Heft 
(1.1.2019) 04
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MARKTWIRTSCHAFT IN RUSSLAND

Workshop über internationale Erfahrungen und Perspektiven des Systemwandels

Marktwirtschaft als Transformationsauf­gabe in Rußland, dieses Thema veranlaß­te sieben russische Professoren nach Pots­dam zu kommen, um mit ihren deutschen Kollegen, internationalen Wissenschaft­lern und Praktikern zu konferieren.

Die konfliktreiche russische Entwicklung bot dazu ausreichend Diskussionsstoff, gerade weil die zahlreichen Probleme in Rußland trotz größter Anstrengungen bis jetzt nicht gelöst werden konnten. Stärker als erwartet, nehmen die Konflikte, die durch die politi­sche und ökonomische Transformation seit Beginn der 90er Jahre eingeleitet wurden, Zu. So schreitet die Privatisierung der Staatsbe­triebe nur langsam voran und das Vertrauen in die politische und ökonomische Umge­staltung nimmt angesichts der wachsenden sozialen Unsicherheit eher ab. Von einer sta­bilen Demokratie kann gegenwärtig wohl

kaum gesprochen werden. Deutschland war und ist der wichtigste Außenhandelspartner Rußlands. Gleichzeitig ist die Bundesrepu­blik Deutschland Rußland auf besondere Weise verbunden, was letztlich mit Folgen des Zweiten Weltkrieges, der langen Teilung Deutschlands und seiner geglückten Wie­dervereinigung im Zusammenhang steht.

Gespräche und Annäherungen auf der poli­tischen Ebene sind sinnvoll und notwendig. Die Kommunikation auf derMikroebene hat eine andere Dimension, doch sind die Ergebnisse besser meßbar. Eine Variante dieser Kommunikation findet bereits seit Jah­ren erfolgreich im Bereich der Wissen­schaftskooperation zwischen der Universität Potsdam und der St. PetersburgerHerzen­Universität statt, die im Rahmen der DAAD­Ostpartnerschaften gefördert wird. Im Be­reich der Wirtschafts- und Sozialwissen­schaftlichen(WiSo-) Fakultät konnte nach

zahlreichen Wissenschaftlerbesuchen, der Herausgabe eines russischen Wirtschafts­lehrbuches und Studienaufenthalten von rus­sischen Studenten 1996 ein Workshop zu Marktwirtschaft als Transformationsaufga­be in Rußland und internationalen Erfahrun­gen und Perspektiven des Systemwandels in St. Petersburg veranstaltet werden, an dem 16 Professoren und Mitarbeiter der WiSo-Fakultät teilnahmen. Der Workshop wurde im Frühjahr dieses Jahres in Potsdam fortgesetzt. Dabei ging es um solche The­men wie: Transformation der Wirtschaftsord­nung und Unternehmenspolitik, Russische Wirtschaftsreformen, Industrie- und Sozial­politik bei Systemtransformation, Rußland und Deutschland als Handels- und Investi­tionspartner und Wirtschaftsförderung, Ei­gentumsrechte und Zusammenarbeit von Regierung, Verwaltung und Verbänden. Eine angeregte Debatte zu den Themen dokumentierte den Diskussionsbedarf und verhalf zu interessanten Einsichten der je weils anderen Seite. In kollegialer Atmo­sphäre wurden vielfältige Kontakte ge­knüpft und vertieft. Harald L. Sempf

WAS HEISSTÖKOSYSTEMARE UMWELTBEWERTUNG? Workshop der AG Stoffdynamik in Geosystemen

Die Arbeitsgruppe Stoffdynamik in Geo­systemen an der Universität Potsdam hat­te in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Umweltwissenschaften im April dieses Jahres einen Workshop zum ThemaÖko­systemare Umweltbewertung Was heißt das? organisiert. Das Anliegen war, ihre Erfahrungen einer komplexen Bearbei­tung und Bewertung von Ökosystemen Vertretern aus der Praxis vorzustellen und mit ihnen zu diskutieren. Zielgruppe wa­ren vor allem Mitarbeiter aus Umwelt­ämtern, Stadtverwaltungen und Planungs­büros, aber auch Studenten.

Die Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertre­tern acht verschiedener Fachdisziplinen (Geographie, Geophysik, anorganische und physikalische Chemie, Biologie, Mikrobiolo­gie, Informatik und Mathematik), verfolgt im Rahmen von Forschungsprojekten die Stra­tegie, verschiedene Fachdisziplinen bereits in der Planungsphase der Projekte zu ver­flechten und die zu bearbeitenden wissen­schaftlichen Fragen interdisziplinär heraus­zuarbeiten. Es zeigte sich, daß insbesonde­re bisherige Bewertungssysteme anthropo­gen umgestalteter und belasteter Ökosyste­me noch zu sehr einzelwissenschaftlich ge­prägt sind und dadurch oft zu einander wi­dersprechenden und somit nur schlecht handhabbaren Schlußfolgerungen führen. Die Lösung kann nur eine ausreichend inter­disziplinäre Bearbeitung und Bewertung sein. Dies deutlich zu machen und auch im

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Sinne einer Rückkopplung mit Praxisver­tretern zu diskutieren, war das Ziel des Work­shops.

Mit etwa 30 Teilnehmern war dieser erste Schritt bereits ein Erfolg. In den drei ersten Vorträgen wurde insbesondere deutlich, daß Gesamtschadstoffgehalte, die gegenwärtig immer noch in den verschiedenen Grenz­wertlisten verzeichnet sind, nur selten öko­logisch relevant sind. Vielmehr kommt es auf eine differenzierte Analyse umweltwirksa­mer Konzentrationen oder Stoffe an. In der Diskussion wurde besonders herausgestellt, daß der Auftraggeber bereits auf der Grund­lage bekannter ökologischer Zusammen­hänge gezielt Forderungen hinsichtlich der zu untersuchenden Parameter an das um­weltanalytische Labor stellen muß. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer engen Verknüpfung von Praxis und aktueller Um­weltforschung. In der Abschlußdiskussion wurde aber auch durch die Praxispartner hinsichtlich dieser Problematik noch einmal deutlich gemacht, daß der aufgezeigte Wi­

derspruch zwischen den Forderungen des Gesetzgebers und den aktuellen wissen­schaftlichen Erkenntnissen wider besseren Wissens oft nur ungenügend gelöst werden kann. Moderne wissenschaftliche Erkennt­nisse müssen sich deshalb schneller im ge­setzgeberischen Instrumentarium nieder­schlagen. Hier existiert noch ein weites ge­meinsames Betätigungsfeld für Politiker und Wissenschaftler. In weiteren Vorträgen wur­de besonders die tragende Rolle der Mikro­organismen bei Stoffumsetzungen in Ökosy­stemen hervorgehoben und die Forderung nach einer verstärkten Analyse der mikrobio­logischen Komponente aufgestellt.

Andere Beiträge hatten die geophysikalische Umwelterkundung, die Datenverwaltung, die geoökologische Prognose und die ab­schließende komplexe Betrachtung zum Ziel. Dabei wurde die hohe Leistungsfähig­keit geophysikalischer Erkundungs- und Interpretationsverfahren sichtbar, wenn sie sinnvoll mit Analysen anderer Wissen­schaftsdisziplinen verknüpft werden. Utopie und Realismus standen bei der Auseinander­setzung mit der geoökologischen Prognose mittels mathematischer Modelle im Mittel­punkt. Modelle führen sehr leicht zu Fehl­prognosen, wenn nicht stets fachwissen­schaftlich und durch Beurteilung der Eigen­schaften der Modelle kritisch die Grenzen der Aussagefähigkeit bestimmt werden. Die Veranstaltung traf bei den Teilnehmern auf Zustimmung, wie eine abschließende Befragung ergab. Rüdiger Knösche

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