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(1.1.2019) 04
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KONSEQUENZEN DES EURO FÜR BANK- UND FINANZWIRTSCHAFT

Johann Heinrich von Stein referierte über das Wagnis EURO

Zu einem Gastvortrag von Prof. Dr. Johann Heinrich von Stein, Inhaber des Lehrstuhls für Kreditwirtschaft an der Universität Hohenheim in Stuttgart und Verwaltungs­ratsvorsitzender von Delbrück& Co- Privatbankiers, hatte Prof. Dr. Detlev Hummel aus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam ein­geladen. Der Vortrag stieß auf reges Interesse bei Studierenden, Wissenschaftlern und Praktikern aus der Bankwirtschaft. Unter den Gästen befand sich auch eine Delegati­on um Prof. Oleg Lawruschin von der staatlichen Finanzakademie Moskau, einem Mit­glied des nationalen Komitees für Bank- und Finanzwirtschaft.

In knapp zwanzig Monaten wird die Wirt­schafts- und Währungsunion(EWWU) Wirk­lichkeit. Durch die Einführung einer einheit­lichen Währung erreicht der europäische Einigungsprozeß eine neue Dimension. Das Experiment, das Wagnis EURO darf nicht schiefgehen, so von Stein. Mit der Schaffung der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt seien die institu­tionellen Voraussetzungen für eine stabile Situation gegeben. Dabei werde die EZB an den Erfolgen ihrer Vorgänger, insbesondere denen der Bundesbank, gemessen werden. Da die Stabilität des EURO insbesondere von den handelnden Personen und ihren Einstellungen und Einbindungen abhängen wird, wäre die Berufung des holländischen Notenbankchefs Duisenberg zum EZB-Prä­sidenten laut von Stein begrüßenswert.Die Deutsche Mark hat ihr Ansehen im Welt­währungssystem, weil sie auf eine Erfolgs­story hinweisen kann, die sich der EURO erst einmal erwerben muß.

Für das Kreditgewerbe ergeben sich aus der gemeinsamen Währung weitreichende Kon­sequenzen. Durch die zunehmende Markt­und Preistransparenz in Verbindung mit den neuen Kommunikationswegen Direct und Electronic Banking werde sich der Wettbe­werb verschärfen. Pankontinental operieren­de Institute und ein weiteres Vordringen der Non- und Nearbanks und der ausländischen Direktbanken würden dazu beitragen. Doch trotz der hohen Kosten durch die Um­stellung- die Europäische Bankenvereini­gung rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 16 bis 20 Mrd. DM- und trotz Wegfallen von Geschäftsbereichen(z.B. im Auslandszah­lungsverkehr), bieten sich für innovative Ban­ken neue Ertragschancen. Um die positiven Effekte vollständig zu nutzen, müsse man sich frühzeitig auf die Veränderungen ein­stellen: in Strategien, Produkten und Organi­sation. Noch kein Institut habe eine sichere EWU-Position. Allein die Tatsache aber, daß durch die Diskussion um die Auswirkungen des EURO intensiv über die Situation der Kreditwirtschaft nachgedacht wird, bringe einen gedanklichen Innovationsschub. Dar­aus werde eine Stärkung der Produktivität und Kreativität erwachsen, die die deutschen Kreditinstitute nutzen sollten, um ihre Positi­on in Europa zu stärken.

Die international ausgerichteten Großban­ken, dieGlobal Player, würden von ihrer Kompetenz in den Bereichen Außenhandels­finanzierung und Investment Banking profi­tieren, Sparkassen und Genossenschafts­banken, die durch die lokale Nähe einen Vertrauensbonus haben, durch Fusionen und grenzüberschreitende Kooperationen gestärkt in den gemeinsamen Markt gehen. Potentielle Verlierer seien aber mittlere Insti­tute, die zu groß für eine lokale Ausrichtung, jedoch zu klein für eine europäische/globa­le Rolle sind. Sie könnten Übernahmekan­didaten für große(ausländische) Banken sein, die die regionale Vertriebsstruktur nut­zen wollen. Dirk Einicke

Prof. Dr. Heinrich von Stein lehrt Kreditwirt­schaft an der Universität Hohenheim und ist Verwaltungsratsvorsitzender derDelbrück& Co-Privatbankiers, Foto: Einicke

NEUES AUS DEM VERKEHRSAUSSCHUSS

In der Sitzung des Verkehrsausschusses der Universität Potsdam am 12. Februar 1997 verständigten sich die Mitglieder des Gremi­ums wieder zu sehr unterschiedlichen The­menbereichen. Eine wesentliche Rolle spiel­te dabei die Problematik der Radweg­verbindungen, insbesondere das nach wie vor bestehende Interesse der Studenten, sowohl den Park Sanssouci als auch den Park Babelsberg per Fahrrad durchqueren zu dürfen. Berichtet wurde in diesem Zusam­menhang über die ablehnende Haltung Mi­nister Steffen Reiches bezüglich dieses An­sinnens. Der Politiker habe der Hochschule jedoch angeraten, vorhandene Radwege verlängern beziehungsweise Lücken schlie­ßen zu lassen. Um dies umzusetzen, ist jetzt ein entsprechender Antrag an das Tiefbau­amt Potsdam notwendig. Die dafür erforder­liche Zuarbeit soll die Arbeitsgemeinschaft Stadtverkehr des Studierendenrates leisten. Debattiert wurden gleichfalls Probleme bei der Ausschilderung der einzelnen Univer­sitätsstandorte. Danach ist diese nur be­dingt möglich. Eine Ortsangabe zum jewei­ligen Standort der insgesamt vier Univer­sitätskomplexe erfolgt lediglich gesondert und zusätzlich zu den bereits vorhandenen anderen relevanten Zielangaben, wie etwa Bahnhof Griebnitzsee oderGolm. Für die Wegweisung innerhalb Golms zeichnet die Gemeinde selbst verantwortlich. Bei al­leinigem Vorhandensein des SchildesUni­versität weist dies generell auf den Kom­

plex Am Neuen Palais. Wie ein Vertreter aus der Abteilung Verkehrsplanung der Potsda­mer Stadtverwaltung versicherte, befinde sich die Richtungskennzeichnung zur Alma mater in einem laufenden, kontinuierlichen Prozeß.

Als nicht zufriedenstellend beurteilten die Ausschußmitglieder die Verbindung zwi­schen dem Park Babelsberg und dem Hochschulstandort Griebnitzsee. Die fehlen­de direkte Busverbindung wirke sich, so die einhellige Meinung, für alle betroffenen Pendler nachteilig aus und bedeute gleich­sam enormen Zeitverlust. Einen Hoffnungs­schimmer gäbe es nun jedoch. Immerhin deute der im Februar dieses Jahres von der Stadtverordnetenversammlung verabschie­dete Nahverkehrsplan 1997-2001 auf eine Verbesserung der Situation hin. Darin heißt es, daßdas ÖPNV-Angebot zwischen den Standorten der Universität in Babelsberg Nord und dem Bahnhof Griebnitzsee durch eine direkte Anbindung zu ergänzen ist. Der Fahrplan der Buslinie ist auf die am Bahnhof Griebnitzsee bestehende Linienverknüpfung mit der S- Bahn und Regionalbahn sowie anderer Buslinien abzustimmen. Bisher scheiterte die Installierung der gewünschten Linienführung an dem Einwand der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin­Brandenburg. Die Einrichtung stimmt der Schaffung eines Kreisverkehrsplatzes am Babelsberger Park wegen des dort vorherr­schenden Allee-Charakters nicht zu. PG.

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PUTZ 4/97

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