Heft 
(1.1.2019) 01
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BUCHTIPS

hungsreichen, aus dem Griechischen stam­menden Namenkentron, was soviel wie Stachel, aber auch Schmerz, Anreiz, Verlan­gen oder Mittelpunkt bedeutet. Mag der Titel ein gutes Zeichen für kritische und konstruktive Publizistik sein.

Die Entscheidung über die zu setzenden Schwerpunkte ist allerdings noch offen. Die kommenden Hefte werden es offenbaren. Auf jeden Fall soll das Journalweder ein Kohlhassches Klageorgan sein, noch vor programmatischem Schweiß naiver oder verbohrter, wohlmeinender oder propheti­scher Schildbürger triefen. So jedenfalls wollen es die Herausgeber. Deshalb liegen die Akzente auf Nachrichten, Informatio­nen, Beiträgen und Diskussionen zur Leh­rerbildung, insbesondere die Potsdamer Uni betreffend. Die Autoren der ersten Nummer beschäftigen sich in ihren Beiträ­gen deshalb auch unter anderem mit den Entwicklungsschwierigkeiten des Potsda­mer Modells der Lehrerbildung, dem Ab­bau des Studienseminars für die Sekundarstufe 1/ Primarstufe oder dem nicht enden wollenden Disput um das Fach LER. Mögenkentron also Stacheln wach­sen und sich die Zahl der Mitstreiter in Sa­chen Lehrerbildung vergrößern, B.E.

kentron, Journal zur Lehrerbildung, ist im Zentrum für Lehrerbildung der Universität Potsdam, Tel. 0331/977-2561, erhältlich.

BILDER VOM RÖNTGENHIMMEL

Seit dem 1, Juni 1990 durchmustert der deut­sche Röntgensatellit ROSAT den Röntgen­himmel im weichen bis mittleren Röntgen­bereich und sendet die Daten an das Satellitenkontrollzentrum in Oberpfaffen­hofen - bisher sichtete er rund 80.000 kos­mische Röntgenquellen, etwa 14 mal soviel, wie vorher bekannt waren.

Kürzlich brachten nun der wesentlich am Entwurf des ROSAT-Tfeleskops beteiligte Physiker Bernd Aschenbach, der Journalist Herman-Michael Hahn und der Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, Joachim TKimper, unter dessen Leitung der Satellit geplant und ge­baut wurde, ein Buch heraus, das in die Welt der Röntgenastronomie, speziell in die von ROSAT, einführt. Es richtet sich an alle, die durch ihre Steuergelder solch ehrgei­zige Forschungsprojekte (...) überhaupt erst ermöglichen. Entsprechend waren sie be­müht, ihr Buch allgemeinverständlich zu halten, was ihnen über weite Strecken auch gelingt.

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Foto: Birkhäuser Verlag

Am 1. Juni 1990 startete von der Raketenbasis in Cape Caneveral eine Delta-II-Rakete der NASA, die den deutschen Röntgensatelliten ROSAT auf seine Umlaufbahn in rund S80km Höhe brachte.

So stellt das erste Kapitel, knapp aber über­sichtlich die Geschichte der Röntgen­astronomie und ihre Bedeutung für die gesamte Astronomie dar. Notwendige Be­griffe und Zusammenhänge sind gut und ausreichend erklärt, ohne daß dabei zu sehr ins Detail gegangen wird. Das zweite Kapi­tel beschreibt die Entstehung von ROSAT, von der ursprünglichen Idee über den Bau des Teleskops bis hin zum ersten Problem des Satelliten im All. Hier gibt es einige Schwachstellen, so ist die Beschreibung desNavigationskreiselsystems' 1 ziemlich unverständlich (und überflüssig), ferner dürfte die Höhe derRestgipfel" auf den Tbleskopspiegeln mit 0,3 Nanometern zwei Größenordnungen zu klein ausgefallen sein (bei einer Meßgenauigkeit von einem hunderttausendstel Millimeter!).

Aber auch hier gibt es Interessantes, bei­spielsweise daß der Satellit ursprünglich ROBISAT, für Röntgenbilligsatellit", hieß, um auszudrücken, daß sein Preis weit un­ter dem Erfahrungswert vonein Kilo­gramm Weltraum kostet 1 Million DM blei­ben würde. Thtsächlich kostete der 2,6 Ton­nen schwere ROSAT nur 260 Millionen DM. In den beiden letzten Kapiteln wieder gut aufbereitet, aber auf etwas höherem Ni­veau, werden die Ergebnisse präsentiert, die die Himmelsdurchmusterung von ROSAT innerhalb bzw. außerhalb unserer Galaxie brachte. Insgesamt ist das Buch in­teressant, verständlich und spannend ge­schrieben und wird durch über 100 Abbil­dungen ergänzt, die größtenteils eine Aus­wahl der von ROSAT aufgenommenen astronomischen Gebilde zeigen. ade

Bernd Aschenbach, Hermann-Michael Hahn, Joachim Trümper:Der unsicht­bare Himmel, Röntgenastronomie mit ROSAT, Birkhäuser Verlag, 1996, 174 Seiten, 78,- DM.

SOZIOLOGIE FÜR ERSTSEMESTLER

Wolfgang Eßbachs BuchStudium Soziolo­gie" richtet sich an Studienanfänger und an solche, die noch keinen breiten Einblick in das Fäch gewonnen haben. Die vielen Unter­kapitel der HauptteileSoziologie als Beruf, Soziologie als Fäch" undSoziologie als Stu­dium sollen sich wie in einem Puzzle schließ­lich zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Zunächst verspricht die Gliederung Klarheit, Z.B. zeigt er daß Soziologen und Soziologin­nen in Verbänden, Organisationen oder an den Universitäten Arbeitsmöglichkeiten fin­den können. Doch leider verweilt er hier zu sehr an der Oberfläche. Die dortigen Ar- beitsinhalte reißt der Autor zu knapp an. Als Arbeitsaufgaben soziologischer Praxis führt er Themen wie Bevölkerungsentwicklung, Kriminalität, Wohlfahrtstaat oder Flucht­bewegungen an. Wünschenswert wäre es gewesen, er hätte an ein oder zwei Beispie­len die Tätigkeit eines Soziologen detaillier­ter veranschaulicht. Allerdings kann sich der Leser auf weiterführende Literaturangaben stützen; im ganzen Buch spart Eßbach nicht mit sinnvollen Literaturhinweisen. Das kann es auf jeden Fall lohnenswert machen, das Buch in die Hand zu nehmen. Interessant und fazettenreich schildert Eßbach die Ent­stehung und Entwicklung der Soziologie als Fach, wobei er sie in der Tradition derPo- lizeywissenschaft und späteren Staatswis­senschaft sieht, Der Autor gibt einige wert­volle Ups und Hinweise zur Organisation des Studium überhaupt. Allerdings betreffen diese Ups weniger die Spezifika eines So­ziologiestudiums, man könnte sie jedem Abiturienten in einer allgemeinen Studienbe­ratung empfehlen. Was Soziologiestudentin­nen und -Studenten im besonderen interes­sieren könnte, ist knapp dargestellt - z.B. wäre es interessant gewesen zu erfahren, an welchen Universitäten welche soziologi­schen Traditionen und Orientierungen vor­herrschen.

Bei Studienanfängern kann das Buch termi­nologische Verwirrung stiften. Einige Fach­termini werden eingeführt und erläutert, viele jedoch nicht. Wer mit der Terminolo­gie noch nicht vertraut ist, wird frustriert. Das Nachschlagewerk wird zu einem be­grifflichen Labyrinth, in dem der Eßbach- sche Ratgeber Ratlosigkeit verbreitet. Mein Fazit: Eßbachs Buch ist über weite Strecken kurzweilig zu lesen. Die Klarheit, die viele von uns wünschen, liefert es jedoch nicht. Manche Tfeile des Puzzles Soziologie passen zu einander, andere nicht. Damit bleibt das Gesamtbild, das man von dem Buch erwartet, inkonsistent! Irena Bratoew

Wolfgang Eßbach:Studium Soziologie, München: Wilhelm Fink Verlag, 1996, UTB 1928, 223 Seiten, 19,80 DM.

PUTZ 1/97