MEHR ÄHNLICHKEITEN ALS UNTERSCHIEDE IN OST UND WEST
„Berliner Wendekinder“— ein DFG-gefördertes Forschungsprojekt
Umwälzungen, wie sie beispielsweise mit dem Zusammenbruch eines Gesellschaftssystems verbunden sind, berühren nicht nur die sogenannte große Politik. Sie greifen ebenso entscheidend in das alltägliche Leben von Millionen Menschen ein. Daß bereits kleine Kinder solche Ereignisse reflektieren und verarbeiten, wird oft vergessen. Deshalb wandten sich Wissenschaftler den bisher wenig beachteten sozialen und sozial-emotionalen Aspekten dieser Problematik zu. So entstand das Projekt„Berliner Wendekinder“.
Im Sommer 1992 begannen unter der Leitung der damals noch an der FU Berlin tätigen Prof. Dr. Hellgard Rauh, heute Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Potsdam, und Dr. Christine Weber, Berliner Institut für Kleinkindpädagogik und
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überwiegen im übrigen deren Vorteile: Sauerstoff gelangt bis zum Grund, am Sediment vorhandene abgestorbene Algen werden zersetzt.
Das Team um Sabine Friedrich konzentriert sich bei seiner Analyse nicht nur auf chemische, sondern ebenfalls auf physikalische und biologische Parameter. So registrieren die Mitarbeiter beispielsweise derzeit bereits ein Abnehmen der Sichttiefe(von 150 auf 90 Zentimeter) sowie die Zunahme des Chlorophyll a-Gehaltes(von 3 auf 8,5 g/l) im Gewässer. Chemische Angaben dagegen machen den Löwenanteil aus. Zu ihnen gehören unter anderem neben CSB(Chemischer Sauerstoffbedarf)-Werten auch die für die Algenaktivität aussagekräftigen, gegenwärtig steigenden pH-Werte(von 7,85 auf 8,55). Ganz besondere Aufmerksamkeit erfahren die durch Badenutzung beeinflußten Nährstoffkonzentrationen.„Momentan liegen sie unter der Nachweisgrenze der Geräte“, konstatiert Friedrich.„Unter diesem Aspekt besitzt der See augenblicklich sogar Trinkwasserqualität.“ Jene fehlenden Phosphate, Nitrite, Nitrate und dergleichen jedoch lagern möglicherweise gebunden im Sediment. Bei sommerlich hohen Temperaturen sowie Sauerstofflosigkeit könnten sie sich rücklösen und doch noch den Wasserkörper erreichen. Vorerst aber gibt es für die Potsdamer durchaus Hoffnung.„Die ermittelten Werte“, urteilt die Projektleiterin,„sind generell sehr ordentlich“. An der Fortsetzung besagter Tendenz freilich bestehen Zweifel. „Wir gehen“, so die habilitierte Chemikerin, „VON einer gravierenden Änderung aus, SObald der Badebetrieb einsetzt. Man muß den Sommer abwarten.“ PG.
PUTZ 4/97
familienbegleitende Kinderbetreuung- BIK eV, die Untersuchungen. Das von der DeutSchen Forschungsgemeinschaft(DFG) fiNanzierte und bis August 1998 verlängerte Projekt analysiert die„Schulanpassung bei Kindern mit Krippen- und Kindergartenerfahrung im sich vereinigenden Berlin“. Kinder der Geburtsjahrgänge 1985/86, aus Berlin Ost 48 und aus Berlin West 45, wählte man dafür aus. Mit 1989/90 Geborenen wird die Arbeit nun fortgesetzt. Die 1992 EingeSchulten wiesen als Gemeinsamkeit intensive Krippen- und Kindergartenerfahrungen im jeweiligen sozial-politischen System auf, Ein Jahr lang existierte 1992 bereits das forMal gleiche Berliner Schulsystem. Die wissSenschaftliche Begleitung der Probanden erfolgte in deren ersten beiden Schuljahren. Struktrierte Fragebögen und Gespräche mit den Kindern, ihren Eltern und Lehrern dienten als methodische Mittel. Erhoben wurden dabei sowohl die generellen und persönlichen Erfahrungen der Erwachsenen mit dem sozialen Wandel als auch die AnpasSung der Kinder.
Die Generation der Kinder in Berlin, die ihre Kindheit in getrennten und unterschiedlichen Systemen erlebten, dann aber in das gleiche Schulsystem eintraten, erlaubt nach Auffassung Hellgard Rauhs,„zu prüfen, inwieweit eher die familienspezifischen Besonderheiten und Probleme oder systemspezifischen Charakteristika das Verhalten von Schulanfängern beeinflussen“.
Wenn auch nicht unbedingt erwartet, So traten die geschlechtsspezifischen UntersSchiede deutlicher als die Systemunterschiede zutage. Die Ergebnisse belegen,
daß die Verhaltensauffälligkeit bei Schuleintritt stärker mit den von den Müttern berichteten Partnerproblemen während der Schwangerschaft in Verbindung stehen als mit system-spezifischen Ost-West-Charakteristika. Bemerkenswert auch, daß die Mütter jener Schulanfänger, die nur in der Schule auffielen, auf die Wende und die folgenden politischen Ereignisse mit wenig Existenzangst reagierten. Kinder dagegen, die lediglich zu Hause auf die Einschulung mit Verhaltensproblemen hervortraten, haten Mütter, die nur anfangs besonders ängstlich waren, erläuterte Rauh.
Das Forschungsteam aus Pädagogen und Psychologen kann auch noch anzutreffenden Vorurteilen Fakten entgegenhalten: Die Kinder unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Intelligenz in Ost und West genausowenig, wie die Zahl derjenigen, die den Lehrern als schwierig galten. Kinder, die in den ersten Wochen zwar in der Schule, aber nicht zu Hause hervortraten, hatten meist Eltern, die dem gesamten Wendegeschehen emojonal relativ neutral oder distanziert gegenüberstanden. Eltern dagegen, die die Wende gleich zu Beginn deutlich emotional wahrnahmen, bemerkten auch bei ihrem Nachwuchs zu Hause Belastungsmerkmale. Kinder, bei denen weder Lehrer noch Eltern Veränderungen registrierten, hatten meist Eltern, die die Wendeereignisse erst allmählich in der Bedeutung für ihr Leben erkannten. Es zeigte sich„daß die Sensivität gegenüber politischen Ereignissen und gegenüber feinen psychologischen Belastungen der eigenen Kinder miteinander in Wechselwirkung stehen“. B.E.
Pan Angst bei Müttern 7 stark u 6 s5 mittel QOst m West gering o 1985/86 Juni- Ende Juli- Sylvester Sylvester Sylvester - Ende Nov 1989 Sept 1991 1992 1993 1988 1989 1990 *..>.r "Mauerfall" Wiedervereinigung Währungsunion
Mütter wurden 1993 hinsichtlich ihrer Gefühlslage zu verschiedenen Zeitpunkten in den Wendejahren befragt: Die Angst der„Ost-Mütter“ lag im Geburtsjahr ihrer Kinder niedriger als die der„WestMütter“, zur Zeit der Währungsunion und der Wiedervereinigung höher und pendelte sich dann auf
etwa gleichem Niveau ein.
Grafik: zg.
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