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(01/01/2019) 03
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ES TUT SICH ETWAS AN DIESER UNIVERSITÄT

Zahlreiche Bau- und Umzugsaktivitäten künden von einer fortschreitenden Entwicklung

Trotz einer zunehmend stiefmütterlichen Behandlung durch die brandenburgische Lan­desregierung, was ihre Finanzierung betrifft, entwickelt sich die Universität Potsdam als die weitaus größte Hochschule Brandenburgs kontinuierlich. Davon kündet nicht nur ihre ungebrochene Beliebtheit bei den jungen Leuten aus Ost und West, die dazu geführt hat, daß sich aktuell so viele Studierende wie noch nie zuvor in einem Sommersemester für die Potsdamer Universität entschieden haben (nämlich 9.734). Auch ein ansteigendes Drittmittelvolumen, Preisauszeichnungen für ihre Wissenschaftler und das immer häufi­gere Zitieren von Potsdamer Forschungsergebnissen im Zusammenhang mit landesweit diskutierten Themen (wie z.B. der Gesundheit brandenburgischer Lehrer oder der FVa- ge, ob die dezentrale Förderpolitik der Landesregierung weiterhin sinnvoll erscheint) sind deutliche Zeichen für das erreichte Gewicht und die Bedeutung dieser Universität für Brandenburg. Erschwert wird ihre Entwicklung dabei nicht nur durch ständige, im Vergleich mit anderen Hochschulen des Landes überproportional hohe Mittelkürzungen; auch diverse, durch zahlreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an den Hoch­schulgebäuden erforderliche Umzugsaktivitäten behindern oft die tägliche Arbeit. Es gibt kaum jemanden an dieser Universität, der noch keinen Büro- oder Laborumzug hinter sich hat. Für das große Verständnis und die weitgehende Akzeptanz der mitunter widri­gen Arbeitsbedingungen hat deshalb nicht nur der Baudezement der Uni, Dr. Volker Pohl, Hochachtung. Auch der PUTZ-Redaktion ist diese jeden an der Hochschule angehende Problematik eine Titel-Geschichte wert.

Die schon lange nicht mehr zu zählenden Umzüge an der Potsdamer Universität verfol­gen generell zwei Ziele: zum einen dienen sie dem schrittweisen Erreichen ihrerstra­tegischen Entwicklungsplanung", worunter vor allem die Ansiedlung großer Tfeile der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fa­kultät am Standort Golm und die Unterbrin­gung der Philosophischen Fakultät I in den Gebäuden Am Neuen Palais aufzulisten ist. Zum anderen sind sie. einfach mit dem Ab­schluß bestimmter Baumaßnahmen verbun­den, die Hin- und Rückzüge erfordern. Allein 200.000 DM verdienten Rremdfirmen im Jahr 1996 an Umzügen der Potsdamer Alma mater, und wenn Dr, Pohl nicht ständig zwi­schen sechs und acht Mitarbeiter für kleine­re Umzüge zur Verfügung stünden, hätte die­se Zahl um mindestens weitere 100.000 DM erhöht werden müssen.

Die bisher größten Umzugsaktionen wurden an den Uni-Standorten Babelsberg-Grieb- nitzsee und Am Neuen Palais gestartet. Da­von betroffen waren in Babelsberg Juristen sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaft­ler, die rund 120 Zimmer (-was 4.000 Qua­dratmeter Hauptnutzfläche entspricht-) des mittlerweile denkmalgeschützten Hauptge­bäudes räumen bzw. wieder beziehen durf­ten. Am Neuen Palais mußten vor wenigen Wochen sämtliche Physiker ihre 3.000 Qua­dratmeter umfassende Nutzfläche im Haus 19 in Richtung Container verlassen. An die zehn Millionen DM kostet die derzeitige, weitgehend nutzungsneutral erfolgende Sa­nierung des Hauses 19, das Ende 1997 für den Wiedereinzug der Physiker bereit ste­hen soll. Die Summe für die Baumaßnahmen am Hauptgebäude in Babelsberg-Grieb- nitzsee liegt mit 15 Millionen DM sogar noch darüber, wobei hier die Renovierung

zweier Halbetagen noch aussteht. Die dar­in untergebrachten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler sollen jedoch nach Angaben des Baudezernenten Volker Pohl erst dann ausziehen, wenn der Baubeginn fest- bzw. unmittelbar bevorsteht.

Leicht in den

Schatten gestellt werden könnten diese bislang größ­ten Hin- und Her­züge jedoch mögli­cherweise schon bald durch eine Verlagerung der Institute für Mathe­matik und Informa­tik nach Golm und eine im Gegenzug erfolgende Um­siedlung der Insti­tute für Anglistik/

Amerikanistik, Ro­manistik, Slavistik und Klassische Phi­lologie zum Neuen Palais.Mit dem zu er­wartenden positiven Votum des Wissen­schaftsrates für den Bau der Verfügungs­gebäude in Golm müssen wir uns so lang­sam mit dem grundsätzlichen Gedanken, die Naturwissenschaften Stück für Stück nach Golm und die Geisteswissenschaten ans Neue Palais zu verlagern, vertraut ma­chen", erklärte Baudezernent Dr. Volker Pohl dazu. Aktuell würde ein Beginn der damit zusammenhängenden Umzüge durch den zunehmenden Abschluß von Sa­nierungsmaßnahmen an verschiedenen Uni-Gebäuden in Golm und Am Neuen Pa­lais möglich sein. Grundlage für seinen Vorschlag ist die Überlegung, daß zunächst

Institute umziehen sollten, die nicht an die Nutzung von hochinstallierten Laboratorien gebunden sind und Flächen benötigen, welche für die Realisierung einer ersten Umzugsetappein einer sinnvollen Größen­ordnung liegen.

Entschieden ist die ganze Sache allerdings noch nicht. Die Umzugsbefürworter mei­nen, daß man mit einer solchen Aktion dem politischen Erwartungsdruck entsprechen könnte; ferner stünden die in Golm (Haus 14) und Am Neuen Palais (Haus 08 und Haus 02) renovierten Räumlichkeiten jetzt zur Verfügung und wäre es durchaus sinn­voll, wenn auch jetzt die endgültig für die Räume vorgesehenen Nutzer als erste ein­ziehen würden. Die Umzugsgegner aller­dings führen die Gefahr studienorganisa­torischer Probleme ms Feld, die durch die räumliche Trennung eng benachbarter Fä­cher - wie z.B. Physik und Mathe - entste­hen könnten. Darüber hinaus müßte beach­tet werden, daß ein Umzug der den Institu­ten der Philosophischen Fakultät I zuzuord­nenden Buchbestände in die Bibliotheks­räume Am Neuen Palais wegen des dorti­gen Platzmangels nicht möglich ist. Keine

einfache Entscheidung also, die die Deka­ne und das Rektorat zum Zeitpunkt der Drucklegung der PUTZ noch immer be­schäftigte.

Doch auch, wenn aus diesen imstrategi­schen Entwicklungsbereich anzusiedeln­den Umzugsplänen zunächst nichts werden sollte, dürfte es den für die Hin- und Herzüge an der Uni zuständigen Mitarbeitern nicht langweilig werden: Für Ende 1997 steht der Rückzug der Physiker in das Haus 19 Am Neuen Palais an. Die erfolgte Sanierung des Communsgebäudes 11 Am Neuen Palais mit veranschlagten 35 Millionen DM wird zwar erst für Mitte 1999 erwartet, da Holz­schädlinge und verfaulte Balken eine um-

Die Treppe hoch mit den Schränken, und die Treppe 'runter mit den Schränken... Die Umzugsexperten der Um Potsdam kommen nicht aus der Übung! Foto: Tribukeit

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PUTZ 3/97