DAS PERSONAL IST DIE EIGENTLICHE RESSOURCE
Dritte Fachtagung des Kommunalwissenschaftlichen Instituts an der Universität Potsdam
Um „Personal und Personalmanagement in der modernen Verwaltung“ ging es kürzlich auf der nunmehr dritten Fachtagung des Kommunalwissenschaftlichen Instituts (KWI) der Universität Potsdam. Unter den immerhin fast 300 Teilnehmern der Veranstaltung befanden sich neben Wissenschaftlern auch zahlreiche Praktiker, die sich für ihre Arbeit vor Ort in den Kommunen konkrete Praxishilfen erhofften. Nicht ohne Grund: Schließlich hatten sich bereits die beiden vorangegangenen Treffen an ein breites Publikum gewandt. Sprach man damals doch über Selbstverwaltungsaspekte im nationalen und europäischen Vergleich beziehungsweise die geplante Fusion der Länder Berlin und Brandenburg.
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Auf große Resonanz stieß die dritte Fachtagung des Kommunalwissenschafthchen Instituts der Potsdamer Alma mater. Deren Eröffnung hatte sich Uni-Rektor Prof. Dr. Wolfgang Loschelder (rechts) nicht nehmen lassen. Als Gast konnte auch der brandenburgische Innenminister Alwin Ziel (Mitte) begrüßt werden. In seinem Referat gab er Einblick in die Rolle des Personals beim Aufbau der Verwaltung in Brandenburg. Beide hier im Gespräch mit dem Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Werner Jann (links). Foto: Fritze
„Das Thema Personal und Personalmanagement haben wir diesmal auf die Thgesord- nung gesetzt, weil im Zusammenhang mit der Diskussion um die neuen Steuerungsmodelle in der öffentlichen Verwaltung dieser Punkt nach unserer Meinung von zentraler Bedeutung ist", begründet Prof. Dr. Dieter Wagner, KWI-Vörstandsmitglied und Hauptinitiator der Zusammenkunft, den gewählten Gegenstand. Sowohl in der Privatwirtschaft als auch in der öffentlichen Verwaltung stünden die Mitarbeiter, so dessen Feststellung, vielfach statt im Mittelpunkt eher im Wege. Den Arbeitspsychologen Oswald Neuberger zitiert er denn auch: „ Sie sind ein Mittel. Punkt." Daß aber selbst die komfortabelste Computerausstattung oder das leistungsfähigste Datennetz ohne intelligente Nutzer nur Marginalien darstellten, hebt der Inhaber der Professur für Betriebswirtschaftslehre (Schwerpunkt Organisation und Personalwesen) angesichts dieser Ent
wicklung hervor.
Als wesentliche beim Personal ansetzende organisationspsychologische Faktoren spielen nach Meinung Wagners Qualitätsbewußtsein, Kunden- und Serviceorientierung, Motivation, Engagement und Arbeitszufriedenheit vermehrt eine Rolle. Äußerlichkeiten liegen dagegen kaum im Trend. Für das Funktionieren eines neuen Steuerungsmodells sei es deshalb wichtig, die Akteure unmittelbar an seinem organisationsadäquaten Zuschnitt, an seiner Implementation zu beteiligen. Das aber geschehe durchaus nicht immer. Zu oft erhielten statt dessen Gesichtspunkte der Produktedefinition oder der Kosten- und Leistungsrechnung den Vorrang. Jene bloße Orientierung an exter
nen Einflüssen reiche für den Erfolg heute nicht mehr aus. „Innere Stärken“ auszunutzen, gebiete die gegenwärtige Situation. „Gutes Personal“, erklärt Wagner, „ist zweifellos die zentrale Ressource, mit deren Hilfe man wettbewerbsfähiger sein kann, und zwar sowohl auf individueller als auch auf interpersonaler und organisationaler Ebene. Eine schlagkräftige Verwaltung könnte dann sehr wohl ein Wettbewerbsargument sein, um weitgehende Auslagerungs- beziehungsweise Privatisierungsüberlegungen zu begrenzen, oder auch, um drohenden Streichmaßnahmen durch intelligente Problemlösungen entgegenzuwirken.“
Unter den Experten herrscht dazu weitgehend Einigkeit. Dissens allerdings gibt es dennoch. Dafür sorgen beispielsweise nicht zuletzt Ragen künftig zu favorisierender Anreizsysteme. Allein die damit verbundene Palette von Motivationsmöglichkeiten des einzelnen reicht weit: interessante Aufgaben, Handlungsspielräume, Entfaltungsvielfalt, leistungsgerechte Bezahlung, Prämien über das eigentliche Gehalt hinaus. Noch dominierten, so die Fachleute, die Leistungsentgelte als vermeintliche Motivatoren „Number One“. Das solle sich perspektivisch durch die grundsätzliche Reform anderer Elemente wie Tätigkeitsgestaltung, Mitarbeiterführung, Personalentwicklung ändern. Aus der ansonsten vorhandenen Sackgasse jedenfalls müsse man schnell heraus. Der Makel dabei: noch weichen die Vorstellungen hierzu stark voneinander ab. „Es ist eine alte Diskussion, die in der Privatwirtschaft genauso kursiert wie im öffentlichen Bereich“, meint Wagner. EG,
REFORMEN IM ÖFFENTLICHEN SEKTOR
Das von Prof. Dr. Hans-Georg Petersen (links) geleitete Australienzentrum der Universität Potsdam veranstaltete kürzlich in Zusammenarbeit mit Dr. Werner Jann, Professor für Politikwissenschaft, Verwaltung und Organisation sowie Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, eine internationale Tagung zum Thema „Reform of the Public Sector m Germany and Australia: From Hierarchy to Contract Management". Die von über vierzig Teilnehmern, unter ihnen die Leiterin der Berliner Außenstelle der australischen Botschaft, Beverly Mercer (rechts), besuchte wissenschaftliche Konferenz brachte deutsche und australische Experten aus Praxis und Wissenschaft sowie interessierte Studierende zusammen, um Erfahrungen, neue Forschungsergebnisse und Implementationschancen zu Reformen im öffentlichen Sektor in beiden Ländern zu diskutieren. Für das laufende Jahr plant das Australienzentrum weitere Veranstaltungen zu den Themen „The development and impact of cities -An Austrahan-German Comparison" und „Germany-Japan-Australia: Politics, Economics and Security". R.B./Foto: Fritze
PUTZ 3/97
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