Heft 
(1.1.2019) 01
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WISSENSCHAFT ÄICTUiU.

Zur Kooperation der Potsdamer Universität mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen

FORSCHEN, WO DIE NACHT SECHS MONATE DAUERT UND DER WINTER EIN GANZES JAHR

Die Forschungsstelle Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung

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Die Polar I: Von ihr aus vermessen Wissenschaftler des AWI beispielsweise die Konzentration von Aerosolen mithilfe von Photometem, das sind kleine Rußpartikel, die beispielsweise infolge industrieller Produktion, vor allem aber auch durch Vulkanausbrüche, entstehen und in die Stratosphäre über den Polargebieten transportiert werden. Sie bilden im polaren Winter polare stratosphärische Wolken aus, die eine entscheidende Rolle beim Ozonabbau spielen. So konnte gezeigt werden, daß die starke Aerosolbelastung in der arktischen und antarktischen Stratosphäre infolge des Pmatubo-Ausbruchs 1991 zu einem verstärkten Ozonabbau in den beiden folgenden Jahren führte. Foto: Nagel

Eines der Markenzeichen der Potsdamer Universität ist ihre enge Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungsein­richtungen, die sich in Potsdam und seinem unmittelbaren Umland sehr zahlreich ange­siedelt haben. Für diese Kooperation, die über an anderen Standorten üblichen Ver­knüpfungen weit hinausgeht, wurden ver­schiedenartige Fbrmen entwickelt: so z. B. gemeinsame Berufungen von Professoren, die Durchführung gemeinsamer Studien­gänge und der Aufbau Interdisziplinärer Zentren. Auch laufen die Vorbereitungen für die Errichtung eines gemeinsamen Cam­pus der Potsdamer Naturwissenschaften mit Instituten der Max-Planck-Gesellschaft und der Flaunhofer-Gesellschaft in Golm derzeit auf Hochtouren. Mit diesem Artikel über die Forschungsstelle Potsdam des Al­fred-Wegener-Instituts für Polar- und Mee­resforschung (AWI) wird in der PUTZ eine Reihe fortgeführt, in der nach und nach die Einrichtungen vorgestellt werden, die vor allem auf naturwissenschaftlichem Gebiet mit der Universität Potsdam kooperieren.

Das AlfredWegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven ist eines von 16 Großforschungseinrichtungen der Hermann von Helmholz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Seit 1992 hat es einen Ableger auf dem Potsdamer Tfelegraphenberg: die Forschungsstelle Pots­dam des AWI. Diese wiederum ist ein wich­tiger Kooperationspartner der Universität Potsdam. Zwar gibt es noch keinen offiziel­len Kooperationsvertrag, aber dies könnte sich bald ändern: Am 17. 1. 1997 erhielt Dr. Hans-Wolfgang Hubberten, Leiter der Pots­damer Außenstelle, vom brandenburgischen Wissenschaftsministerium den Ruf auf eine C4-Professur für Isotopengeologie, sein Mit­arbeiter Dr. Klaus Dethloff, der m der Arbeits­gruppe Physik und Chemie der Atmosphä­re anhand von Modellrechnungen die Klima­prozesse in den Polarregionen analysiert, den Ruf auf die C3-Professur für Physik der Atmosphäre. Hubberten hofft auf einen schnellen Verlauf der nun folgenden Ver­handlungen mit der Universität und dem Ministenum, so daß er bereits im folgenden Semester seine Lehrtätigkeit in Potsdam aufnehmen könnte. Thema seiner Vorlesung wäre die Bedeutung der Isotope in der Geo­wissenschaft, beispielsweise bei der Unter­suchung von Rieselfeldern.

Doch auch jetzt gibt es schon gemeinsame Projekte mit der Universität, insbesondere mit der Max-Planck-ArbeitsgruppeNicht­

lineare Dynamik" von Prof. Dr. Jürgen Kurths. So arbeiten beispielsweise Kurths und Dethloff zusammen an der Modellie­rung bestimmter Klimadaten, ein Dokto­rand von Kurths untersucht mithilfe mathe­matischer Verfahren Seesedimentsproben, die vom AWI in polaren Seen genommen wurden. Zwei Doktoranden des AWI pro­movieren ebenfalls an der Universität Pots­dam, und auch ein Student der Geoökolo­gie macht derzeit seine Diplomarbeit an dem Institut. Für Hubberten ist es wichtig, mit einer Universität zu kooperieren, die in Fahrradentfernung liegt:Die Studenten können nachmittags mal eben für zwei Stunden vorbeikommen, und umgekehrt geht ein Wissenschaftler für einen Vortrag auch mal schnell an die Uni.

Auf dem Grunde der Seen ...

Die Potsdamer Forschungsstelle des AWI ist eine echte Neugründung. Zwar war Pots­dam durch die Abteilung Polarforschung des Potsdamer Zentralinstituts für Physik der Erde über Jahrzehnte, neben Bremerha­ven, eine der Wiegen bedeutsamer Polarex­peditionen, aber die sechs Mitarbeiter ko­ordinierten lediglich die ostdeutsche Polar­forschung. Diese zeichnete sich dadurch aus, daß die DDR-Forscher jahrzehntelang Untersuchungen auf dem Antarktischen Festland durchgeführt hatten und seit 1987 auch offiziell eine eigene Forschungsstati­on, dieGeorg Förster, auf dem Festland unterhielten. Hingegen befindet sich die westdeutsche AntarktisstationGeorg von

Neumayer auf dem Schelfeis, über dem Meer. Das hatte zur Folge, daß die west­deutschen Wissenschaftler sich mehr auf die maritime Polarforschung konzentrier­ten, während die ostdeutschen bevorzugt auf dem Kontinent gearbeitet haben. Nach der deutschen . Wiedervereinigung be­schloß man deswegen, auch die deutsche Polarforschung zu vereinigen, indem man die Potsdamer Forschungsstelle mit den beiden Arbeitsgruppen Physik und Chemie der Atmosphäre und Geowissenschaften aufbaute.Wenn wir nicht existieren wür­den, dann würde der gesamtdeutschen Polarforschung ein ganz wichtiger Zweig fehlen, nämlich der Zweig Untersuchungen in Landgebieten der Polarregionen, bringt es Hubberten auf den Punkt.

Die von ihm geleitete geowissenschaftliche Arbeitsgruppe untersucht, wie in der Ver­gangenheit die Natur auf Klimaschwankun­gen in der Antarktis und der Arktis reagiert hat. Dadurch erhofft man sich Aufschluß darüber, welche Folgen zukünftige Klimaän­derungen haben. Zwar gibt es mittlerweile komplexe Modelle für Klimaprognosen, aber deren Ergebnisse sind nicht unbedingt eindeutig. Die gängige Meinung beispiels­weise, daß eine Erderwärmung um wenige Grad Celsius zu einem Abschmelzen von Gletschern und so einem Ansteigen des Meeresspiegels führen wird, läßt außer acht, daß eine Erwärmung auch eine höhere Ver­dunstung mit sich bnngt. So gibt es Überle­gungen, daß dadurch verstärkt feuchte Luft- Fortsetzung nächste Seite

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