Heft 
(1.1.2019) 04
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ZWEITE SAISON FÜR GOLMER GEN-KARTOFFELN

Freilandversuch fortgesetzt Proteste von Potsdamer Studenten

Die zweite Saison für die Golmer Gen-Kar­toffeln hat begonnen. Das auf dem Cam­pus der Potsdamer Universität angesiedel­te Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie hat Anfang Mai er­neut 5.500 genmanipulierte Pflanzen auf einer Fläche von einem Hektar ausgesät. Im vergangenen Jahr war das Golmer Ex­periment als bundesweit größter Freiland­versuch gestartet worden. Ziel ist die Ver­besserung der Stärkeeigenschaften und des Phosphatstoffwechsels der Kartoffeln.

Auf den ersten Blick sieht das Golmer Ver­suchsfeld aus wie ein herkömmlicher Kar­toffelacker. In Kochtopf, Pfanne oder Friteu­se werden die hier reifenden Knollen je­doch nicht landen.Pflanzen nicht für menschlichen Verzehr oder Verfütterung bestimmt!, ist auf acht Schildern am Acker­rand zu lesen die Erdäpfel MarkeMax­Planck-Institut wachsen ausschließlich die Wissenschaft. Für dieSpeisekartoffel interessieren sich die Pflanzenphysiologen ohnehin nicht:Uns geht es hauptsächlich um den nachwach­senden Rohstoff Kartoffelstärke, so der Forschungskoordinator des Instituts, Rainer Höfgen. Stärke werde beispielsweise als Dickungsmittel in der Lebensmittelindustrie, als Bindemittel für Wellpappe oder für die Herstellung von Papier und Klebstoff ver­wendet. Durch die Veränderung des Erbgutes könne die Stärkezusammenset­

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Wissenschaftliches Versuchsgelände Betreten für Unbefugte verboten! Pflanzen nicht für menschlichen Verzehr ‚oder Verfütterung bestimmt!

Max-Pharck-Inssitut Kür Mukikukang Plinnsoerpestalagie, Got

Kartoffeln hinter Gittern: Das Versuchsfeld des Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzen­Physiologie in Golm gehört zu den bestbe­hütetsten Äckern Deutschlands. Rund um die Uhr bewachen Sicherheitskräfte die 0,6 Hektar große Fläche mit genmanipulierten Pflanzen. Foto: Tribukeit

Gentechnik-Gegner auf der Brandenburger Straße in Potsdams Innenstadt: Zweimal pro­testierte die HochschulgruppeKartoffelkäfer in diesem Jahr bereits gegen den Freiland­versuch in Golm und für den sofortigen Ausstieg

aus dergrünen Gentechnik, Foto: Fritze zung in der Kartoffelleistungsfähiger ge­staltet werden. 24 fremde Gene aus Spinat, Hefen und Bakterien haben die Forscher ih­ren Pflanzen eingebaut. Insgesamt 96 neue Linien sind so entstanden.

Gefahren für die Umwelt durch die Testrei­he schließt Höfgen aus. Eine Übertragung der eingepflanzten Gene auf andere Orga­nismen sei nicht zu befürchten. Die Gegner von Gentechnik-Experimenten sehen das ganz anders.Die Möglichkeit eines Über­springens von Genen ist bereits mehrfach nachgewiesen worden, so die Potsdamer Biochemie-Studentin Cornelia Schindler. Die 20jährige hat Anfang des Jahres zusam­men mit 15 Kommilitonen die Hochschul­gruppeKartoffelkäfer gegründet, die sich für den sofortigen Abbruch des Golmer Freilandversuches und einen Ausstieg aus dergrünen Gentechnik einsetzt. Zweimal protestierten die Studenten in diesem Jahr bereits in der Potsdamer Innenstadt. Weite­te Aktionen sind nach Angaben von Corne­ia Schindler bereits geplant. ‚Wir haben gemerkt, daß die Bevölkerung der Gen­echnik äußerst kritisch gegenüber steht. Das hat uns in unseren Aktivitäten bestärkt. Mit Zerstörungen von Versuchsfeldern wol­en dieKartoffelkäfer allerdings nichts zu un haben.Gewalt lehnen wir grundsätz­ich ab, betont Schindler. Im vergangenen ahr hatten Unbekannte bundesweit 14 von insgesamt 99 Äckern mit genmanipulierten Pflanzen zerstört und einen Sachschaden

Brandenburg setzt auf Gentechnik

Nach Einschätzung der Landesregie­rung gehört die Bio- und Gentechnik auch für Brandenburg zu den zentralen Zukunftstechnologien. Die Zahl der Ar­beitsplätze und damit auch das vorhan­dene wirtschaftliche Potential in diesem Bereich werde sich in naher Zukunft ver­doppeln, hieß es kürzlich in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage zum Thema Gentechnik. Bereits jetzt gibt es 50 kleinere und mittlere Bio- und Gen­technikunternehmen mit mehreren hun­dert Beschäftigten in Brandenburg. Die gewerbliche Nutzung beschränkt sich derzeit noch auf die Herstellung von ein­zelnen Spezialprodukten. Für die kom­menden Jahre wird allerdings mit der Etablierung von gentechnischen Anla­gen gerechnet.

Nicht nur auf wirtschaftlicher, auch auf wissenschaftlicher Ebene ist die Bio­und Gentechnik in Brandenburg auf dem Vormarsch. Drei Forschungszen­tren befinden sich derzeit im Aufbau. Neben dem Wissenschaftspark in Golm entstehen Biotechnologiezentren in Luckenwalde und auf Hermannswerder in Potsdam.

Freilandversuche mit gentechnisch ver­änderten Nutzpflanzen werden derzeit an drei Standorten in Brandenburg durchgeführt. Während sich das Max­Planck-Institut für molekulare Pflanzen­physiologie auf die Kartoffel spezialisiert hat, testet die Firma Agrevo in Schönfeld die Herbiszidresistenz von Raps, Mais und Zuckerrüben. Ein weiterer Acker mit genmanipuliertem Raps befindet sich Dahnsdorf. Auch hier geht es um die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen Unkrautbekämpfungsmittel. mef

von etwa zwei Millionen Mark angerichtet. Ganze Versuchsreihen wurden durch die Anschläge vernichtet. Auch das Feld in Golm fiel Mitte Juni 1996 dem Vandalismus zum Opfer. Zäune wurden niedergerissen, Ackerfurchen zertrampelt und kostbare Knollen aus dem Boden gerupft. Zurück blieben 6.000 zerstörte Kartoffelpflanzen ein Fünftel des Bestandes. Den reinen Sachschaden schätzt Rainer Höffgen auf 60.000 Mark. Viel schlimmer sei allerdings der Forschungsrückstand, der durch den Überfall entstanden sei:Der wissenschaft­liche Schaden ist unschätzbar, so Höffgen. Trotz der erhöhten Alarmbereitschaft bei den

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PUTZ 4/97

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