Varianten stört das sowieso schon zähe Verfahren sehr. Der überfällige Neubau der Potsda­mer Universitätsbi­bliothek ist nun wahr­haftig kein geeigne­tes Objekt, um die Hochschule und die Stadt einander näher­zubringen - zumal die Universität bereits vier Standorte hat und niemand daran interessiert ist, noch ei­nen fünften, lediglich aus der Bibliothek be­stehenden, aufzumachen. Vielmehr solle die Bibliothek das zentrale Kommunikati­onszentrum der Hochschule Am Neuen Palais werden und zu einem verstärkten Zu­sammengehörigkeitsgefühl beitragen.

Die Universitätsleitung wie auch das Landesbauamt erwarten jetzt jedenfalls von den politischen Entscheidungsträgern eine Festlegung. Der Abteilungsleiter der Zen­tralabteilung im MWFK und Vertreter dieses Ministeriums im Preisgericht, Winfried Smaczny, versicherte zwar während einer Pressekonferenz im November 1996, daß durch die Überlegungen des Wissen­schaftsministers nichts verzögert und die Erarbeitung einer Haushaltsunterlage Bau

auf Basis des Waldmann-Entwurfs unmittel­bar in Auftrag gegeben werden könne; doch ist es dem Landesbauamt nach Aus­sage der Abteilungsleitern Hochschulbau, Cornelia Müller-Mertens, bis heute nicht möglich, eine solche Haushaltsunterlage Bau zu erstellen, da es mittlerweile erneu­ten Klärungsbedarf hinsichtlich des städte­baulichen Planungsrechts gebe. Nicht er­folgt ist ebenfalls dieklare Aussage des Ministers zum künftigen Bibkliotheksstand- ort", die Smaczny vor der Presse noch für das Jahr 1996 ankündigte. Allerdings hat der Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Januar dieses Jahres nun eine fünfköpfige Expertenkommission einge­setzt, die bis zum Sommer 1997 prüfen soll, ob eine integrierte Bibliothek aller Potsda­mer Forschungseinrichtungen und der Stadt- und Landesbibliothek auf dem Alten Markt sinnvoll sei.

Bleibt zu hoffen, daß die aus Bibliothekaren anderer Bundesländer bestehende Kom­mission recht bald zu einer eindeutigen Empfehlung kommt, die dann auch von den politischen Entscheidungsträgern akzep­tiert wird. Denn: JWir brauchen eine Rich­tung, in die wir marschieren können. Wie soll denn ohne seriöse Planungen jemals ein Baubeginn erfolgen? sagte mit Recht der Leiter des Landesbauamtes, Richard Rolf Hartleben, auf einer Pressekonferenz im November letzten Jahres.

Die Universitätsleitung jedenfalls hat dem Wissenschaftsminister zwischenzeitlich eine deutliche schriftliche Aufforderung zur Positionierung zukommen lassen. Eine offizielle Antwort war ihr bis zur Druckle­gung der PUTZ nicht zuteil geworden.

Hg.

Die neue Bibliothek im Entwurf: Das T-]-Wohnheim wird auf die Höhe der beiden anderen Wohnheimezurechtgestutzt'', die neue Bibliothek ver­schwindet weitgehend unter einer begrünten Erdscholle. Foto: Fritze

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Die neue Bibliothek im Querschnitt: die Landschaft dominiert, nur die verglasten Lesebereiche (rechts) sind sichtbar. Ansonsten fallen lediglich eine begrünte Erdscholle und natürlich das um zwei Stockwerke abgetragene T-l-Wohnheimgebäude ins Auge. Skizze: Waldmann