MARKTWIRTSCHAFT IN RUSSLAND
Workshop über internationale Erfahrungen und Perspektiven des Systemwandels
„Marktwirtschaft als Transformationsaufgabe in Rußland“, dieses Thema veranlaßte sieben russische Professoren nach Potsdam zu kommen, um mit ihren deutschen Kollegen, internationalen Wissenschaftlern und Praktikern zu konferieren.
Die konfliktreiche russische Entwicklung bot dazu ausreichend Diskussionsstoff, gerade weil die zahlreichen Probleme in Rußland trotz größter Anstrengungen bis jetzt nicht gelöst werden konnten. Stärker als erwartet, nehmen die Konflikte, die durch die politische und ökonomische Transformation seit Beginn der 90er Jahre eingeleitet wurden, Zu. So schreitet die Privatisierung der Staatsbetriebe nur langsam voran und das Vertrauen in die politische und ökonomische Umgestaltung nimmt angesichts der wachsenden sozialen Unsicherheit eher ab. Von einer stabilen Demokratie kann gegenwärtig wohl
kaum gesprochen werden. Deutschland war und ist der wichtigste Außenhandelspartner Rußlands. Gleichzeitig ist die Bundesrepublik Deutschland Rußland auf besondere Weise verbunden, was letztlich mit Folgen des Zweiten Weltkrieges, der langen Teilung Deutschlands und seiner geglückten Wiedervereinigung im Zusammenhang steht.
Gespräche und Annäherungen auf der politischen Ebene sind sinnvoll und notwendig. Die Kommunikation auf der„Mikroebene“ hat eine andere Dimension, doch sind die Ergebnisse besser meßbar. Eine Variante dieser Kommunikation findet bereits seit Jahren erfolgreich im Bereich der Wissenschaftskooperation zwischen der Universität Potsdam und der St. Petersburger„Herzen“Universität statt, die im Rahmen der DAADOstpartnerschaften gefördert wird. Im Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen(WiSo-) Fakultät konnte nach
zahlreichen Wissenschaftlerbesuchen, der Herausgabe eines russischen Wirtschaftslehrbuches und Studienaufenthalten von russischen Studenten 1996 ein Workshop zu „Marktwirtschaft als Transformationsaufgabe in Rußland und internationalen Erfahrungen und Perspektiven des Systemwandels” in St. Petersburg veranstaltet werden, an dem 16 Professoren und Mitarbeiter der WiSo-Fakultät teilnahmen. Der Workshop wurde im Frühjahr dieses Jahres in Potsdam fortgesetzt. Dabei ging es um solche Themen wie: Transformation der Wirtschaftsordnung und Unternehmenspolitik, Russische Wirtschaftsreformen, Industrie- und Sozialpolitik bei Systemtransformation, Rußland und Deutschland als Handels- und Investitionspartner und Wirtschaftsförderung, Eigentumsrechte und Zusammenarbeit von Regierung, Verwaltung und Verbänden. Eine angeregte Debatte zu den Themen dokumentierte den Diskussionsbedarf und verhalf zu interessanten Einsichten der je weils anderen Seite. In kollegialer Atmosphäre wurden vielfältige Kontakte geknüpft und vertieft. Harald L. Sempf
WAS HEISST„ÖKOSYSTEMARE UMWELTBEWERTUNG“? Workshop der AG Stoffdynamik in Geosystemen
Die Arbeitsgruppe Stoffdynamik in Geosystemen an der Universität Potsdam hatte in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Umweltwissenschaften im April dieses Jahres einen Workshop zum Thema„Ökosystemare Umweltbewertung— Was heißt das?“ organisiert. Das Anliegen war, ihre Erfahrungen einer komplexen Bearbeitung und Bewertung von Ökosystemen Vertretern aus der Praxis vorzustellen und mit ihnen zu diskutieren. Zielgruppe waren vor allem Mitarbeiter aus Umweltämtern, Stadtverwaltungen und Planungsbüros, aber auch Studenten.
Die Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern acht verschiedener Fachdisziplinen (Geographie, Geophysik, anorganische und physikalische Chemie, Biologie, Mikrobiologie, Informatik und Mathematik), verfolgt im Rahmen von Forschungsprojekten die Strategie, verschiedene Fachdisziplinen bereits in der Planungsphase der Projekte zu verflechten und die zu bearbeitenden wissenschaftlichen Fragen interdisziplinär herauszuarbeiten. Es zeigte sich, daß insbesondere bisherige Bewertungssysteme anthropogen umgestalteter und belasteter Ökosysteme noch zu sehr einzelwissenschaftlich geprägt sind und dadurch oft zu einander widersprechenden und somit nur schlecht handhabbaren Schlußfolgerungen führen. Die Lösung kann nur eine ausreichend interdisziplinäre Bearbeitung und Bewertung sein. Dies deutlich zu machen und auch im
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Sinne einer Rückkopplung mit Praxisvertretern zu diskutieren, war das Ziel des Workshops.
Mit etwa 30 Teilnehmern war dieser erste Schritt bereits ein Erfolg. In den drei ersten Vorträgen wurde insbesondere deutlich, daß Gesamtschadstoffgehalte, die gegenwärtig immer noch in den verschiedenen Grenzwertlisten verzeichnet sind, nur selten ökologisch relevant sind. Vielmehr kommt es auf eine differenzierte Analyse umweltwirksamer Konzentrationen oder Stoffe an. In der Diskussion wurde besonders herausgestellt, daß der Auftraggeber bereits auf der Grundlage bekannter ökologischer Zusammenhänge gezielt Forderungen hinsichtlich der zu untersuchenden Parameter an das umweltanalytische Labor stellen muß. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer engen Verknüpfung von Praxis und aktueller Umweltforschung. In der Abschlußdiskussion wurde aber auch durch die Praxispartner hinsichtlich dieser Problematik noch einmal deutlich gemacht, daß der aufgezeigte Wi
derspruch zwischen den Forderungen des Gesetzgebers und den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen wider besseren Wissens oft nur ungenügend gelöst werden kann. Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse müssen sich deshalb schneller im gesetzgeberischen Instrumentarium niederschlagen. Hier existiert noch ein weites gemeinsames Betätigungsfeld für Politiker und Wissenschaftler. In weiteren Vorträgen wurde besonders die tragende Rolle der Mikroorganismen bei Stoffumsetzungen in Ökosystemen hervorgehoben und die Forderung nach einer verstärkten Analyse der mikrobiologischen Komponente aufgestellt.
Andere Beiträge hatten die geophysikalische Umwelterkundung, die Datenverwaltung, die geoökologische Prognose und die abschließende komplexe Betrachtung zum Ziel. Dabei wurde die hohe Leistungsfähigkeit geophysikalischer Erkundungs- und Interpretationsverfahren sichtbar, wenn sie sinnvoll mit Analysen anderer Wissenschaftsdisziplinen verknüpft werden. Utopie und Realismus standen bei der Auseinandersetzung mit der geoökologischen Prognose mittels mathematischer Modelle im Mittelpunkt. Modelle führen sehr leicht zu Fehlprognosen, wenn nicht stets fachwissenschaftlich und durch Beurteilung der Eigenschaften der Modelle kritisch die Grenzen der Aussagefähigkeit bestimmt werden. Die Veranstaltung traf bei den Teilnehmern auf Zustimmung, wie eine abschließende Befragung ergab. Rüdiger Knösche
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PUTZ 4/97