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schrieb der Student Udo Koloska, die Musik stammt von Bringfried Löffler aus dem Institut für Musik und Musikpädagogik der Potsdamer Uni. Letzterer bescheinigt den jungen Künstlern ein nahezu professionelles Bühnenbild. Es entstand wie die Kostüme unter fachkundiger Anleitung. „Die rhythmischen, teilweise schwierigen Passagen mit volksliedhaften Elementen haben die Akteure gut gemeistert“, beurteilt Löffler die musikalische Interpretation. Studierende führten darüber hinaus Regie und spielten mit 12- bis 14jährigen Kindern. Förderung erfuhren sie hierbei durch die Stiftung Demokratische Jugend und den Bundesförderkreis Amateurkunst e.V Es handelt sich übrigens um das letzte mit dieser Kindergruppe aufgeführte Stück. Dorith Lieberwirth, Vereinsvorstandsmitglied und angehende Diplom-Musikpäd- agogin, würde sich freuen, wenn weitere Studierende ihr Interesse an der künstlerischen Arbeit mit Kindern und ihre Aktivitäten in das KiMuThe einbnngen würden. Sie betrachtet diese Art der Freizeitbeschäftigung als für ihre Berufstätigkeit unersetzbar und gleichzeitig Flreude spendend. Die strahlenden Kinderaugen seien der Lohn für viele Stunden „geopferter“ Freizeit. B.E.
Barocke Flötenmusik in Golm
Mary Oleskiewicz (unser Foto) ist Barockflötistin und Musikwissenschaftlerin an der Duke Uni- versity Durham, North Carolina/USA. Von August bis Mitte Dezember 1996 weilte sie im Rahmen des Austauschprogramms der Universität Potsdam m Deutschland. Für ihre Doktorarbeit forschte sie hier über Johann Joachim Quantz (1697 - 1773), vor allem seine Zeit in Dresden, die große Auswirkungen aufseine Arbeit am Preußischen Hof hatte. Quantz war Flötenlehrer, ab 1741 Kammermusiker und Hofkomponist König Friedrichs II. in Potsdam. Er schrieb 300 Flötenkonzerte und 200 Kammermusikwerke. Ende November sprach Oleskiewicz nun über die Bedeutung von Quantz als Flötenbauer am Hofe Friedrichs des Großen. Sie blieb aber nicht bei „grauer“ Theorie, sondern trug auf ihrer Barok- ken Querflöte Musik dieses Komponisten, aber auch von Georg Philipp Thlemann und Joseph Bodin de Boismortier vor. B.E./Foto. Tribukeit
GESCHICHTE PUR
Die gerade im Berliner Deutschen Historischen Museum gezeigte Ausstellung „Fär- teiauftrag. Ein neues Deutschland, Bilder, Rituale und Symbole der frühen DDR“ führt deutlich vor Augen, wie kompliziert sich ein von Vorurteilen freier Umgang mit Geschichte, noch dazu mit der jüngsten, gestaltet. Auch im achten Jahr nach der Wende gibt es,
Die Auswertung des VII. Parteitages der SED 1967 durch Berliner Schüler.
Abb.: Stadtmuseum Berlin/Schulmuseum
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bezogen auf die Betrachtung der DDR-Histo- ne, noch immer sowohl Verklärung als auch Schwarzmalerei. Als besonders sensibler Bereich erweist sich in dem Zusammenhang ohne Zweifel die Bildung. Einen Beitrag zum sachlichen Umgang mit diesem TM der Vergangenheit will die vierbändige wissenschaftliche Dokumentation „Geschichte, Struktur und Funktionsweise der DDR-Völks- bildung" leisten. Als Herausgeber fungiert dabei das Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Grundlage der Dokumentation bilden die Ergebnisse von 17 Projekten, die im Rahmen eines zwischen 1992 und 1995 im Land Brandenburg aufgelegten Programmes entstanden und sich auf vielschichtige Weise mit der DDR-Volksbil- dung auseinandersetzen.
Ziel der Edition ist es, „umfangreiches, wissenschaftlich bearbeitetes Quellenmatenal zur jüngeren DDR-Geschichte zur Verfügung" zu stellen. Die Öffnung der Archive und der Zugang zu vormals nicht Erschlossenem waren deshalb wesentliche Voraussetzungen für die Erstellung der Publikation. Wer wüßte es nicht, noch so objektiv anmutende Dokumente allein sind kein ausreichendes Spiegelbild der Realität. Darum verleihen das Hinzuziehen und die Befragung von Zeitzeugen als weitere wichtige historische Quellen dem Projekt zusätzliche Authentizität.
„Die DDR ist Geschichte. Diese Geschichte kann nicht ‘bewältigt’, sie muß angenommen, angeeignet, aufklärend erforscht werden“, meinen die Autoren des ersten Bandes „Schule: Streng vertraulich!“. Um dem Anliegen näherzukommen, konfrontieren sie die damaligen Weisungen von „oben“ mit den Quellen von „unten". Dabei tangieren sie solche Themen wie Schulpolitik und Schulreform, Konfliktfeld Oberschule oder Schule und Kirche. Interessante Einblicke
erlauben nicht zuletzt die Dokumente zur Schulreform nach 1945, die Bemühungen sozialdemokratischer Schulreformer, deren Zusammenarbeit mit den sowjetischen Besatzungsbehörden und der sich verstärkende Einfluß der SED.
Der zweite TM „In Linie angetreten“ umfaßt die Komplexe Politisierung des Schulalltags, (Vormilitärische Ausbildung und Neulehrer. Der Band basiert auf rund 50 Interviews mit ehemaligen Neulehrern. Sie gaben in ihnen über ihren Werdegang bis 1945, die Umbruchsituation danach und ihre Erfahrungen als Lehrkräfte in den Jahrzehnten der DDR Auskunft. Staatsbürgerkundeunterricht, Völkerfreundschaft und Solidarität sind inhaltliche Stichpunkte des 3. Bandes „Freundschaft! ". Auch hier wird exemplarisch belegt, was staatliche Erziehung in der DDR beabsichtigte, wie sie praktiziert wurde und zu welchem Ergebnis sie führte. Im abschließenden 4. Band „Einweisung nach Torgau" geben “texte und Dokumente über die Jugendfürsorge in der DDR Auskunft. Der Anhang mit Quellen, Literatur, Personenregister und nicht zuletzt die in allen Bänden enthaltenen Fotos eröffnen weitere vertiefende Informationsmöglichkeiten.
Der lesenswerten Reihe kann auf jeden Fall bescheinigt werden, wertvolle Einblicke in verschiedene Bereiche der Volksbildung zu gewähren und damit wichtige Denkanstöße und neue Überlegungen auszulösen. Umfangreicher Diskussionsstoff ist deshalb sowohl für Fachwissenschaftler als auch für eine breitere Öffentlichkeit gegeben. Daß nicht alle Kommentare von jedem zu akzeptieren sind und eine Gesamtschau unmöglich war, liegt in der Natur der Sache. Ministerin Angelika Peter hofft jedenfalls, daß sich die Leser „durch den Blick zurück in die Vergangenheit anregen lassen für die Zukunft". B.E.
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (Hrsg.): „Geschichte, Struktur und Funktionsweise der DDR-Volksbildung in vier Bänden“, (Band 1: „Schule: Streng vertraulich!“, 48,- DM; Band 2: „In Linie angetreten“, 44,- DM; Band 3: „Freundschaft !“, 46,- DM; Band 4: „Einweisung nach Torgau“, 38,-DM), BasisDruck Verlag GmbH 1996.
STACHLIGES ZUR LEHRERBILDUNG
Manch einer wird denken, schon wieder bedrucktes Papier! Aber dem Skeptiker sei gesagt, daß ein intensiverer Blick in die erste Nummer des im Herbst 1996 erschienenen Journals zur Lehrerbildung allemal lohnt. As Herausgeber fungiert übrigens das Zentrum für Lehrerbildung der Um, Die Macher gaben dem zunächst zweimal im Semester geplanten Periodikum den bezie-
PUTZ 1/97
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