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(01/01/2019) 03
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WISSENSCHAFT AKTUELL

Zur Kooperation der Potsdamer Universität mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen

VOM ABFALLPRODUKT ZUM WERKZEUG FÜR VIELE FÄLLE: SYNCHROTRONLICHT

Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung mbH (BESSY)

Eines der Markenzeichen der Potsdamer Universität ist ihre enge Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die sich in Potsdam und seinem unmit­telbaren Umland sehr zahlreich angesiedelt haben. Für diese Kooperation, die über an anderen Standorten übliche Verknüpfungen weit hinausgeht, wurden verschieden­artige Formen entwickelt: so z. B. gemeinsame Berufungen von Professoren, die Durch­führung gemeinsamer Studiengänge und der Aufbau Interdisziplinärer Zentren. Auch laufen die Vorbereitungen für die Errichtung eines gemeinsamen Campus der Pots­damer Naturwissenschaften mit Instituten der Max-Planck-Gesellschaft und der Fraun­hofer-Gesellschaft in Golm derzeit auf Hochtouren. Mit diesem Artikel über die Berli­ner Elektronenspeichering-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung mbH (BESSY) wird in der PUTZ eine Reihe fortgeführt, in der nach und nach die Einrichtungen vorgestellt werden, die vor allem auf naturwissenschaftlichem Gebiet mit der Universität Potsdam Zusammenarbeiten.

TITEL

brachen werden, um die Konzentrationsfä­higkeit einigermaßen zu gewährleisten. Und das größte Problem: Die Verhüllung bleibt, obwohl kaum ein sichtbares Weiter­arbeiten an den Rekonstruktionsmaßnah­men zu erkennen ist. Das Landesbauamt hat den Abschluß der Fassadenarbeit und damit die Abnahme derHülle" für Mai 1997 versprochen; sollte der Termin nicht eingehalten werden, dürfte es unter den Mitarbeitern berechtigten Protest geben.

Renate Schmidt

Ein schöner neuer Raum!

Nach aufwendiger und liebevoller Renovie­rung konnte das Dekanat der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WiSo) Ende Juni 1996 in Babelsberg-Griebnitzsee wieder bezogen werden. Der damalige De­kan, Prof. Dr. Dieter Wagner, und seine Assi­stentin, Dr. Renate Schmidt, haben es als er­ste genossen, in den neuen Amtsräumen die Sparbeschlüsse des Ministenums für Wissen­schaft, Forschung und Kultur in behaglicher Umgebung umsetzen zu dürfen.

Alle Dekanatsmitarbeiter hatten sich in der qualvollen Zeit des Provisoriums schon ge­fragt, wie die alten Räume wohl geraten würden. Es war wie Weihnachten und Ostern zugleich, weil das Staatliche Hoch­bauamt völlig zu Recht jede Information un­terließ und eine konsequente Geheimhal­tung praktizierte. Auch Mitsprache kam selbstverständlich nicht in Betracht. Wo kä­men wir denn hm, wenn blutige Laien bei einer so verantwortungsvollen Aufgabe wie einer derartigen räumlichen Umgestaltung einfachihren Senf" dazu geben würden? Schließlich hat der Denkmalschutz oberste Priorität. Und so handelte man dann auch konsequent.

Und man muß denWeihnachtsmännern" bzw. denOsterhasen des Landesbau­amtes, die sich, wie Kanzler Klein in einer Senatssitzung einmal sagte,förmlich ver­zehren, um das Unmögliche wahr zu ma­chen", ein fürtreffliches Kompliment ma­chen. Ein runder Wurf ist gelungen, Chapeau! Die Wände in lindgrün-gelb, wie es das Deutsche Rote Kreuz in den dreißiger Jahren so liebte, die Decke leicht bräunlich-umbra, um das politische Um­feld der damaligen Zeit zart anzudeuten, spielerisch umsäumt von senffarbenen Deckenabschlüssen, um an die real­sozialistische Zeit nach Beendigung der Nazidiktatur anzuknüpfen. Das Ganze um­kleidet von Möbeln der neuen Sachlichkeit der neunziger Jahre und durch ein für­trefflich gelungenes Lampenensemble. Hierfür haben sich Vertraulichkeit und Nicht-Partizipation wahrlich gelohnt. Mit außerordentlich bewundernswerter Con­tenance wurden Denkmalschutz und mo­derne Geschmacklichkeit aufeinander abgestimmt. Dieter Wagner

PUTZ 3/97

Die Universität Potsdam kooperiert seit kurzem im Bereich der Naturwissen­schaften erstmals mit einer Berliner Forschungseinrichtung: Am 18. Februar 1997 Unterzeichneten der Rektor der Uni­versität, Prof. Dr. Wolfgang Loschelder, und Dr. Walter Dörhage sowie Prof. Dr. Eberhard Jaeschke, administrativer bzw. technischer Geschäftsführer von BESSY, eine Kooperationsvereinbarung mit dem Ziel, eine enge wissenschaftliche Zusam­menarbeit in Forschung und Lehre zu för­dern. Im Mittelpunkt werden dabei vor allem die experimentelle Nutzung und Anwendung von Synchrotronstrahlung in den Bereichen Physik, Chemie und Biolo­gie stehen. Tatsächlich gibt es bereits ein Projekt bei BESSY I, an dem die Univer­sität Potsdam maßgeblich beteiligt ist: Prof. Dr. Ulrich Pietsch, Professor für Strukturanalyse, und sein Mitarbeiter Frank Neißendorfer haben in Kooperation mit Prof. Dr. Helmuth Möhwald, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, temperatur- und lichtinduzierte Phasenübergänge an dün­nen organischen Filmen zeitabhängig gemessen.

Neben gemeinsamen wissenschaftlichen Veranstaltungen und Vorhaben und der Förderung des wissenschaftlichen Nach­wuchses gehören zu der Kooperation vor allem auch gemeinsame Berufungen, Gastvorlesungen und die Vergabe von Lehraufträgen, da es nach den Worten von Prof. Dr. Wolfgang Gudat, dem wissen­schaftlichen Geschäftsführer von BESSYi besonders wichtig sei, die Besonderheiten von Synchrotronstrahlung und das breite Spektrum ihrer Anwendungsmöglichkei­ten den Studierenden bereits während ih­rer Ausbildung zu vermitteln.

Synchrotronstrahlung - ein Abfallprodukt

Seit die Synchrotronstrahlung 1947 erstmals in einem Kreisbeschleuniger (vom Typ Syn­chrotron - daher der Name) beobachtet wurde, galt sie bis in die sechziger Jahre meist als lästiger Energieverlust, der die Beschleunigung von Elektronen auf mög­lichst hohe Energien, wie sie für die expe­rimentelle Elementarteilchenphysik benö­tigt werden, erschwerte. In derartigen Kreisbeschleunigern, namentlich Synchro­trons (Geräte zur kurzfristigen Beschleuni­gung von Elektronen auf hohe Energien) und Speicherringe (in denen ein hoch­energetischer Elektronenstrahl stunden­lang zirkuliert), werden Elektronen, die na­hezu Lichtgeschwindigkeit besitzen, mit Hilfe starker Magnete auf Kreisbahnen ge­zwungen. Dabei strahlen sie Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung ab. Aufgrund ihrer enormen Geschwindig­keit wird diese Strahlung nicht nahezu gleichmäßig in alle Richtungen abgegeben, wie bei langsam beschleunigten Ladun­gen, sondern als gebündelter Strahl in Vor­wärtsrichtung tangential an die Kreisbahn. Je höher die Energie der Elektronen, desto stärker die Bündelung und desto höher die Intensität und die Energie der Synchrotron­strahlung.

Diesen und weiteren extremen Eigenschaf­ten verdankt sie es, daß sie in den letzten vierzig Jahren von einem Abfallprodukt in Fortsetzung nächste Seite

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