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(1.1.2019) 03
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DAS PERSONAL IST DIE EIGENTLICHE RESSOURCE

Dritte Fachtagung des Kommunalwissenschaftlichen Instituts an der Universität Potsdam

UmPersonal und Personalmanagement in der modernen Verwaltung ging es kürzlich auf der nunmehr dritten Fachta­gung des Kommunalwissenschaftlichen Instituts (KWI) der Universität Potsdam. Unter den immerhin fast 300 Teilnehmern der Veranstaltung befanden sich neben Wissenschaftlern auch zahlreiche Prakti­ker, die sich für ihre Arbeit vor Ort in den Kommunen konkrete Praxishilfen erhoff­ten. Nicht ohne Grund: Schließlich hatten sich bereits die beiden vorangegange­nen Treffen an ein breites Publikum ge­wandt. Sprach man damals doch über Selbstverwaltungsaspekte im nationalen und europäischen Vergleich beziehungs­weise die geplante Fusion der Länder Berlin und Brandenburg.

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Auf große Resonanz stieß die dritte Fachtagung des Kommunalwissenschafthchen Instituts der Potsdamer Alma mater. Deren Eröffnung hatte sich Uni-Rektor Prof. Dr. Wolfgang Loschelder (rechts) nicht nehmen lassen. Als Gast konnte auch der brandenburgische Innenminister Alwin Ziel (Mitte) begrüßt werden. In seinem Referat gab er Einblick in die Rolle des Personals beim Aufbau der Verwaltung in Brandenburg. Beide hier im Gespräch mit dem Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Werner Jann (links). Foto: Fritze

Das Thema Personal und Personalmana­gement haben wir diesmal auf die Thgesord- nung gesetzt, weil im Zusammenhang mit der Diskussion um die neuen Steue­rungsmodelle in der öffentlichen Verwaltung dieser Punkt nach unserer Meinung von zen­traler Bedeutung ist", begründet Prof. Dr. Dieter Wagner, KWI-Vörstandsmitglied und Hauptinitiator der Zusammenkunft, den ge­wählten Gegenstand. Sowohl in der Privat­wirtschaft als auch in der öffentlichen Ver­waltung stünden die Mitarbeiter, so dessen Feststellung, vielfach statt im Mittelpunkt eher im Wege. Den Arbeitspsychologen Oswald Neuberger zitiert er denn auch: Sie sind ein Mittel. Punkt." Daß aber selbst die komfortabelste Computerausstattung oder das leistungsfähigste Datennetz ohne intel­ligente Nutzer nur Marginalien darstellten, hebt der Inhaber der Professur für Betriebs­wirtschaftslehre (Schwerpunkt Organisation und Personalwesen) angesichts dieser Ent­

wicklung hervor.

Als wesentliche beim Personal ansetzende organisationspsychologische Faktoren spie­len nach Meinung Wagners Qualitätsbe­wußtsein, Kunden- und Serviceorientierung, Motivation, Engagement und Arbeitszufrie­denheit vermehrt eine Rolle. Äußerlichkeiten liegen dagegen kaum im Trend. Für das Funktionieren eines neuen Steuerungs­modells sei es deshalb wichtig, die Akteure unmittelbar an seinem organisationsadä­quaten Zuschnitt, an seiner Implementation zu beteiligen. Das aber geschehe durchaus nicht immer. Zu oft erhielten statt dessen Gesichtspunkte der Produktedefinition oder der Kosten- und Leistungsrechnung den Vorrang. Jene bloße Orientierung an exter­

nen Einflüssen reiche für den Erfolg heute nicht mehr aus.Innere Stärken auszunut­zen, gebiete die gegenwärtige Situation. Gutes Personal, erklärt Wagner,ist zwei­fellos die zentrale Ressource, mit deren Hil­fe man wettbewerbsfähiger sein kann, und zwar sowohl auf individueller als auch auf interpersonaler und organisationaler Ebene. Eine schlagkräftige Verwaltung könnte dann sehr wohl ein Wettbewerbsargument sein, um weitgehende Auslagerungs- bezie­hungsweise Privatisierungsüberlegungen zu begrenzen, oder auch, um drohenden Streichmaßnahmen durch intelligente Pro­blemlösungen entgegenzuwirken.

Unter den Experten herrscht dazu weitge­hend Einigkeit. Dissens allerdings gibt es dennoch. Dafür sorgen beispielsweise nicht zuletzt Ragen künftig zu favorisierender An­reizsysteme. Allein die damit verbundene Palette von Motivationsmöglichkeiten des einzelnen reicht weit: interessante Aufgaben, Handlungsspielräume, Entfaltungsvielfalt, leistungsgerechte Bezahlung, Prämien über das eigentliche Gehalt hinaus. Noch domi­nierten, so die Fachleute, die Leistungs­entgelte als vermeintliche Motivatoren Number One. Das solle sich perspekti­visch durch die grundsätzliche Reform an­derer Elemente wie Tätigkeitsgestaltung, Mitarbeiterführung, Personalentwicklung ändern. Aus der ansonsten vorhandenen Sackgasse jedenfalls müsse man schnell heraus. Der Makel dabei: noch weichen die Vorstellungen hierzu stark voneinander ab. Es ist eine alte Diskussion, die in der Privat­wirtschaft genauso kursiert wie im öffentli­chen Bereich, meint Wagner. EG,

REFORMEN IM ÖFFENTLICHEN SEKTOR

Das von Prof. Dr. Hans-Georg Petersen (links) geleitete Australienzentrum der Universität Potsdam veranstaltete kürzlich in Zusammen­arbeit mit Dr. Werner Jann, Professor für Politikwissenschaft, Verwaltung und Organi­sation sowie Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, eine inter­nationale Tagung zum ThemaReform of the Public Sector m Germany and Australia: From Hierarchy to Contract Management". Die von über vierzig Teilnehmern, unter ihnen die Leiterin der Berliner Außenstelle der austra­lischen Botschaft, Beverly Mercer (rechts), besuchte wissenschaftliche Konferenz brachte deutsche und australische Experten aus Praxis und Wissenschaft sowie interessierte Studierende zusammen, um Erfahrungen, neue Forschungsergebnisse und Implementationschancen zu Reformen im öffentlichen Sektor in beiden Ländern zu diskutieren. Für das laufende Jahr plant das Australienzentrum weitere Veranstaltungen zu den ThemenThe development and impact of cities -An Austrahan-German Comparison" undGermany-Japan-Australia: Politics, Economics and Security". R.B./Foto: Fritze

PUTZ 3/97

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