Heft 
(1.1.2019) 04
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einen guten Ruf habe, erlebe er ständig. Und Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe kam zwarnur zum Zuhören an die Uni, verkündete aber, während der Zeit, in der er Verantwortung trage, gäbe es im Land drei Universitäten.

B.E:

Auf der sich der Demonstration anschließenden Kundgebung betonten alle Redner, gemeinsam gegen die falschen Sparmaßnahmen der Lan­desregierung im Bildungs- und Hochschulbe­reich vorgehen zu wollen. Foto: Tribukeit

RESOLUTIONEN

Die Mitglieder des Senates, des Konzils und der Personalräte der Universität Pots­dam wandten sich angesichts der aktuel­len Lage der Hochschulentwicklung mit eigenen Resolutionen an die Öffentlich­keit.

In der Senatsresolution heißt es:

Im Lande Brandenburg werden derzeitig nur 211,- DM pro Kopf der Bevölkerung für Hochschulpolitik ausgegeben, während im Durchschnitt der neuen Bundesländer 409,- DM pro Kopf investiert werden. Damit wird hier der für die Zukunft wichtige forschungspolitische Sektor wesentlich schwächer finanziert als zum Beispiel in Mecklenburg- Vorpommern, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Während also andere SPD-regierte neue Bundesländer wie etwa Sachsen-Anhalt- ihre finanziellen Auf­wendungen für Wissenschaft und For­schung zukünftig erhöhen, ist in Branden­burg geplant, die in diesem Vergleich ohne­hin nur 50prozentige Ausstattung weiterhin zurückzufahren.

Dadurch wird aus Sicht der Universität Potsdam die Landesregierung ihrer politi­schen Verantwortung für die Zukunft Bran­

denburgs nicht gerecht. Obwohl bundes­weit derzeit von allen Parteien einheitlich Bildung, Wissenschaft und Forschung als das eigentliche Zukunftspotential Deutsch­lands herausgestellt werden, riskiert Bran­denburg mit dieser singulären Politik, an der weiteren wissenschaftlich-wirtschaftli­chen Entwicklung nicht teilzunehmen und damit die Chance zur Schaffung neuer Ar­beitsplätze durch Innovation zu versäumen, Vor diesem Hintergrund fordert der Senat der Universität Potsdam die politischen Ent­scheidungsträger des Landes zu einer Umkehr dieser Entwicklung auf, um die Chancen des Landes Brandenburg im na­tionalen und internationalen Wettbewerb zu erhalten...

In der Konzilsresolution wird bemerkt: Die Universität Potsdam ist das Flaggschiff in der brandenburgischen Hochschulland­schaft. Es ist noch nicht lange her, daß das Wissenschaftsministerium diese Parole ausgab. Die Praxis der Landespolitik sieht anders aus: Das Flaggschiff soll abgetakelt werden. Die einstigen Visionen von blühen­den Wissenschaftslandschaften in Bran­denburg erweisen sich als eine Fata Mor­gana...

Sprach das Ministerium zunächst von einer Streckung des Ausbaus, erweist sich nun, daß das Opfer Universität auf das Pro­krustesbett gespannt und nach allen Seiten gestreckt wird, damit sie so einigermaßen in die einstige Planung paßt. Zugleich wer­den ihr mittels drastischer Personal- und Mittelkürzung- die Gliedmaßen abge­hackt...

Das Konzil als das oberste Organ der Univer­sität,... protestiert gegen weitere Kürzungen im personellen und sächlichen Bereich, die die Arbeitsfähigkeit der Universität lahmle­gen. Das Konzil appelliert an Landesregie­rung und Landtag, sich der Ressourcen Wis­senschaft und Forschung in einem Land bewußt zu werden, das sonst keine natürli­chen Ressourcen aufzuweisen hat. Um so wichtiger ist es deshalb für das Land Bran­denburg, seine Zukunftsfähigkeit durch die Förderung von Wissenschaft und Forschung und der darin liegenden wirtschaftlichen Chancen zu sichern. Mit einem Etat für den Hochschulbereich, der in seiner Niedrigkeit beispiellos in Deutschland ist, sind bisher die Weichen dafür falsch gestellt. Das Kon­zil fordert Landesregierung und Landtag auf, die für einen weiteren Ausbau der Universi­tät Potsdam erforderlichen Mittel zur Verfü­gung zu stellen.

In der Resolution des wissenschaftlichen

und künstlerischen Personals heißt es:

... Unsere vor erst sechs Jahren gegründe­

te Universität

ist derzeit die Alma mater für die Hälfte aller in Brandenburg Studierenden,

hat durch ihren zunehmend guten Ruf weiter wachsende Studentenzahlen zu verzeichnen,

ist angetreten mit Ansprüchen eigener Qualität, die sich von einer überlasteten Massenuniversität unterscheiden,

verfügt über ein erhebliches Forschungs­potential, dessen Wertschätzung in- und ausländische Kooperationspartner in ein­drucksvoller Weise bekunden,

hat alle Potenzen, für das Land Branden­burg ein effizientes und attraktives wis­senschaftliches, geistiges und kulturelles Zentrum zu sein.

Voller Besorgnis sehen wir all dies durch die Kürzungsabsichten der Landesregie­rung in Gefahr geraten. Unsere Sorge rich­tet sich auf

erzwungene Strukturveränderungen, die das innovative Potential der Universität erheblich schwächen würden,

einen möglichen Abbau von Stellen im Bereich des für Lehre und Forschung dringend nötigen wissenschaftlichen und künstlerischen Personals, der zwangsläu­fig zu einer Minderung an Studien- und Forschungsqualität führen müßte...

Wir erwarten von den Politikern des Landes Brandenburg Verantwortungsbewußtsein, Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit und kom­petente, zukunftsorientierte Entscheidun­gen und fordern deshalb:

die Rücknahme der Kürzungspläne im Rahmen der Mittelfristigen Finanzpla­nung und

die Erarbeitung vernünftiger Konzepte die der Entwicklung, nicht dem Abbau der Brandenburger Hochschulen dienen.

In der Resolution der Mitarbeiter aus Technik und Verwaltung heißt es:

... Die Mitarbeiter verstehen nicht, wie bei einer Universität, die sich noch im Aufbau befindet, der Personalbestand erheblich reduziert werden soll, so daß durch die Hochschulleitung sogar betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen werden.Ständig wachsende Studenten­zahlen zeigen die zunehmende Beliebtheit der Universität Potsdam. Es ist unverant­wortlich, diese positive Entwicklungsarbeit durch andauernde Haushaltskürzungen zu unterbinden. Wie kann man den Wissen­schaftspark in Golm aufbauen und gleich­zeitig die Kündigung von Mitarbeitern aus Technik und Verwaltung der Universität pla­nen, die eng mit den neuen wissenschaftli­chen Einrichtungen in Golm zusammenar­beiten sollen. Ohne technische Mitarbeiter ist eine wissenschaftliche Arbeit nicht mög­lich. Wir verwahren uns gegen Ansichten, daß die Universität Potsdam zu viele Be­schäftigte in Werkstätten, Laboren und Ver­waltungen habe...

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PUTZ 4/97