KONSEQUENZEN DES EURO FÜR BANK- UND FINANZWIRTSCHAFT
Johann Heinrich von Stein referierte über das Wagnis EURO
Zu einem Gastvortrag von Prof. Dr. Johann Heinrich von Stein, Inhaber des Lehrstuhls für Kreditwirtschaft an der Universität Hohenheim in Stuttgart und Verwaltungsratsvorsitzender von Delbrück& Co- Privatbankiers—, hatte Prof. Dr. Detlev Hummel aus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam eingeladen. Der Vortrag stieß auf reges Interesse bei Studierenden, Wissenschaftlern und Praktikern aus der Bankwirtschaft. Unter den Gästen befand sich auch eine Delegation um Prof. Oleg Lawruschin von der staatlichen Finanzakademie Moskau, einem Mitglied des nationalen Komitees für Bank- und Finanzwirtschaft.
In knapp zwanzig Monaten wird die Wirtschafts- und Währungsunion(EWWU) Wirklichkeit. Durch die Einführung einer einheitlichen Währung erreicht der europäische Einigungsprozeß eine neue Dimension. „Das Experiment, das Wagnis EURO darf nicht schiefgehen“, so von Stein. Mit der Schaffung der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt seien die institutionellen Voraussetzungen für eine stabile Situation gegeben. Dabei werde die EZB an den Erfolgen ihrer Vorgänger, insbesondere denen der Bundesbank, gemessen werden. Da die Stabilität des EURO insbesondere von den handelnden Personen und ihren Einstellungen und Einbindungen abhängen wird, wäre die Berufung des holländischen Notenbankchefs Duisenberg zum EZB-Präsidenten laut von Stein begrüßenswert.„Die Deutsche Mark hat ihr Ansehen im Weltwährungssystem, weil sie auf eine Erfolgsstory hinweisen kann, die sich der EURO erst einmal erwerben muß.“
Für das Kreditgewerbe ergeben sich aus der gemeinsamen Währung weitreichende Konsequenzen. Durch die zunehmende Marktund Preistransparenz in Verbindung mit den neuen Kommunikationswegen Direct und Electronic Banking werde sich der Wettbewerb verschärfen. Pankontinental operierende Institute und ein weiteres Vordringen der Non- und Nearbanks und der ausländischen Direktbanken würden dazu beitragen. Doch trotz der hohen Kosten durch die Umstellung—- die Europäische Bankenvereinigung rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 16 bis 20 Mrd. DM- und trotz Wegfallen von Geschäftsbereichen(z.B. im Auslandszahlungsverkehr), bieten sich für innovative Banken neue Ertragschancen. Um die positiven Effekte vollständig zu nutzen, müsse man sich frühzeitig auf die Veränderungen einstellen: in Strategien, Produkten und Organisation. Noch kein Institut habe eine sichere EWU-Position. Allein die Tatsache aber, daß durch die Diskussion um die Auswirkungen des EURO intensiv über die Situation der Kreditwirtschaft nachgedacht wird, bringe einen gedanklichen Innovationsschub. Daraus werde eine Stärkung der Produktivität und Kreativität erwachsen, die die deutschen Kreditinstitute nutzen sollten, um ihre Position in Europa zu stärken.
Die international ausgerichteten Großbanken, die„Global Player“, würden von ihrer Kompetenz in den Bereichen Außenhandelsfinanzierung und Investment Banking profitieren, Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die durch die lokale Nähe einen Vertrauensbonus haben, durch Fusionen und grenzüberschreitende Kooperationen gestärkt in den gemeinsamen Markt gehen. Potentielle Verlierer seien aber mittlere Institute, die zu groß für eine lokale Ausrichtung, jedoch zu klein für eine europäische/globale Rolle sind. Sie könnten Übernahmekandidaten für große(ausländische) Banken sein, die die regionale Vertriebsstruktur nutzen wollen. Dirk Einicke
Prof. Dr. Heinrich von Stein lehrt Kreditwirtschaft an der Universität Hohenheim und ist Verwaltungsratsvorsitzender der„Delbrück& Co-Privatbankiers”“, Foto: Einicke
NEUES AUS DEM VERKEHRSAUSSCHUSS
In der Sitzung des Verkehrsausschusses der Universität Potsdam am 12. Februar 1997 verständigten sich die Mitglieder des Gremiums wieder zu sehr unterschiedlichen Themenbereichen. Eine wesentliche Rolle spielte dabei die Problematik der Radwegverbindungen, insbesondere das nach wie vor bestehende Interesse der Studenten, sowohl den Park Sanssouci als auch den Park Babelsberg per Fahrrad durchqueren zu dürfen. Berichtet wurde in diesem Zusammenhang über die ablehnende Haltung Minister Steffen Reiches bezüglich dieses Ansinnens. Der Politiker habe der Hochschule jedoch angeraten, vorhandene Radwege verlängern beziehungsweise Lücken schließen zu lassen. Um dies umzusetzen, ist jetzt ein entsprechender Antrag an das Tiefbauamt Potsdam notwendig. Die dafür erforderliche Zuarbeit soll die Arbeitsgemeinschaft Stadtverkehr des Studierendenrates leisten. Debattiert wurden gleichfalls Probleme bei der Ausschilderung der einzelnen Universitätsstandorte. Danach ist diese nur bedingt möglich. Eine Ortsangabe zum jeweiligen Standort der insgesamt vier Universitätskomplexe erfolgt lediglich gesondert und zusätzlich zu den bereits vorhandenen anderen relevanten Zielangaben, wie etwa „Bahnhof Griebnitzsee“ oder„Golm“. Für die Wegweisung innerhalb Golms zeichnet die Gemeinde selbst verantwortlich. Bei alleinigem Vorhandensein des Schildes„Universität“ weist dies generell auf den Kom
plex Am Neuen Palais. Wie ein Vertreter aus der Abteilung Verkehrsplanung der Potsdamer Stadtverwaltung versicherte, befinde sich die Richtungskennzeichnung zur Alma mater in einem laufenden, kontinuierlichen Prozeß.
Als nicht zufriedenstellend beurteilten die Ausschußmitglieder die Verbindung zwischen dem Park Babelsberg und dem Hochschulstandort Griebnitzsee. Die fehlende direkte Busverbindung wirke sich, so die einhellige Meinung, für alle betroffenen Pendler nachteilig aus und bedeute gleichsam enormen Zeitverlust. Einen Hoffnungsschimmer gäbe es nun jedoch. Immerhin deute der im Februar dieses Jahres von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedete Nahverkehrsplan 1997-2001 auf eine Verbesserung der Situation hin. Darin heißt es, daß„das ÖPNV-Angebot zwischen den Standorten der Universität in Babelsberg Nord und dem Bahnhof Griebnitzsee durch eine direkte Anbindung zu ergänzen ist. Der Fahrplan der Buslinie ist auf die am Bahnhof Griebnitzsee bestehende Linienverknüpfung mit der S- Bahn und Regionalbahn sowie anderer Buslinien abzustimmen“. Bisher scheiterte die Installierung der gewünschten Linienführung an dem Einwand der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg. Die Einrichtung stimmt der Schaffung eines Kreisverkehrsplatzes am Babelsberger Park wegen des dort vorherrschenden Allee-Charakters nicht zu. PG.
ve
PUTZ 4/97
Seite 13