WISSENSCHAFT AKTUELL
Zur Kooperation der Potsdamer Universität mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen
VOM ABFALLPRODUKT ZUM WERKZEUG FÜR VIELE FÄLLE: SYNCHROTRONLICHT
Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung mbH (BESSY)
Eines der Markenzeichen der Potsdamer Universität ist ihre enge Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die sich in Potsdam und seinem unmittelbaren Umland sehr zahlreich angesiedelt haben. Für diese Kooperation, die über an anderen Standorten übliche Verknüpfungen weit hinausgeht, wurden verschiedenartige Formen entwickelt: so z. B. gemeinsame Berufungen von Professoren, die Durchführung gemeinsamer Studiengänge und der Aufbau Interdisziplinärer Zentren. Auch laufen die Vorbereitungen für die Errichtung eines gemeinsamen Campus’ der Potsdamer Naturwissenschaften mit Instituten der Max-Planck-Gesellschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft in Golm derzeit auf Hochtouren. Mit diesem Artikel über die Berliner Elektronenspeichering-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung mbH (BESSY) wird in der PUTZ eine Reihe fortgeführt, in der nach und nach die Einrichtungen vorgestellt werden, die vor allem auf naturwissenschaftlichem Gebiet mit der Universität Potsdam Zusammenarbeiten.
TITEL
brachen werden, um die Konzentrationsfähigkeit einigermaßen zu gewährleisten. Und das größte Problem: Die Verhüllung bleibt, obwohl kaum ein sichtbares Weiterarbeiten an den Rekonstruktionsmaßnahmen zu erkennen ist. Das Landesbauamt hat den Abschluß der Fassadenarbeit und damit die Abnahme der „Hülle" für Mai 1997 versprochen; sollte der Termin nicht eingehalten werden, dürfte es unter den Mitarbeitern berechtigten Protest geben.
Renate Schmidt
Ein schöner neuer Raum!
Nach aufwendiger und liebevoller Renovierung konnte das Dekanat der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (WiSo) Ende Juni 1996 in Babelsberg-Griebnitzsee wieder bezogen werden. Der damalige Dekan, Prof. Dr. Dieter Wagner, und seine Assistentin, Dr. Renate Schmidt, haben es als erste genossen, in den neuen Amtsräumen die Sparbeschlüsse des Ministenums für Wissenschaft, Forschung und Kultur in behaglicher Umgebung umsetzen zu dürfen.
Alle Dekanatsmitarbeiter hatten sich in der qualvollen Zeit des Provisoriums schon gefragt, wie die alten Räume wohl geraten würden. Es war wie Weihnachten und Ostern zugleich, weil das Staatliche Hochbauamt völlig zu Recht jede Information unterließ und eine konsequente Geheimhaltung praktizierte. Auch Mitsprache kam selbstverständlich nicht in Betracht. Wo kämen wir denn hm, wenn blutige Laien bei einer so verantwortungsvollen Aufgabe wie einer derartigen räumlichen Umgestaltung einfach „ihren Senf" dazu geben würden? Schließlich hat der Denkmalschutz oberste Priorität. Und so handelte man dann auch konsequent.
Und man muß den „Weihnachtsmännern" bzw. den „Osterhasen“ des Landesbauamtes, die sich, wie Kanzler Klein in einer Senatssitzung einmal sagte, „förmlich verzehren, um das Unmögliche wahr zu machen", ein fürtreffliches Kompliment machen. Ein runder Wurf ist gelungen, Chapeau! Die Wände in lindgrün-gelb, wie es das Deutsche Rote Kreuz in den dreißiger Jahren so liebte, die Decke leicht bräunlich-umbra, um das politische Umfeld der damaligen Zeit zart anzudeuten, spielerisch umsäumt von senffarbenen Deckenabschlüssen, um an die realsozialistische Zeit nach Beendigung der Nazidiktatur anzuknüpfen. Das Ganze umkleidet von Möbeln der neuen Sachlichkeit der neunziger Jahre und durch ein fürtrefflich gelungenes Lampenensemble. Hierfür haben sich Vertraulichkeit und „Nicht-Partizipation“ wahrlich gelohnt. Mit außerordentlich bewundernswerter Contenance wurden Denkmalschutz und moderne Geschmacklichkeit aufeinander abgestimmt. Dieter Wagner
PUTZ 3/97
Die Universität Potsdam kooperiert seit kurzem im Bereich der Naturwissenschaften erstmals mit einer Berliner Forschungseinrichtung: Am 18. Februar 1997 Unterzeichneten der Rektor der Universität, Prof. Dr. Wolfgang Loschelder, und Dr. Walter Dörhage sowie Prof. Dr. Eberhard Jaeschke, administrativer bzw. technischer Geschäftsführer von BESSY, eine Kooperationsvereinbarung mit dem Ziel, eine enge wissenschaftliche Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zu fördern. Im Mittelpunkt werden dabei vor allem die experimentelle Nutzung und Anwendung von Synchrotronstrahlung in den Bereichen Physik, Chemie und Biologie stehen. Tatsächlich gibt es bereits ein Projekt bei BESSY I, an dem die Universität Potsdam maßgeblich beteiligt ist: Prof. Dr. Ulrich Pietsch, Professor für Strukturanalyse, und sein Mitarbeiter Frank Neißendorfer haben in Kooperation mit Prof. Dr. Helmuth Möhwald, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, temperatur- und lichtinduzierte Phasenübergänge an dünnen organischen Filmen zeitabhängig gemessen.
Neben gemeinsamen wissenschaftlichen Veranstaltungen und Vorhaben und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gehören zu der Kooperation vor allem auch gemeinsame Berufungen, Gastvorlesungen und die Vergabe von Lehraufträgen, da es nach den Worten von Prof. Dr. Wolfgang Gudat, dem wissenschaftlichen Geschäftsführer von BESSYi besonders wichtig sei, die Besonderheiten von Synchrotronstrahlung und das breite Spektrum ihrer Anwendungsmöglichkeiten den Studierenden bereits während ihrer Ausbildung zu vermitteln.
Synchrotronstrahlung - ein Abfallprodukt
Seit die Synchrotronstrahlung 1947 erstmals in einem Kreisbeschleuniger (vom Typ Synchrotron - daher der Name) beobachtet wurde, galt sie bis in die sechziger Jahre meist als lästiger Energieverlust, der die Beschleunigung von Elektronen auf möglichst hohe Energien, wie sie für die experimentelle Elementarteilchenphysik benötigt werden, erschwerte. In derartigen Kreisbeschleunigern, namentlich Synchrotrons (Geräte zur kurzfristigen Beschleunigung von Elektronen auf hohe Energien) und Speicherringe (in denen ein hochenergetischer Elektronenstrahl stundenlang zirkuliert), werden Elektronen, die nahezu Lichtgeschwindigkeit besitzen, mit Hilfe starker Magnete auf Kreisbahnen gezwungen. Dabei strahlen sie Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung ab. Aufgrund ihrer enormen Geschwindigkeit wird diese Strahlung nicht nahezu gleichmäßig in alle Richtungen abgegeben, wie bei langsam beschleunigten Ladungen, sondern als gebündelter Strahl in Vorwärtsrichtung tangential an die Kreisbahn. Je höher die Energie der Elektronen, desto stärker die Bündelung und desto höher die Intensität und die Energie der Synchrotronstrahlung.
Diesen und weiteren extremen Eigenschaften verdankt sie es, daß sie in den letzten vierzig Jahren von einem Abfallprodukt in Fortsetzung nächste Seite
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