PERFEKTE SHOW ÜBERSTRAHLTE POLITISCHEN KAHLSCHLAG
Die Olympischen Spiele von '36 in Ausstellung thematisiert
Zu allen Zeiten schon bedeutete Sport Hreude an der Bewegung, persönliche Fitneß, Spaß, Motivation und Ausdauer für den einzelnen. Für die Masse aber beinhaltete er gleichsam Faszination, gemeinschaftliches Erlebnis, Zusammengehörigkeitsgefühl, den Eindruck der Stärke. Auch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts erkannten das schnell und zwangen so dem Sport nicht selten Rituale der Massensuggestion auf. Eine gerade beendete Ausstellung im Bonner „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ mit dem Titel „1936. Die Olympischen Spiele und der Nationalsozialismus“ machte jenes Phänomen noch einmal deutlich.
Die unter dem Dach der Stiftung Topographie des Terrors entstandene Exposition widmete sich 60 Jahre nach den Spielen dem damals wie heute brisanten Verhältnis von Sport und Politik. Immerhin 400 Fotos und 200 Dokumente unterstrichen die Atmosphäre dieser ereignisreichen läge zwischen dem 6.-16. Februar und dem 1.-16. August des Jahres '36. „Den Machern der Ausstellung ist es gelungen, den Blick des Betrachters zu weiten, immer noch vorherrschender Eindimensionalität in der Beurteilung des Geschehens zu begegnen“, so Prof. Dr. Hans Joachim Tfeichler von der Universität Potsdam rückschauend. Gemein
sam mit dem jüngst verstorbenen Prof. Dr. Hajo Bernett (Bonn) war er als wissenschaftlicher Berater direkt am Zustandekommen des Vorhabens beteiligt.
Wohl selten gehen die Meinungen soweit auseinander wie in der Bewertung jener in Garmisch-Partenkirchen und Berlin zelebrierten Olympischen Spiele. Für die einen waren sie perfekt organisierte Veranstaltungen der Superlative, in denen im Winter über 600 Sportler in 17 Wettbewerben starteten und im Sommer rund 4000 Athleten in 129 Disziplinen um Medaillen stritten. Kritischere Stimmen hingegen sprechen von einer schönen Fassade, die Gewalt und Tferror im nationalsozialistischen Deutschland kurzzeitig überdeckte.
Immerhin traten drei Jahre vor Kriegsausbruch deutliche Aggressionstendenzen zutage. Hitler kündigte den Locarno-Vertrag, ließ Truppen ins entmilitarisierte Rheinland einmarschieren. Kurz vor Eröffnung der Sommerspiele war auch das Eingreifen in den Spanischen Bürgerkrieg beschlossene Sache. Man rüstete relativ ungehemmt zum vermeintlichen Siegeszug über die Völker. „Eine Denkschrift zum Vierjahres- plan beispielsweise“, erläutert der Sporthistoriker Tfeichler, „beinhaltete die Forderung nach realer Einsatzfähigkeit der Armee sowie Kriegsfähigkeit der Wirtschaft binnen vier Jahren". Interne Planungen rechneten bereits mit am 1. Oktober 1939
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Das offizielle Werbeplakat für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Auf Betreiben der maßgeblichen Organisatoren der Spiele, Theodor Lewald und Carl Diem, gab es einen „PropagandaAusschuß für die Olympischen Spiele“im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Abb.:zg.
beginnenden Kriegshandlungen und jährlich 1,25 Mio. Toten.
Sich diesen Tfendenzen entgegensetzende, oppositionelle Kräfte formierten sich auch im Bereich des Sports. Im Vorfeld der Spiele jedoch brach man zunächst den Widerstand. Es erfolgten unter anderem Verhaftungen von illegalen Rot-Sportlern und Bundesvorstandsmitgliedern des sozialdemokratisch orientierten Arbeiter-Thrn-und- Sport-Bundes. Auch Versuche, die Bewohner des Berliner Olympischen Dorfes mit Aufklärungs-Schriften zu versorgen, scheiterten. Hintergrund: Die Gestapo hatte eigens zum Zweck des Aussonderns unliebsamer Post ein Sonderpostamt in Charlottenburg eingerichtet.
„Nichtsdestotrotz, unter Gastgebern wie Besuchern herrschte eine nahezu grenzenlose Pro-Olympia-Stimmung“, stellt Tfeichler fest. „Die Zuschauer wollten das Sport- Spektakel sehen." Und in der Tät: Sie bekamen reibungslose Wettkämpfe geboten. Allem im Sommer wurden 49 Olympische Rekorde und 15 Weltrekorde erzielt. Übrigens: Zum Star jener läge avancierte der schwarze Amerikaner Jesse Owens. Seme Weitsprung-Leistungen animierten das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen.
EG.
PUTZ 1/97
ABPADDELN IM MECKLENBURGISCHEN GROSSZERLANG
Am ersten Novemberwochenende war es soweit. Das Wassersportjahr 1996 fand seinen Abschluß. 18 Studenten sowie weitere Paddelfreunde machten sich unter Leitung Ditmar Gru- pes aus dem Zentrum für Hochschulsport der Uni Potsdam auf den Weg zu einer Seenrundfahrt. Dabei galt es eine Strecke
von 3Skm zu überwinden. Insgesamt zehn durch die romantische Schwaanhavel, den Kammer-Kanal und zwei Schleusen verbundene Seen bildeten die Route. Ein fkilnehmer schildert seine Eindrücke wie folgt: „Graue Wölkenfetzen trieben über die zum Tbil aufgewühlten Seen. Mit Wind, Regen und Wellen hatten wir zu kämpfen. Es war eine Herausforderung, und wir haben sie alle bestanden. Die Natur zeigte sich herbstlich und unberührt. Keine Motorboote, keine lauten Touristen, nur wir ganz allein auf dem Wässer; inmitten von Wäldern, großen und kleinen Seen. “Als Endstation hatten sich die Wassersportfreunde schließlich das mecklenburgische Großzerlang gewählt, ln gemütlichen Fmnhütten genossen sie dort den Ausklang der Tour. D. G./Foto: Grupe
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